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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
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Halsband.
    »Ihre Kette ist sehr schön«, begann Miranda.
    »Danke. Ich finde sie allerdings ziemlich schwer. Wahrscheinlich ist Ihre leichter.«
    Miranda berührte ihren eigenen Schmuck und glaubte immer noch, seine warmen Finger darauf zu spüren.
    Hinter ihnen erklang schrilles Gelächter. Die Frauen, die in den Toilettenraum geströmt waren, schienen sich über einen anzüglichen Scherz zu amüsieren.
    »Sie sollten heute nicht hier sein«, murmelte Miranda. Oder wusste sie nicht, dass die meisten Gentlemen heute ihre Mätressen ausführten?
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich musste Bescheid wissen. Vorher.«
    Bedrückt senkte Miranda den Kopf. »Tut mir leid.«
    »Warum denn?«
    »Auch ich sollte nicht hier sein.« Aus anderen Gründen allerdings. Sie betrachtete ihre Handschuhe, als könne sie die abgearbeiteten Finger durch die Seide sehen. Freudlos lächelte sie. »Doch mir blieb nichts anderes übrig.«
    Charlotte beobachtete sie aufmerksam. »Weil Sie ihn lieben.« Als Miranda schwieg, fügte die junge Dame hinzu: »Sie müssen nichts sagen. Das erkannte ich gleich an der Art, wie Sie ihn anschauen.« Seufzend blickte sie in den Spiegel. »Meine Gouvernante war beinahe eine Geliebte. Heimlich. In ihrer Jugend. So wehmütig sah sie immer aus …« Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Wissen Sie, dass der Viscount und ich heiraten werden?«
    »Ja«, bestätigte Miranda schlicht.
    Charlotte nickte. »So ist das nun mal auf dieser Welt. Schon seit vielen Jahren hat mein Vater eine Geliebte. Und meine Mutter tut so, als würde es ihr nichts ausmachen.« Resignierend zuckte sie die Achseln, obwohl ihre Miene keinen Zweifel daran ließ, dass sie es hinzunehmen bereit war. »Selbst wenn ich es wollte – ich könnte ihn nicht von Ihnen trennen. Ich habe nämlich ebenfalls gesehen, wie er Sie anschaut. Nach dem Ball bei den Hannings nahm ich mir vor, Sie kennenzulernen.« Hastig senkte sie den Kopf und verbarg ihr Gesicht, als eine Frau hinter ihnen vorbeiging. »Ich weiß, Downing wird sich respektabel verhalten und eine Begegnung zwischen Ihnen und mir vermeiden. Seinen Eltern wird er keinesfalls nacheifern.«
    »Anscheinend kennen Sie ihn sehr gut.«
    »Nein.« Charlotte hob wieder ihr Kinn. »Nicht wirklich. Er lässt sich nicht in die Karten schauen. Wenn er Sie jedoch ansieht, kann man in seinem Gesicht lesen.«
    Miranda schwieg. Was sollte sie dazu schon sagen?
    »Ich dachte mir, dass es für uns beide leichter wird, wenn wir uns gesehen haben«, fuhr die junge Frau in ruhigem Ton fort. »Meinen Sie nicht?«
    »Ich finde es eher schwierig.«
    »Vielleicht haben Sie recht, vielleicht auch nicht.« Charlotte lächelte kühl. »Es ist nämlich so, dass ich ihn nicht liebe – ich kenne ihn ja kaum. Und ich glaube, er wird gar nicht erst versuchen, meine Zuneigung zu gewinnen. Solche Gefühle reservieren die Männer für eine andere Gesellschaftsschicht. Um ehrlich zu sein: Ich beneide Sie um Ihre Freiheit.«
    Wie seltsam, dieses Geständnis aus dem Mund der jungen Lady zu hören – nachdem Miranda bereits verloren hatte, was Charlotte ersehnte.
    »Manchmal gleicht diese sogenannte Freiheit eher einer Kette.« Und die Liebe ist die stärkste aller Fesseln.
    »Aha, verstehe.« Charlotte drehte an einem zu großen Ring, der ihren schmalen Finger schmückte. »In solchen Dingen bin ich unerfahren. Und vielleicht werde ich niemals gewisse Erfahrungen sammeln. Dennoch würde ich diese Kette gerne einmal spüren. Nur ein klein wenig …« Sie stand auf. »Jedenfalls bitte ich Sie, mir meine Neugier zu verzeihen. Guten Abend, Madam.«
    »Guten Abend«, wiederholte Miranda, sah Charlotte zwischen den Frauen verschwinden und hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Sie erwartete nicht, sie noch einmal im Zuschauerraum zu entdecken. Mit Recht, denn die Loge gegenüber blieb leer.
    Forschend schaute Downing sie an. »Geht es dir gut?«
    »O ja.« Sie zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. »Jetzt freue ich mich auf den zweiten Akt.«
    Hoffentlich wird mein nächster Akt nicht tragisch enden.

20
    Von jetzt an und durch die Ewigkeit
    Bist du meine Muse, meine Erlösung.
    Und meine endlose Verdammnis.
    Maximilian Downing an Miranda Chase
    (niemals abgeschickt)
    Miranda entwand sich den warmen Armen ihres schlafenden Liebhabers und den zerwühlten Laken. Vorsichtig stieg sie aus dem Bett. In ihrer Brust kämpften widersprüchliche Gefühle, Hitze und Kälte. Als würde Eis knistern und zugleich kochendes Wasser brodeln.
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