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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
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konzentrierte sich, um sich zu erinnern, wonach der Mann gleich gefragt hatte.
    Literatur über Sexualität?
    Abrupt blickte sie von ihrem Buch auf, ließ die Heldin erstarrt vor dem Dornengestrüpp stehen. Der unsichtbare Mann hatte die Frage soeben wiederholt, die Miranda durch den Kopf gegangen war. In die Realität zurückgeholt, drehte sie sich um, sah Rabenschwarz und Schneeweiß. Die Haarsträhne entglitt ihren Fingern. Bis ihr die Stimme wieder gehorchte, dauerte es eine ganze Weile. Sie räusperte sich, dachte an die Benimmregeln ihrer Mutter und versuchte den Schock zu überspielen.
    »Wie bitte?«
    »Aha, schenken Sie mir endlich Ihre Aufmerksamkeit?«
    Sie hörte Belustigung aus seinen Worten und auch Spott, doch bevor sie etwas entgegnen konnte, redete er schon weiter.
    »Nun, ich befürchtete fast, Sie hätten meine Frage nicht verstanden …« Sie sah, wie eine perfekt geschwungene dunkle Braue sich hob und ein amüsiertes Lächeln seinen Mund umspielte. »Wie lautet die Antwort?«
    »Haben Sie sich soeben tatsächlich nach Büchern über Sexualität erkundigt, Sir?«
    Ein seltsam gewinnendes, wenngleich mysteriöses Lächeln erhellte sein Gesicht. »Nun, sagen wir es so: Ich wollte wissen, wo sich die erotische Literatur befindet. Allerdings: Falls Sie eine direktere Annäherung an das Thema vorziehen, wäre ich erfreut.«
    Erneut verschlug es ihr die Sprache. Gegen ihren Willen starrte sie ihn an. Einen Mann wie ihn, mit einer so unverhüllt dominant-männlichen Ausstrahlung, hatte sie im Laden ihres Onkels noch nie gesehen. Und schon gar keinen, der so unschickliche Worte an sie richtete. Vielleicht redete man so mit Mädchen wie Georgette, die sich aufreizend kleideten, um auf der Straße die Blicke der Männer auf sich zu ziehen. Nicht aber mit Miranda Chase.
    Sie schaute an sich herab, musterte ihr schlichtes Kleid. Alles in Ordnung, nichts Unziemliches wie etwa ein nicht geschlossener Knopf oder ein hochgerutschter Saum. Nichts, was einen Mann zu dreisten Gedanken verleiten könnte.
    Den Kopf schief gelegt, lächelte er unverändert belustigt. Sein Gesicht erweckte den Eindruck, als sei es zunächst kantig aus einem Stein gehauen und dann von der liebevollen Hand des Künstlers geglättet worden, doch noch immer erkannte man hinter der freundlichen Oberfläche wachsame Schärfe.
    »Wollen Sie herausfinden, ob Sie für den Anlass richtig angezogen sind?«
    Völlig verwirrt und ungläubig, vielleicht sogar ein wenig einfältig blinzelte sie ihn an. »Sind Sie …« Sie unterbrach sich, zog die Brauen zusammen und spähte prüfend in seine dunklen Augen. »Fühlen Sie sich wohl , Sir?«
    »O ja.«
    Eingehend inspizierte sie seine maßgeschneiderte Kleidung und die imposante Gestalt. Trotz seiner Eleganz und der lässigen Art, wie er am Ladentisch lehnte, spürte sie eine fast raubtierhafte Aura, die unschuldige Mädchen in die Flucht treiben und reife Frauen unwiderstehlich in den Bann schlagen würde. Zweifellos würde Georgette ihn jetzt mit einem koketten Augenaufschlag bedenken, ihren Rocksaum um einige Zentimeter heben und ihr bedeuten, das Gleiche zu tun.
    Durch die staubigen Fenster des Ladens drang verblassendes Sonnenlicht herein und beleuchtete seine linke Gesichtshälfte, während die rechte in dunklen Schatten lag.
    Und seine Hände …
    »Fühlen Sie sich denn wohl, Miss?« Schon wieder dieser leichte Spott in dieser Stimme mit dem Whiskytimbre.
    Mirandas Tagtraum fand ein abruptes Ende. »Aber gewiss doch. Warum nicht?«
    Sie steckte einen Zettel in das Buch und legte es, mit der Vorderseite des Einbands nach unten, auf den Tisch. Nur ein Kunde. Sobald er gefunden hatte, was er suchte, würde er verschwinden, und sie konnte sich erneut in ihre Lektüre vertiefen.
    Strahlend lächelte sie ihn an. »Wie kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    Erneut hob er einen Mundwinkel, sein Blick schweifte zu dem Buch. Schöne Lippen, keine harten Züge. Nervös verdrängte sie die verwirrenden Gedanken und legte eine Hand auf den Einband.
    »Sir?«
    »Was lesen denn Sie gerade, Miss?«
    Um ihn abzulenken, schob sie andere Bücher, die auf dem Ladentisch lagen, zu ihm hinüber, lauter populäre Titel. »Hier haben wir ein paar fabelhafte Neuerscheinungen. Darf ich Ihnen helfen, etwas auszusuchen?«
    »Ich möchte ein Exemplar von dem da«, sagte er und deutete auf ihr Buch. Schon wieder verzog sich sein Mund zu diesem merkwürdigen Lächeln.
    Miranda ärgerte sich. Warum musste sie auch in aller
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