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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
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»Das kann ich dir erklären«, beteuerte er hastig.
    »Nicht nötig.« Sonderbar, wie ruhig sie sich fühlte. Wie kühl und distanziert.
    Willenlos ließ sie sich das Blatt aus der Hand nehmen. Er legte es auf die anderen und ordnete sie. »Nur alte Papiere.«
    »So alt erscheinen sie mir nicht.« War das ihre Stimme, die so frostig und abweisend klang?
    »Ich …«
    »Warum?«, unterbrach sie ihn tonlos. Eisige Kälte drang in ihre Glieder, und doch war sie erleichtert, dass endlich alles zur Sprache kommen und allen Geheimnissen und Lügen ein Ende bereitet würde.
    »Weil ich es tun musste.« Die flackernde Lampe warf Schatten auf sein Gesicht – in der sonst so kontrollierten Miene spiegelte sich wachsende Verzweiflung.
    »Oh, du musstest mich zum Narren halten? Willst du mich auf acht Arten verwirren, durch Himmel und Hölle jagen und zwingen, meiner eigenen Urteilskraft zu misstrauen?« Miranda hob die Brauen. »Ach ja, ich verstehe. Allerdings hatte ich vom erhabenen Eleutherios ein etwas charmanteres, romantischeres Verhalten erwartet, als du es mir jetzt zumutest. Und wenn nicht das, dann wenigstens die ätzende Verachtung eines Mr. Pitts.«
    An seinen Augen, seinem Mienenspiel erkannte sie, dass er völlig überrascht war und ein Wechselbad der Gefühle durchlief. Vor allem aber war er entsetzt. »Niemals wollte ich dich zum Narren halten. Es ging mir darum, dass du anfingst, an dich selbst zu glauben. Und ich – ich wollte ich selber sein und mich nicht mehr hinter all den Fassaden verstecken.«
    Seine Worte kratzten an ihrem Eispanzer. Unwillkürlich berührte sie seine Wange, und raue Fingerkuppen strichen über ein stoppeliges Kinn. Dann sank ihre Hand hinab. »Du hast mich benutzt, und zwar auf eine schrecklich verletzende Weise, wie ich sie nicht für möglich gehalten hätte.«
    »Das kann ich dir erklären.«
    »Nicht nötig«, wiederholte sie. »Leider war ich dumm genug, mir eine Weile etwas vorzugaukeln und das Spiel amüsant zu finden.« Während sie den Morgenmantel fester um sich zog, ging sie hinüber ins Schlafzimmer, wo inzwischen eine Lampe brannte.
    »Bitte, ich muss es dir erklären. Warte …« Er folgte ihr, drehte sie zu sich herum, die Papiere immer noch in der linken Hand. »Anscheinend hast du es gewusst.«
    »Dass du mich zum Narren gehalten hast? Ja. Spätestens seit dem Hannings-Ball …«
    »Meine Bibliothek – du hast sie durcheinandergebracht, weil du verärgert warst«, sagte er langsam.
    »Deine kostbare Bibliothek. Sei versichert, sie wird es überleben. Du kannst sie problemlos ordnen – denk einfach daran, dass das anfängliche Chaos dein Werk war.«
    Er schaute sie bittend an. »Das geschah nur, damit ich dir eine Beschäftigung anbieten konnte …«
    »Natürlich, du musstest dir ja dein Forschungsobjekt, dem du angeblich zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen wolltest, unter einem Vorwand ins Haus holen.«
    »Nach dem ersten Buch beschloss ich, keine Fortsetzung zu schreiben.« Eindringlich schaute er in Mirandas Augen, schien inständig zu hoffen, sie würde seine Handlungsweise begreifen.
    »Warum?« Sie zeigte auf die Papiere, die er umklammerte. »Nachdem du alles an mir ausprobiert hast, dürfte dir ausreichend Material zur Verfügung stehen für weitere Bände. Du kannst ein Vermögen damit verdienen.« Sie sammelte ihre Kleider ein. »Und so dumm, wie ich nun einmal bin, werde ich das Buch sogar kaufen.«
    »Was machst du?«
    Sie musste die Zeitspanne nutzen, solange ihr Zorn noch Sehnsucht und Liebe überwog. »Ich gehe.« Die Kleider über dem Arm, schaute sie zur Tür. »Gute Nacht, Euer Lordschaft.«
    »Du gehst?«
    »Ja. Viel Glück für deine Ehe.« Sie wandte sich zur Tür, doch er versperrte ihr den Weg.
    Seine Hand zerknitterte die Papiere. »Du gehst? Gibst alles auf?«
    Eine Zeit lang starrte Miranda zum Fenster hinaus, den Blick in eine unbestimmte Ferne gerichtet. »Nein, ich gebe nichts auf, nicht wirklich. Ich versuche, ein eigenes, freies Leben zu verwirklichen. Vielleicht fahre ich nach Paris.« Sie sah ihn wieder an. »Wie du es mir immer wieder geraten hast.«
    »Ich dachte, du liebst mich.« Sein Gesicht war kummervoll, in seiner Stimme schwangen Bitterkeit und Enttäuschung mit. Und Resignation. Als hätte er es irgendwie erwartet, dass sie ihn verlassen würde. Jetzt hatte sie sich dazu entschlossen.
    »Ja, ich liebe dich.« Eine neue innere Ruhe milderte die Wut. »In allen Gestalten, die du mir präsentiert hast, liebe ich dich –
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