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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin
Autoren: Mary Hooper
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Ehrlich gesagt war ich ziemlich froh, Bauer Price und seinen klapprigen alten Karren loszuwerden. Mit seinem Schweineatem, seinem roten, verschwitzten Gesicht und seiner Art, plötzlich bellend loszulachen, machte er mich nervös. Außerdem hatte er mich mit einer Bemerkung beunruhigt, die er fallen ließ, als ich ihm erzählte, dass ich meiner Schwester Sarah in ihrem Geschäft in London helfen wolle.
    Ehrlich gesagt war ich ziemlich froh, Bauer Price und seinen klapprigen alten Karren loszuwerden. Mit seinem Schweineatem, seinem roten, verschwitzten Gesicht und seiner Art, plötzlich bellend loszulachen, machte er mich nervös. Außerdem hatte er mich mit einer Bemerkung beunruhigt, die er fallen ließ, als ich ihm erzählte, dass ich meiner Schwester Sarah in ihrem Geschäft in London helfen wolle.
    Er hatte seinen alten Hut zurückgeschoben und gesagt: »Willst in die Stadt ziehen, Hannah? Hätte nicht gedacht, dass dich das reizt.«
    »Doch, ganz bestimmt!«, hatte ich geantwortet, denn nach London zu ziehen war schon immer mein Herzenswunsch gewesen. »Ich kann es kaum erwarten, da zu sein.«
    »In Zeiten wie diesen... Hätte erwartet, dass deine Schwester versucht, dich davon abzubringen.«
    »Nein, sie hat sogar darum gebeten, dass ich komme«, sagte ich verblüfft. »Ihr Geschäft läuft gut, und sie will, dass ich ihr helfe. Ich soll die Kunst erlernen, Zuckerwerk herzustellen«, fügte ich hinzu.
    »Zuckerwerk, soso«, bellte er unbegreiflicherweise los, »Konfekt für Leichen wohl eher!«
    Er brachte mich nach Southwarke am südlichen Ufer der Themse. Ich dankte ihm, ließ mich von seinem Karren gleiten, vergaß nicht, mein Bündel und meinen Korb hinten herauszunehmen, und machte mich auf der überfüllten Straße auf den Weg zur London Bridge.
    Als die Brücke in Sichtweite war, blieb ich stehen, um zu verschnaufen. Ich stellte mein Gepäck ab, achtete jedoch darauf, es nicht aus den Augen zu lassen, denn ich war oft genug vor den diebischen Langfingern und mörderischen Bösewichtern gewarnt worden, von denen es auf Londons Straßen nur so wimmelte. Ich strich meine Röcke glatt und zupfte meinen Unterrock heraus, damit man den cremefarbenen Spitzenbesatz, den ich darangenäht hatte, sehen konnte-Sarah hatte mir erzählt, das sei jetzt Mode. Dann versuchte ich, mein Haar glatt zu streichen, was nicht leicht war, denn zu meinem großen Ärger kringelte es sich wie ein Schweineschwänzchen und stand leuchtend rot von meinem Kopf ab. Nichts, was ich mir auf den Kopf setzte, sei es ein Hut, eine Kappe oder eine Haube, konnte es bändigen. Dennoch zog ich meine neue weiße Haube straff herunter und knotete die Bänder zu einer ordentlichen Schleife unter dem Kinn zusammen. Ich hoffte, ich würde auf meinem Weg in die Stadt einen erfreulichen und reizvollen Anblick bieten, und niemand, der mich sah, würde erraten, dass ich frisch vom Lande kam.
    Der Tag war sehr heiß, obwohl es erst der erste Tag im Juni war, und für mich war es noch heißer, weil ich mehrere Schichten Kleidung trug. Das lag nicht daran, dass ich das Wetter falsch eingeschätzt hatte, sondern daran, dass ich wusste, ich würde alles in der Hand tragen müssen, was ich nicht anzog. Also trug ich ein Kambrikhemd, zwei Unterröcke, einen dunklen Wollleinenrock und eine Leinenbluse. Darüber hatte ich eine von meiner Mutter bestickte kurze Jacke gezogen, und auf meinen Schultern lag ein dunkler Wollschal.
    Als ich mich der Brücke näherte, sah ich mir die Leute ganz genau an, in der Hoffnung, meine Freundin Abigail zu erblicken, die letztes Jahr aus unserem Dorf hergezogen war, um als Magd in einem der herrschaftlichen Häuser zu arbeiten. Außerdem hoffte ich, eine vornehme Dame zu sehen, jemanden von Rang und Namen, um beurteilen zu können, wie ich mich, was die Mode anging, neben ihr ausnahm. Doch Abby war nirgends zu entdecken, und die meisten Vornehmen saßen in Sänften oder Kutschen, nur die weniger Betuchten und die Armen gingen zu Fuß. Diese trugen die unterschiedlichsten Sachen: Die Männer steckten in ländlicher Tracht aus Tweed, derber Arbeitskleidung aus Kammgarn oder in den streng geschnittenen Anzügen mit den weißen Kragen der Puritaner. Auch die Frauen trugen alles Mögliche, von kostbarem Samt bis hin zu alten Lumpen, die meine Mutter nicht einmal mehr als Putztücher für unsere Zinnteller genommen hätte.
    »Was für eine entzückende rote Perücke du hast, Mädel!«, ertönte die Stimme eines jungen Mannes, und ich
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