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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache
Autoren: J. D. Robb
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Clooney.«
    »Ich hab's. Drei nebeneinander liegende Grabstätten auf dem Sunlight-Memorial-Friedhof in New Rochelle.«
    »Nicht weit von ihrem Haus. Das macht durchaus Sinn.« Auf dem Weg durch das Foyer in Richtung Parkplatz tauschte sie den Computer gegen ihr Handy aus. »Peabody. Hören Sie zu.«
    »Madam? Dallas?«
    »Wachen Sie auf und ziehen Sie sich so schnell wie möglich an. Sie sind ab sofort im Dienst.« Sie schwang sich in den Wagen. »Ich will, dass Sie einen Kollegen mit Streifenwagen rufen, der Sie fahren kann. Ich habe im Fall Clooney eine Spur. Wenn sie mich zum Ziel führt, rufe ich Sie wieder an, und dann muss alles ganz schnell gehen.«
    »Wohin? Wohin fahren Sie?«
    »Zurück zu den Toten«, antwortete Eve und wandte sich dann an Roarke, der bereits vom Parkplatz auf die Straße bog. »Gib Gas. Womöglich hat er inzwischen von der Sache mit Ricker gehört.«
    »Schnall dich an«, empfahl ihr Mann und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    Die Toten ruhten im Spiel von Sonnenschein und Schatten inmitten sanfter grüner Hügel. Der Anblick unzähliger Grabsteine in weichem Weiß und sanftem Grau rief in Eve die Überlegung wach, wie dieser Ort den Lebenden Trost zu spenden vermochte, obgleich er weithin sichtbar die Sterblichkeit bewies.
    Trotzdem kamen offensichtlich viele Leute her. Denn selbst in dieser Zeit, in der nur wenige aufgrund ihres Glaubens oder ihres Reichtums sich dafür entschieden, sich beerdigen zu lassen, waren zahlreiche Gräber regelrecht mit Blumen übersät. Dem Symbol des Lebens, das man den Toten gab.
    »Welcher Weg?«
    Roarke hatte einen Plan des Friedhofs auf dem Bildschirm seines Geräts. »Nach links, über den Hügel.«
    Sie gingen gemeinsam an den Grabreihen vorbei. »Als ich das erste Mal mit dir gesprochen habe«, erinnerte sie sich, »war das auf einem Friedhof. Ziemlich unheimlich, nicht wahr?«
    »Passend.« Er legte eine Hand auf ihre Schulter. »Da ist er. Deine Instinkte sind exzellent.«
    Sie schauten dem Mann zu, der das Gras neben einer mit Blumen bestreuten und einem weißen Kreuz geschmückten Grabstätte zurückschnitt.
    »Lass mich bitte alleine zu ihm gehen.«
    »Nein.«
    Wortlos ging sie in die Hocke, zog ihre Ersatzwaffe aus ihrem Knöchelhalfter und drückte sie ihm in die Hand. »Ich vertraue drauf, dass du sie nur benutzt, wenn du keine andere Wahl mehr hast, und dass du deinerseits Vertrauen in meine Fähigkeiten hast. Ich muss versuchen, mit dem Mann zu reden. Bitte lass mich ihm noch diese eine Chance geben. Das wäre doch ein fairer Kompromiss.«
    »Also gut.«
    »Danke. Ruf währenddessen Peabody an und sag ihr, wohin sie kommen soll. Ich brauche sie hier.«
    Allein ging sie die sanfte Anhöhe hinunter, zwischen den Grabreihen hindurch.
    Er wusste, dass sie kam. Er war Polizist genug, um sich nichts anmerken zu lassen, doch machte seine leichte Gewichtsverlagerung ihr deutlich, dass er gewappnet war.
    Umso besser, dachte sie. Es war ihr lieber, dass er nicht von ihrem plötzlichen Erscheinen überrascht wurde.
    »Sergeant.«
    »Lieutenant.« Er sah sie nicht an. Noch immer starrte er unverwandt auf den Namen, der in das perfekte weiße Kreuz geschnitten war. »Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich bewaffnet bin. Aber ich will Ihnen nichts tun.«
    »Danke. Ich bin ebenfalls bewaffnet, und ich möchte Ihnen ebenfalls nichts tun. Ich muss mit Ihnen reden, Sergeant. Darf ich mich setzen?«
    Jetzt schaute er sie an. Seine Augen waren trocken, doch auf seinen Wangen waren deutliche Tränenspuren zu sehen.
    Seine Waffe – dasselbe Modell wie ihre eigene – lag in der Hand in seinem Schoß.
    »Sie sind gekommen, um mich zu verhaften. Aber ich habe nicht die Absicht, von hier fortzugehen.«
    »Darf ich mich setzen?«, wiederholte sie.
    »Sicher. Setzen Sie sich. Dies ist ein guter Platz zum Sitzen. Deshalb haben wir ihn ausgesucht. Aber ich dachte früher, dass Thad derjenige sein würde, der hier sitzt und mir und seiner Mutter irgendwas erzählt. Nicht, dass ich hier sitzen würde. Er war für mich das Licht des Lebens.«
    »Ich habe seine Personalakte gelesen.« Sie nahm ihm gegenüber auf der anderen Seite des Grabes Platz. »Er war ein guter Polizist.«
    »Ja, das war er. Oh, ich war so stolz auf ihn. Darauf, dass er seinen Job gemacht hat, als wäre er dafür geboren. Vielleicht war er das ja. Aber ich war auch schon vorher stolz auf ihn, von dem Moment an, in dem er zum ersten Mal zappelnd und kreischend in meinen Armen lag. All das
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