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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache
Autoren: J. D. Robb
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verstreut.«
    »Vielleicht hat er sie fallen gelassen.« Gleichzeitig jedoch kam Peabody auf den Gedanken, dass sie irgendetwas übersah.
    »Vielleicht.«
    Nacheinander hob Eve dreißig Münzen von der Erde auf, gab sie in eine Tüte und drückte diese ihrer Assistentin in die Hand. Dann griff sie nach dem Schläger. Blut und Hirnmasse besudelten das zirka sechzig Zentimeter lange, solide gearbeitete Stück.
    Dies war kein Spielzeug, dachte sie. Dies war als Waffe gedacht.
    »Das Ding ist aus gutem, solide verarbeitetem Metall. So etwas liegt garantiert nicht irgendwo herum, wo ein Süchtiger es findet. Wahrscheinlich hat es ständig hier gelegen, und zwar hinter der Bar. Das hat der Täter offenbar gewusst. Wahrscheinlich hat unser Opfer seinen Mörder gekannt. Eventuell haben sie noch etwas zusammen getrunken, nachdem der Laden bereits offiziell geschlossen war.«
    Sie kniff die Augen zusammen und stellte sich die Szene vor. »Vielleicht haben sie Streit miteinander bekommen, und dieser Streit ist eskaliert. Vielleicht aber war unser Killer auch schon wütend, als er hier erschien. Er wusste, wo der Schläger lag. Kam hinter die Bar. Das hatte er auch vorher schon ab und zu gemacht, weshalb sich unser Freund hier nichts Schlimmes dabei denkt. Er ist völlig sorglos, er kehrt seinem Mörder den Rücken zu …«
    Sie nahm selbst die Position ein, die das Opfer seiner Lage und den Blutspritzern zufolge innegehabt zu haben schien. »Beim ersten Schlag kracht er mit dem Gesicht gegen den Spiegel an der Wand. Sehen Sie sich die Schnittwunden in seiner Stirn und seinen Wangen an. Sie stammen eindeutig nicht von umherfliegenden Splittern. Dafür sind sie viel zu lang und viel zu tief. Er schafft es, sich noch mal umzudrehen, und deshalb trifft der Killer ihn beim zweiten Mal von vorn. Die Wucht des Schlags schleudert ihn wieder herum, er klammert sich an die Regale, reißt sie mit sich herunter, und die Flaschen krachen auf den Boden. In diesem Moment trifft ihn der dritte Schlag, der seinen Schädel platzen lässt wie die Schale von einem Ei.«
    Sie ging abermals in die Hocke, setzte sich auf die Fersen und fuhr mit ihren Überlegungen fort. »Danach drischt der Killer wie ein Wahnsinniger weiter auf ihn ein und verwüstet anschließend das Lokal. Entweder aus Wut oder weil er Spuren verwischen will. Aber er war selbstbeherrscht genug, um dann noch mal hierher zurückzukommen, sein Werk zu betrachten und den Schläger dort fallen zu lassen, wo alles begonnen hat.«
    »Er wollte, dass es aussah wie ein Raub? Er wollte, dass wir denken, dass irgendein Junkie im Vollrausch auf das Opfer eingedroschen hat?«
    »Nur kann es, falls unser Opfer kein totaler Idiot gewesen ist, unmöglich so gewesen sein. Haben Sie die Leiche und den Tatort schon gefilmt?«
    »Ja, Madam.«
    »Dann drehen wir den Toten jetzt mal um.«
    Als Eve den Leichnam wendete, klirrten die gebrochenen Knochen wie zerbrochenes Geschirr. »O verdammt. Gott verdammt.«
    Sie zog einen verschmierten Dienstausweis aus der Pfütze halb trockenen Bluts, wischte ihn mit ihrem Daumen ab und erklärte tonlos: »Er war einer von uns.«
    »Er war Polizist?« Peabody trat einen Schritt nach vorn, und plötzlich senkte sich vollkommene Stille über den zuvor mit leisem Murmeln angefüllten Raum. Die Leute von der Spurensicherung, die den Bereich hinter der Theke untersuchten, hielten in der Arbeit inne.
    Ein halbes Dutzend Gesichter wandte sich den beiden Frauen zu.
    »Detective Taj Kohli.« Grimmig stand Eve auf und wiederholte: »Er war einer von uns.«
    Peabody ging durch den verwüsteten Raum zu Eve, die zusah, wie der Leichnam von Detective Kohli für den Transport ins Leichenschauhaus in einen schwarzen Beutel umgebettet wurde. »Ich habe ein paar erste Informationen eingeholt, Dallas. Er war auf dem hundertachtundzwanzigsten Revier und dort bei der Drogenfahndung eingesetzt. War seit acht Jahren dabei. Kam vom Militär. Siebenunddreißig Jahre. Verheiratet. Zwei Kinder.«
    »Irgendwelche Auffälligkeiten in Zusammenhang mit seiner Arbeit?«
    »Nein, Madam. Seine Akte ist völlig sauber.«
    »Lassen Sie uns rausfinden, ob er undercover hier war oder ob dies nur ein normaler Nebenjob für ihn gewesen ist. Elliott? Ich will die Disketten aus sämtlichen Überwachungskameras.«
    »Es gibt keine«, erklärte der Mann von der Spurensicherung ihr aufgebracht. »Sie sind alle weg. Es gibt jede Menge Kameras in diesem Haus, aber dieser Hurensohn hat keine übersehen. Wir haben
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