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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache
Autoren: J. D. Robb
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Monaten. Als Teilzeitkraft. Vier Abende pro Woche. Er hatte Familie.«
    »Ja, ich weiß.« Regelmäßig rief es ein Gefühl der Rührung in ihr wach, dass er solche Dinge derart wichtig nahm. »Er war Polizist«, erklärte sie, und er zog überrascht die Brauen hoch. »Hast du das nicht gewusst?«
    »Nein. Scheint, als wäre die Geschäftsführerin ein wenig nachlässig gewesen. So etwas kommt nicht noch einmal vor. Darf ich das Haus betreten?«
    »Ja, gleich. Wie lange gehört dir dieser Laden schon?«
    »Ungefähr vier Jahre.«
    »Und wie viele Leute sind dort als Voll- oder Teilzeitkräfte angestellt?«
    »Ich werde alle deine Fragen beantworten, Lieutenant.« Verärgert legte er die Hand auf den Griff der Tür. »Aber erst mal würde ich mich gerne drinnen umsehen.«
    Er ging hinein, sah sich in dem Durcheinander um und blickte auf den dicken, schwarzen Sack, den man auf eine schmale Bahre lud.
    »Wie wurde er umgebracht?«
    »Gründlich«, antwortete Eve und seufzte, als Roarke sie auffordernd ansah, leise auf. »Es war ziemlich hässlich, okay? Jemand hat mit einem Metallknüppel Brei aus ihm gemacht.« Sie merkte, dass Roarke zu den Blutspritzern auf dem Glas hinter dem Tresen sah. Sie wirkten wie ein abstraktes Gemälde. »Nach den ersten Schlägen hat er bestimmt nichts mehr gespürt.«
    »Hat man dich jemals mit einem Metallschläger verdroschen? Mich schon«, erklärte er, ohne abzuwarten, ob sie ihm eine Antwort gab. »Das ist alles andere als angenehm. Tja, ein Raubüberfall war das sicher nicht.«
    »Warum?«
    »Hier in diesem Laden gab es jede Menge teurer Alkoholika. Weshalb also hätte jemand, der Beute machen wollte, die Flaschen zerbrechen sollen, statt sie einzusacken und sie zu verkaufen? Wenn man ein Lokal wie das hier überfällt, dann bestimmt nicht wegen der paar Kröten, die es möglicherweise abzustauben gibt. Ein Räuber hätte es bestimmt nicht auf das bisschen Kohle, sondern auf das Inventar und vielleicht auf ein paar technische Geräte abgesehen.«
    »Spricht da etwa die Stimme der Erfahrung?«, fragte Eve und entlockte ihm ein, wenn auch schmales, Grinsen.
    »Natürlich. Und zwar meine Erfahrung als Eigentümer und gesetzestreuer Bürger.«
    »Genau.«
    »Was ist mit den Disketten aus den Überwachungskameras?«
    »Weg. Er hat sie alle mitgenommen.«
    »Woraus folgt, dass er sich vorher schon mal gründlich umgesehen hat.«
    »Wie viele Kameras sind insgesamt in dem Laden installiert?«
    Erneut zog Roarke seinen kleinen Computer aus der Tasche und gab die Frage ein. »Achtzehn. Neun hier in der untersten Etage, sechs in der ersten und die anderen drei oben unterm Dach. Bevor du fragst: Geschlossen wird um drei, was heißt, dass die Angestellten für gewöhnlich spätestens halb vier gegangen sind. Die letzte Show endet um zwei. Die Musiker und Entertainer -«
    »Stripper -«
    »Meinetwegen«, erwiderte er milde. »Sie hören um dieselbe Zeit mit ihrer Arbeit auf. Sämtliche Namen und Arbeitszeiten liegen innerhalb der nächsten Stunde auf dem Schreibtisch in deinem Büro.«
    »Danke. Warum Purgatorium?«
    »Der Name?« Der Hauch eines Lächelns huschte über sein Gesicht. »Er hat mir gefallen. Das Purgatorium ist ein Ort der Sühne, vielleicht der Rehabilitation. Ein bisschen wie ein Gefängnis. Ich habe ihn immer als die letzte Möglichkeit zum Mensch-Sein angesehen«, antwortete er. »Bevor man entweder Flügel und einen Heiligenschein verpasst bekommt – oder im ewigen Feuer der Verdammnis schmort.«
    »Was wäre dir lieber?« Sie sah ihn leicht lächelnd an. »Die Flügel oder das Feuer?«
    »Weißt du, genau das ist die große Frage. Ich bin am liebsten Mensch.« Als die Bahre an ihnen vorbeigetragen wurde, strich er mit einer Hand über ihr kurzes braunes Haar. »Das hier tut mir Leid.«
    »Mir auch. Gibt es einen Grund, aus dem ein Detective der New Yorker Polizei undercover im Purgatorium hätte ermitteln können?«
    »Keine Ahnung. Es wäre natürlich möglich, dass ein paar von unseren Gästen irgendwelche Dinge tun, die der Polizei nicht unbedingt gefallen, aber mir ist nichts davon bekannt. Vielleicht wechseln in den Separees manchmal ein paar Drogen den Besitzer, aber größere Geschäfte finden hier nicht statt. Davon hätte ich gehört. Und nur diejenigen von unseren Stripperinnen, die eine Lizenz dafür besitzen, lassen sich näher mit den Gästen ein. Minderjährige kommen weder als Gäste noch als Angestellte hier herein. Selbst wenn du das eventuell nicht glaubst,
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