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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache
Autoren: J. D. Robb
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dass Sie auf uns gewartet haben. Officer Peabody, meine Assistentin.«
    »Detective Kohlis Leichnam liegt in der Pathologie und wird umgehend untersucht. Sobald wir seine nächsten Angehörigen verständigt haben, schreibe ich meinen Bericht.«
    Sie machte eine Pause, um nicht gegen den Maxibus anschreien zu müssen, der mit unglaublichem Getöse einen halben Block entfernt an einer Haltestelle vorfuhr.
    »Alles, was ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann, Captain Roth, ist, dass ich einen toten Polizisten habe, der in den frühen Morgenstunden in einem Club auf die brutalste Art und Weise zu Tode geprügelt worden ist. Einem Club, in dem er offenbar als Teilzeitkraft beschäftigt war.«
    »Kann es ein Raubüberfall gewesen sein?«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich.«
    »Was für ein Motiv hat der Täter dann Ihrer Meinung nach gehabt?«
    Die Frage rief ein Gefühl des Ärgers in Eve wach, und sie wusste, wenn sie sich nicht vorsah, käme es zu einer Auseinandersetzung zwischen ihr und dieser Frau. »Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, Captain Roth. Wollen Sie weiter hier draußen auf der Straße rumstehen und mich löchern? Oder lesen Sie lieber nachher meinen Bericht?«
    Roth öffnete den Mund, atmete hörbar ein, meinte dann jedoch: »Sie haben Recht. Allerdings war Detective Kohli fünf Jahre lang einer von meinen Männern, weshalb ich möchte, dass meine Abteilung die Leitung der Ermittlungen in diesem Mordfall übernimmt.«
    »Das kann ich durchaus verstehen, Captain Roth. Aber lassen Sie mich Ihnen versichern, dass der Fall, solange ich die Ermittlungen leite, meine ganze Aufmerksamkeit bekommt.«
    Nimm endlich die verdammte Sonnenbrille ab , ging es Eve durch den Kopf. Ich will sehen, was du für Augen hast. »Sie können natürlich beantragen, dass man die Ermittlungen Ihnen überträgt. Aber ich will Ihnen gegenüber ehrlich sein. Ich gebe diesen Fall nicht einfach ab. Ich habe heute Morgen neben ihm gekniet. Ich habe gesehen, was mit ihm passiert ist. Sie können seinen Mörder also unmöglich dringender dingfest machen wollen als ich.«
    »Captain.« Clooney trat einen Schritt nach vorn und legte eine Hand auf Roths linken Arm. Mit seinen von Falten gerahmten, blauen Augen sah er müde und irgendwie vertrauenswürdig aus. »Lieutenant. Natürlich gehen momentan unser aller Gefühle mit uns durch. Aber wir sollten uns vielleicht auf das besinnen, weshalb wir hierher gekommen sind.«
    Er hob den Kopf und blickte zu einem Fenster im vierten Stock. »Was auch immer wir empfinden, kommt dem, was gleich dort oben empfunden werden wird, nicht einmal ansatzweise nahe.«
    »Sie haben Recht. Sie haben Recht, Art. Also bringen wir es hinter uns.«
    Roth trat vor die Haustür und schob ihren Generalschlüssel ins Schloss.
    »Lieutenant?« Clooney blieb ein Stück zurück. »Ich weiß, dass Sie Patsy befragen werden wollen, aber ich muss Sie bitten, dabei möglichst vorsichtig zu sein. Ich weiß, wie sie leiden wird. Ich habe selbst vor ein paar Monaten einen Sohn verloren, der bei der Polizei war und im Dienst getötet worden ist. Es zerreißt einem das Herz.«
    »Ich werde garantiert nicht zusätzlich nach ihr treten, wenn sie sowieso bereits am Boden liegt.« Eve marschierte los, blieb noch einmal stehen, atmete tief durch und drehte sich zu Clooney um. »Ich habe Kohli nicht gekannt«, erklärte sie ihm ruhig. »Aber er wurde ermordet, und er war Polizist. Das ist für mich Grund genug, gründlich, aber auch rücksichtsvoll zu sein. Okay?«
    »Ja. Ja, okay.«
    »Himmel, wie ich das hasse.« Sie folgte Roth zum Fahrstuhl. »Wie machen Sie das nur?«, wollte sie von Clooney wissen. »Wie schaffen Sie es, den Menschen in ihrer Trauer beizustehen? Wie halten Sie das aus?«
    »Ehrlich gesagt, haben sie mich dafür gewählt, weil ich schon vorher, wenn es irgendwo mal Streit gab, schlichtend eingegriffen habe. Als Mediator«, erläuterte er lächelnd. »Ich habe mich bereit erklärt, mich den Angehörigen von Mordopfern als psychologischer Beistand zur Verfügung zu stellen, weil ich dachte, dass ich dadurch etwas Gutes bewirken kann. Ich verstehe diese Menschen, denn ich habe selbst das Gleiche durchgemacht. Noch dazu kenne ich Patsy und Taj recht gut.«
    Sein Lächeln war verflogen, und mit zusammengepressten Lippen stieg er mit den Frauen in den Lift. »Man hält es deshalb aus, weil man diesen Menschen … wenn auch natürlich nur begrenzt … in ihrem Unglück helfen kann. Es ist gut,
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