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Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6

Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6

Titel: Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
Autoren: Lynsay Sands
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    Leigh war nur noch eineinhalb Blocks von zu Hause entfernt, als sie den Nachhall fremder Schritte vernahm. Zunächst dachte sie sich nichts dabei. Sie war in Kansas, hier passierte nie was. Erst recht nicht um fünf Uhr morgens. Selbst Dorothy und ihr Hund Toto hatten erst von einem Tornado mitgerissen und im Land Oz abgesetzt werden müssen, um etwas Abenteuerliches zu erleben.
    Andererseits befand sie sich in Kansas City und nicht in irgendeinem abgeschiedenen Dorf. In dieser Stadt ereigneten sich durchaus Verbrechen, und sie war eine Frau, die um fünf Uhr früh ganz allein durch eine dunkle Straße ging. Zwar handelte es sich um ein Wohngebiet mit alten Gebäuden, in denen Familien lebten, aber nur ein paar Blocks weiter lag Downtown, wo sich Obdachlose und Junkies tummelten.
    Ein Schauer lief Leigh über den Bücken, als ihr auffiel, dass die Schritte hinter ihr schneller geworden waren und rasch näher kamen. In den letzten fünf Jahren war Leigh diese Strecke schon Hunderte Male gegangen, und nie hatte sie sich dabei unbehaglich gefühlt.... weshalb es ihr gar nicht gefiel, dass genau das jetzt der Fall war. Sie ermahnte sich, Ruhe zu bewahren. Gleichzeitig versuchte sie, sich daran zu erinnern, was sie im Selbstverteidigungskurs gelernt hatte, aber natürlich herrschte jetzt, da sie dieses Wissen dringend brauchte, gähnende Leere in ihrem Kopf.
    Aber war das nicht immer so? Sie fühlte, wie sich ihre Muskeln anspannten, als die Schritte näher und näher kamen. Wenn sie nicht bald etwas unternahm, würde ihr vielleicht niemand mehr helfen können.
    Dieser Gedanke veranlasste sie, eine Entscheidung zu treffen. Sie änderte die Richtung, näherte sich der Bordsteinkante, um zur anderen Straßenseite zu wechseln, und warf wie zufällig einen Blick über die Schulter, als wolle sie sich vergewissern, ob sich auch kein Wagen näherte.
    Dieser Blick half jedoch nicht, ihre Sorgen zu zerstreuen. Ihr Verfolger war ein großer, schlanker Mann in dunkler Kleidung. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, da es im Schatten der hochgeschlagenen Kapuze seiner Jacke lag. Nun fühlte sie sich nur noch unbehaglicher, noch nervöser und verängstigter. Trotzdem tat sie so, als kümmere sie die Anwesenheit des Fremden nicht, und überquerte die Straße, während sich ihre Gedanken überschlugen und sie fieberhaft grübelte, wie sie sich am besten verhielt.
    Als sie in die andere Richtung schaute, musste sie einsehen, dass die von dunklen Häusern gesäumte Straße ansonsten menschenleer war. Nicht mal ein Auto war unterwegs. Niemand, von dem sie Hilfe erwarten konnte. Hätte sie doch bloß ein Taxi genommen und sich nach Hause bringen lassen! Aber nie zuvor hatte es irgendwelche Schwierigkeiten gegeben, und woher hätte sie wissen sollen, dass es an diesem Morgen anders kommen würde?
    Außerdem war es jetzt zu spät, ihr Verhalten zu bereuen. Das half ihr auch nicht weiter.
    Leigh spürte, wie eine eisige Hand ihr Herz zusammen presste, als sie hörte, wie die Schritte ihr auf die andere Straßenseite folgten. Mit wachsamem Blick musterte sie die Häuser zu beiden Seiten und hielt Ausschau nach Anzeichen dafür, ob noch jemand wach war, damit sie entscheiden konnte, wo sie am ehesten mit Hilfe rechnen konnte. Doch sie befand sich in einer reinen Wohngegend. Hinter keinem Fenster brannte noch Licht. Die Menschen hatten sich vor Stunden schlafen gelegt. Leigh schien die Einzige zu sein, die lange arbeiten musste und daher um diese Zeit noch unterwegs war.
    Das Coco’s, ein Restaurant mit Bar, das ihr gehörte, schloss um drei Uhr nachts. Genauer gesagt, die Bar schloss um drei. Das Restaurant machte schon viel früher zu. Leigh hatte die Spätschicht in der Bar, und wenn der letzte Gast gegangen war und die Putzkolonne ihre Arbeit aufnahm, zog sie sich ins Hinterzimmer zurück und erledigte den Papierkram.
    Dienstpläne ausarbeiten, Bestellungen aufgeben, Zeiterfassungskarten überprüfen, Belege des Tages sichten und so weiter. Üblicherweise war sie damit gerade dann fertig, wenn die Putzkolonne ihre Arbeit beendet hatte. Und falls nicht, wartete sie, um die Reinigungskräfte noch aus dem Lokal zu lassen und abzuschließen. Dann machte sie sich auf den Heimweg. Vor fünf oder halb sechs war das selten der Fall. Die meiste Zeit des Jahres herrschte dann noch Dunkelheit, und sämtliche Verbrecher lagen im Bett und schliefen fest.
    So wie offenbar auch alle anderen in dieser Straße, dachte Leigh mutlos. Dann jedoch
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