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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache
Autoren: J. D. Robb
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Leben in einem winzigen Paket.«
    Mit seiner freien Hand strich er über das Gras, das über seinem Jungen wuchs. »Sie haben noch keine Kinder, oder, Lieutenant?«
    »Nein.«
    »Dann lassen Sie mich Ihnen sagen, dass, egal, was Sie für jemand anderen empfinden, egal, wie viel Liebe es in Ihrem Inneren gibt, all dies, wenn Sie ein Kind haben, noch viel stärker werden wird. Das können Sie erst dann verstehen, wenn Sie es erleben. Und diese Liebe nimmt nicht ab, wenn das Kind erwachsen ist, sondern sie nimmt eher weiter zu. Ich sollte dort liegen, nicht mein Junge. Nicht mein Thad.«
    »Wir haben Ricker festgenommen«, erklärte sie rasch, als sie seine Hand die Waffe fester umklammern sah.
    »Ich weiß.« Sein Griff ließ wieder etwas nach. »Ich habe es in dem kleinen Zimmer, in dem ich derzeit wohne, im Fernsehen gesehen. In meinem Versteck. Wir alle brauchen manchmal ein Versteck, meinen Sie nicht auch?«
    »Er wird für den Mord an Ihrem Jungen büßen, Sergeant.«
    Sie sprach und spräche ihn weiterhin als Sergeant an, damit er sich daran erinnerte, wer und was er war.
    »Ich will, dass Sie das wissen. Anstiftung zum Mord. Zum Mord an einem Polizeibeamten. Ebenso wegen Anstiftung zum Mord an den Kollegen Ihres Sohnes. Auch das hat Ricker arrangiert. Mit diesen und all den anderen Anklagen, die wir gegen ihn erheben werden, wird er nie mehr aus dem Gefängnis kommen. Er wird hinter Gittern sterben, das steht eindeutig fest.«
    »Das ist mir ein kleiner Trost. Ich habe nie wirklich geglaubt, dass Sie an diesen Dingen beteiligt gewesen sind. Mein Gefühl hat mir immer etwas anderes gesagt. Nur war mein Hirn in den letzten Monaten nicht mehr klar. Nachdem ich Taj …«
    »Sergeant -«
    »Ich habe diesem Jungen das Leben genommen, obwohl er genauso unschuldig wie mein Sohn gewesen ist. Habe seine süße Frau zur Witwe gemacht und seinen Babys einen guten Vater genommen. Das Bedauern, die Scham und das Entsetzen über diese Tat nehme ich mit in mein eigenes Grab.«
    »Nicht«, sagte sie mit ruhiger, aber eindringlicher Stimme, als er seine Waffe an seine Halsschlagader hob. Ein Schuss dorthin wäre tödlich. Falls der Stunner, wie sie annahm, auf die höchste Stufe eingestellt war, brächte die Betätigung des Abzugs ihn auf der Stelle um. »Warten Sie. Meinen Sie tatsächlich, dass Sie Ihrem Sohn dadurch eine Ehre erweisen, dass Sie sich hier auf seinem Grab erschießen? Würde Thad so etwas wollen? Würde er das von seinem Vater erwarten?«
    Er war unendlich müde. Sie sah es seinem Gesicht, hörte es seiner Stimme an. »Was bleibt mir sonst zu tun?«
    »Bitte hören Sie mir zu. Wenn Sie sich unbedingt das Leben nehmen wollen, kann ich Sie nicht daran hindern. Aber Sie sind es mir schuldig, mir noch ein paar Minuten zuzuhören, meinen Sie nicht auch?«
    »Vielleicht. Dieser junge Mann, der mit Ihnen zusammen vor meiner Wohnung stand, als ich merkte, dass Sie wussten, dass ich der Täter war. Ich bin in Panik ausgebrochen. Panik«, wiederholte er wie einen Fluch. »Ich habe ihn nicht einmal gekannt.«
    »Sein Name ist Webster. Lieutenant Don Webster. Er lebt, Sergeant. Er wird wieder gesund.«
    »Das freut mich. Damit habe ich eine Last weniger zu tragen.«
    »Sergeant …« Sie suchte verzweifelt nach den richtigen Worten.
    »Ich bin bei der Mordkommission«, fing sie schließlich an. »Waren Sie jemals bei diesem Dezernat?« Sie wusste, dass er nie dort tätig gewesen war. Sie wusste genauestens über ihn Bescheid.
    »Nein, nicht direkt. Aber wenn man Polizist ist, hat man ab und zu trotzdem mit Toten zu tun. Und wenn man so lange bei der Truppe ist wie ich, sogar viel zu oft.«
    »Ich setze mich im Rahmen meiner Arbeit für die Toten ein. Ich kann die Zahl der Mordopfer, über die ich mich in all den Jahren habe beugen müssen, schon lange nicht mehr zählen. Ich glaube, wenn ich das versuchen würde, hielte ich es nicht mehr aus. Aber in meinen Träumen kehren sie zurück. All diese verlorenen Gesichter, diese gestohlenen Leben. Das ist wirklich hart.«
    Sie war selber überrascht, dass sie ihm das erzählte, doch es erschien der einzig mögliche Weg, an ihn zu appellieren. »Manchmal ist es so hart, diese Gesichter im Schlaf zu sehen, dass man, wenn man wach wird, unendlich leidet. Aber ich kann nichts anderes tun. Ich wollte, seit ich denken kann, zur Polizei. Das war das einzig klare Ziel in meinem Leben, und deshalb kann ich unmöglich etwas anderes tun.«
    »Sind Sie eine gute Polizistin?« Ob aus
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