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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel
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Prolog
Feuer und Asche
    Die Welt versank in Donner und Nebel, Ragnarök brach über sie herein. Götter und Unsterbliche kämpften auf dem Idafeld gegen den Untergang und ahnten noch nichts von der letzten, alles entscheidenden Auseinandersetzung im Gletschervulkan.
    Fenrir war soeben gefallen, und der Wolfsvater verlangte nach Rache.
    »Ich bin der Gott des Feuers!«, donnerte der Titan aus Glut und Flammen inmitten des Berges, während die Welt den Atem anhielt. »Du kannst mich nicht aufhalten.«
    »Ich kann und ich werde«, versetzte der Getreue, doch seine Stimme bebte. »Ich entziehe dir, was dich am Leben erhält.«
    Loki lachte dröhnend, allerdings nicht vor Freude. Bitterkeit und Schmerz lagen in seiner Stimme sowie ein gurgelnder Laut des Blutdurstes. »Ich bin mächtiger als alles, was denkbar ist, nicht zuletzt dank dir. Oder hast du das inzwischen vergessen, so wie deine ursprüngliche Gestalt?«
    »Ich habe nichts vergessen, alter Freund. Nichts von all dem, was wir einst teilten, was wir schufen ...«
    »... und vernichteten. Wie kannst du mich nun angreifen?«
    »Ich greife dich nicht an. Ich halte dich auf, wie ich es bereits sagte.«
    »Und wie willst du das anstellen?«
    Ein winziges Zögern. »Indem ich dich vernichte.«
    Der Getreue zog seine gesamte Macht zusammen. Tiefe Trauer umhüllte seine brennende Gestalt und bewahrte ihn vor der Zerstörung. Doch wie lange? Es gab keinen Ausweg mehr. Lokis Tod war auch der seine.
    »Ich
bitte
dich ein letztes Mal!«, rief er in das Glosen, doch der Titan konnte oder wollte ihn nicht hören. Er war dabei, den Vulkan zu erwecken und sich selbst aus den Felswänden des Berges zu befreien. Die Hitze war unerträglich. Magma schoss aus immer neuen Erdspalten in Fontänen empor.
    »Loki«, flüsterte der Getreue. »Warum tust du mir das an? Uns beiden!«
    »Weil«, antwortete der Gott unerwartet ein letztes Mal, »du mir bereits alles genommen hast. Wenn ich sterbe, soll dein Tod meine letzte Rache sein und deine Sühne. Du und ich. So war es doch immer, nicht wahr?«
    »So hätte es wieder sein können ...«
    »Das ist unmöglich, und du weißt es!«
    Selbst für den Getreuen war es lange her. Odin hatte nie begriffen, dass er mit Loki einst einer Macht begegnet war, die älter war als er. Fast so alt wie diese Welt. Loki war schon ein Gott gewesen, bevor Odin ihm durch Blutsbrüderschaft die Aufnahme ins Reich der Asen antrug. Der einfältige Narr hatte ein Auge geopfert, um Weisheit zu erlangen, und besaß einen Thron, mit dem er alle Welten überschauen konnte – aber das Naheliegende übersah er nach wie vor.
    Lange Zeit hatte Loki über seinen gelungenen Streich gelacht. Darin war er stets der Meister gewesen. Er hatte seinem Blutsbruder nie die Wahrheit gesagt, erst recht nicht über seine Unsterblichkeit. Genauso wie die Olympier und viele andere waren die Götter des Nordens nicht von Anbeginn unsterblich gewesen, sie alle hatten bestimmter Essenzen oder Quellen bedurft. Loki hatte ihnen dazu verholfen, und niemand ahnte, dass es immer ein Teil von ihm selbst gewesen war, den er ihnen gab.
    Doch nun ... stand er vor dem Ende. Selbst Loki währte nicht ewig, und er wusste es. Was ihm dereinst gegeben wurde, konnte ihm wieder genommen werden.
    Und nur einer war dazu in der Lage.
    »All dies hätte verhindert werden können ... Aber was rede ich da? Dazu kommt es nie«, schloss der Getreue. »Solange ich existiere, kann die Ordnung nur durch das Chaos erhalten werden; das Chaos allerdings ist unberechenbar und zerstörerisch. Einmal entzündet, vermag ein Weltenbrand nicht mehr aufgehalten zu werden. Ich kann immer nur versuchen, die Dinge im Gleichgewicht zu halten und einigermaßen gerade zu rücken. Ich will nicht behaupten, dass ich all das verstehe, doch das ist auch nicht meine Aufgabe.«
    Und ihm blieb keine Wahl mehr. Loki hatte sich von ihm abgewandt, und was sie beide jemals verbunden hatte, war nun zerrissen.
    Nur noch wenige Augenblicke. Er musste handeln. So weit war er während seiner gesamten Existenz noch nie gegangen, und es erfüllte selbst ihn mit abgrundtiefem Entsetzen.
    Aber er hatte die Macht, und er würde sie einsetzen.
    Der Getreue packte den Saum seines Umhangs und hob die Arme. Als hätte er Flügel, erhob sich seine finstere Gestalt inmitten des flammenden Infernos, flatterte gegen den anbrandenden Feuerwind.
    Dann sprach er das Wort.
    In der erschütternden Explosion hörte der Getreue den Todesschrei des Gottes, bevor es
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