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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel
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sich als Therapeut, spezialisiert auf Vampirdepressionen, ein zweites Standbein aufbauen. »Sicher. Ich habe vorhin, als du beim Anprobieren warst, den Termin auf fünfzehn Uhr verschoben.«
    »Eine Woche auf den Bestsellerlisten, und schon entwickelst du Starallüren!« Dem Klang ihrer Stimme nach gefiel ihr diese Behandlung. Kein Wunder, Elfen besaßen einen enormen Standesdünkel.
    »Noblesse oblige«, sagte er und grinste übermütig. »Adel verpflichtet.«
    Der Lektor Norbert Spatz begrüßte sie herzlich, und er hatte auch allen Grund dazu. Weitere Presseanfragen, euphorische Rezensionen und reißender Absatz – wenn das kein Grund zur Freude war!
    Er versuchte Robert zu überreden, sich der Öffentlichkeit zu zeigen, doch der frischgebackene Bestsellerautor weigerte sich nach wie vor. Der Verlag hatte ein Phantombild hergestellt, das der Presse gezeigt wurde, und Anfragen beantwortete Robert grundsätzlich nur schriftlich und über den Verlag. Ein Verlagsmitarbeiter sollte seinen Text bei der Pressekonferenz vorlesen.
    Nachdem sie damit durch waren, kam Spatz auf ein anderes Thema zu sprechen.
    »Nun – trotz allem sollten wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen«, fing er an. »Wir könnten uns demnächst für das zweite Projekt zusammensetzen. Ich nehme an, Sie haben sich bereits Gedanken darüber gemacht.«
    »Gedanken, ja«, antwortete Robert unverbindlich.
    »Nun, wann wäre es Ihnen recht?«
    »Ich weiß nicht ... In den nächsten vier Wochen wollte ich mich ausschließlich mit privaten Dingen beschäftigen. Ich bin völlig ausgelaugt nach dem Schreibmarathon und möchte wieder Zeit für Persönliches haben.«
    »Selbstverständlich. Haben Sie sich schon einen Ablaufplan für nächstes Jahr überlegt? Nur damit ich weiß, wann ich den Roman in das Programm für übernächstes Jahr einplanen kann.«
    »Keinesfalls Frühjahr, eher Herbst. Ich will in Ruhe arbeiten können, Termindruck hatte ich lange genug. Vielleicht sogar erst das Frühjahr in zwei Jahren.« Robert ignorierte das enttäuschte Gesicht des Lektors, fügte aber hinzu: »Ich möchte mich auch ein wenig rarmachen und nicht vorzeitig verschleißen.«
    »Hmm ... gewiss.« Norbert Spatz wusste ganz genau, dass Robert recht hatte, aber er sah in diesem Moment vermutlich eine Menge Geldscheinchen für das kommende Jahr auf Nimmerwiedersehen davonflattern. Aber das machte nichts, ein Jahr später tat es auch. Er lächelte wie ein Autoverkäufer. »Vielleicht kann ich Ihnen die Arbeit schmackhaft machen, indem ich Ihnen noch vor Jahresende ein Angebot unterbreite.«
    »Möglich«, sagte Robert bloß und rutschte nervös auf dem Stuhl. Allmählich wurde es ihm zu viel. Dann fiel ihm ein, dass er keinen Grund hatte, sich dem weiter auszusetzen – er war derzeit der Star des Verlags. Abrupt stand er auf, und nicht nur Spatz schaute ihn verdutzt an. »Tja, ich muss dann mal wieder los.«
    »Oh, wie schade. Ich hätte Sie gern noch eingeladen, mit ...«
    »Sehr freundlich, aber ein anderes Mal.«
    Spatz blieb nichts anderes übrig, als sich ebenfalls zu erheben und Robert die Hand zu reichen. »Ich rufe Sie an. Und Sie ... melden sich rechtzeitig, wenn Sie ein anderes Angebot bekommen?«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, ich werde Ihnen nicht abtrünnig.« Robert drückte kurz und kräftig seine Hand und verabschiedete sich.
    Draußen auf der Straße atmete er erst einmal auf. Dann kramte er nach einer Gitanes und zündete sie an. Eines der wenigen Vergnügen, die einem Vampir blieben, da seine Geruchssinne auf ihre Kosten kamen. Und wenn man tot war, verblasste auch die Gefahr von Lungenkrebs zur Bedeutungslosigkeit. Dementsprechend hatte Robert das »gesunde Leben« in dieser Hinsicht wieder aufgegeben und war in die alte Gewohnheit verfallen, ohne dass er sie jemals würde bereuen müssen.
    Rauchend ging er den Gehweg entlang, Richtung Leopoldstraße, deren lebhafter Verkehrslärm mit Huptönen und lauten Rufen bereits hereinschwappte.
    »Aha«, sagte Anne.
    »Mhm«, machte Robert.
    Er wusste, dass sie unzufrieden war, aber das konnte er nicht ändern. Nach präventiven Erklärungen stand ihm nicht der Sinn. Und schon gar nicht würde er sich rechtfertigen.
    Kurz bevor sie in die Straße einbogen, hielt Anne ihn am Arm fest. Ihre tief liegenden dunklen Augen loderten. »Raus damit!«
    Er tat unschuldig. »Womit?«
    »Das weißt du genau«, fuhr sie ihn fauchend an. »Soll ich es aus dir rausprügeln?«
    »Ich bin dir keine Rechenschaft
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