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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel
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habe?«
    Seine Augen brannten, aber die Drüsen konnten keine Tränen mehr produzieren. Dennoch wischte er sich über die Wangen, ein verbliebener Reflex. »Und mir?«, flüsterte er.
    Sie hakte sich bei ihm unter und zwang ihn, mit ihr weiterzugehen. Das Gewicht der Schuhe brachte den Schnee zum Knirschen.
    »Wir finden etwas«, versprach Anne mit fester, sicherer Stimme. »Wir werden es nicht fatalistisch hinnehmen, nur noch Vampire zu sein. Es wird sich etwas Neues ergeben. Das tut es immer, solange wir einen Sinn darin sehen. Und den habe ich längst nicht verloren. Sicher, ich war nie zuvor in einer so schlimmen Lage wie jetzt, aber es gibt immer noch Schlimmeres. Den Verlust der Unsterblichkeit beispielsweise. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir bleibt – aber, zum Teufel, ich werde sie nutzen und du mit mir! Wie du gesagt hast: Schließlich haben wir nur uns. Ich habe meine Entscheidung getroffen, so wie du die deine. Also dann! Schluss mit dem Selbstmitleid. Unsere Existenz hat einen Sinn, solange wir daran glauben.«
    Robert fühlte sich augenblicklich getröstet. Anne war so stark. Sie würde ihn nicht verlassen. Das war alles, was zählte.
    »Das tue ich, an uns beide«, schloss er und atmete tief durch. Ein verbliebenes Relikt, das allen Vampiren zu eigen war.
Atmen.
Fast wie ...
    Dann brach es laut aus ihm hervor: »Mann, was für ein Leben!«

2 Ein Tuch in der Wüste
    Der zerfledderte schwarze Fetzen trieb dahin. Trieb über die Welt und suchte nach einem Anker. Oft drohte er abzustürzen, doch jedes Mal geschah es wie durch ein Wunder, dass er davor bewahrt wurde.
    Die Winde kamen auf, aus aller Welt, und bliesen das Tuch weiter.
    Sarma war der Erste, brauste von Norden her und trieb das Tuch weiter übers Meer. Dann kamen die Polaren Ostwinde und pusteten es voran.
    Es wirbelte durch den Äther, und jede Richtung war die seine, spielte keine Rolle. Auch die Winde kannten keine Grenzen mehr, jagten sich gegenseitig über die ganze Welt und spielten dabei mit dem Tuch. Selbst der kleine Joran wagte sich dazu, während Pampero sich aufblies, Galerne und Poniente miteinander stritten und ein Gewitter auslösten, Baguio und Karif und wie sie alle hießen ... Und schließlich griffen Zephyr und Boreas ein, die Göttlichen.
    »Die ganze Welt ist durcheinander!«, fuhren sie wütend zwischen alle Winde und zerstreuten sie. »Seht es euch an, Blitz und Donner, Schnee und Hagel, Taifun und Tornado! Das muss ein Ende haben!«
    Es war nicht ganz so schlimm. Die meisten Entladungen spielten sich hoch in den Sphären ab und entrangen den Menschen höchstens staunende Laute, wenn sie seltsame Wirbel und Lichterscheinungen sahen. Schnee und Regen waren oft schon verflüchtigt, bevor sie die Baumkronen erreichten – dennoch, das eine oder andere ungehorsame Unwetter kam durch und verwüstete so manchen Hof oder kleines Wäldchen.
    »Der Klimawandel«, sagten die Menschen dazu und nickten weise. »Das ist der Beweis. Zuletzt erlebten wir es über Island mit.«
    »Hört ihr?«, fauchte Boreas.
    Die einen Winde säuselten: »Wir wollten doch nur helfen!« Die anderen brausten: »Wir folgen der Bestimmung!«
    »Ihr folgt
uns
«, befahlen die göttlichen Winde und bliesen sie endgültig davon.
    Boreas ballte ein paar Wolken zusammen und bettete das Tuch darin. Zephyr nahm es in Augenschein.
    »Da ist wohl nichts mehr zu machen«, stellte Boreas fest.
    »Dieser Fetzen wird kaum mehr zusammengehalten«, stimmte Zephyr zu. »Aber ich spüre noch einen Rest ...«
    Boreas strengte seine göttlichen Sinne an. Die Wirbel auf seiner Stirn glätteten sich. »Wahrhaftig«, rauschte er. »Da ist noch etwas.«
    »Fast erloschen«, stellte Zephyr fest.
    »Was können wir tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Anfachen?«
    »Nein.«
    »Ausblasen? – Schon gut, ein Scherz, verzwirble dich nur nicht gleich.«
    Schweigend starrten sie auf den schwarzen Fetzen, der trotz der wolkenweichen Wärme zitterte. Ab und zu glühte er am Rand auf, doch jedes Mal schwächer.
    »Es dauert wohl nicht mehr lange«, bemerkte Boreas.
    »Das dürfen wir nicht zulassen«, sagte Zephyr.
    Sie zogen sich zusammen, während sich glitzernder Nebel über ihnen herabsenkte.
    Bringt ihn zum Anfang der Last.
    »Zum ... äh ... wie?«, fragte Boreas verunsichert. Er galt normalerweise als der aufbrausendste aller Windbrüder und zugleich als der mächtigste. Doch allzu klug war er nicht.
    »Ich weiß, was er meint«, sagte Zephyr prompt. »Ich bin der Wind des Südens
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