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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel
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wissen!«
    »Aber keinen Vampir«, fügte sie ernst hinzu. »Keinen ... wie dich.« Ihr Blick bohrte sich in seinen, tauchte auf den Grund seiner Seele. Obwohl Robert gestorben war, besaß er immer noch seine Seele. Auf eine seltsame Weise war er wiedergeboren worden, wenngleich sein Körper der eines Toten war und nur vom frischen Blut anderer in der Existenz erhalten wurde. Aber er konnte im Tageslicht wandeln und sich wie ein normaler Mensch verhalten.
    »Ich bin dein Gefährte, auf Gedeih und Verderb, ein Teil von dir, wie du ein Teil von mir bist«, murmelte er. »Du hast mich zu deinesgleichen gemacht, was das Vampirische betrifft.«
    »Das erste Mal.«
    »Bereust du es?«
    »Nein.«
    Sie gab die Antwort völlig ruhig und ohne zu zögern. Ihre tief liegenden Augen waren nun klar wie eine Winternacht.
    Robert wagte es. »Ich liebe dich, Anne. Mit meiner Seele, die mir geblieben ist, liebe ich dich. Mit meinen Erinnerungen, die ich bewahren durfte, liebe ich dich. Wir werden uns gemeinsam ein neues Leben aufbauen, auf den Trümmern unserer Vergangenheit. Sie ist Geschichte, nichts als das Echo eines lang verhallten Klangs, der keine Macht mehr über uns hat. Wir gehören zusammen, so haben wir es beide entschieden. Das einzige Volk, das wir brauchen, sind wir, und wir werden residieren, wo auch immer wir wollen, und tun, was uns beliebt.«
    »Machst du mir gerade einen Heiratsantrag?« Ihre Stimme klang verwundert.
    »Ganz recht«, sagte er feierlich. »Ich will ein Ritual. Mir ist völlig gleich, welches. Aber ich will, dass jemand unseren Bund offiziell besiegelt.«
    Sie musterte ihn kritisch. »Ich glaube, meinen Vater kann ich nicht darum bitten.«
    »Dabei wäre Catan ein wirklich hübscher Trauzeuge.«
    Dann prusteten sie albern los, fühlten sich unglaublich befreit.
    »Aber was ich wissen will: Warum nur hast du in diesem romantischen Moment die grässliche Entenhose an?«, fragte Anne, nachdem sie wieder Luft geschnappt hatte.
    »Rate mal.« Seine Augen glitzerten.
    Auch in ihre Augen trat ein lüsterner Glanz, vorbei war die Niedergeschlagenheit. »Also los, endlich runter damit!«, verlangte sie mit rauer, kehliger Stimme.
    Plötzlich schoss Robert aus dem Bett. »Himmel, ich habe ja einen Termin im Verlag! Raus mit dir, Weib, wir müssen los!«
    »Nicht ohne Dusche«, erwiderte sie, und als sie die Beine über den Bettrand schwang und aufstand, konnte er nur dastehen und sie angaffen. Er hätte ihr nie im Leben widersprochen. Sie war atemberaubend, und er würde nie genug von ihr bekommen. Nicht nun, nicht später, nicht lebend, nicht tot.
    »Zu zweit, dann geht es schneller«, schlug er schelmisch vor.
    Sie hob die Brauen, doch er winkte lachend ab. »Wie Brüderlein und Schwesterlein, Ehrenwort. Auch ein lüsterner Vampir hat seine Grenzen. Aber ... es ist einfach schöner so.«
    Dem hatte sie nichts entgegenzuhalten. Robert genoss diese Nähe ganz besonders, das Rauschen des Wassers, der sanfte Schaum des Duschöls auf Annes samtener Haut, den er mit beiden Händen verteilte. Eine ganz besondere Sinnlichkeit, die ihm alle Ängste und Zweifel nahm. Sie beide, zusammen. Für immer, hoffte er.
    In Wirklichkeit hatten sie noch genug Zeit, aber Robert wollte das schöne Wetter nutzen und ein wenig mit Anne bummeln, bevor er geschäftlich wurde. Das war das Großartige daran: Er tat das, was er wollte; das Geld floss von allein. Und selbst wenn der Strom von einem auf den anderen Tag abriss, hatten sie beide erst mal für eine ganze Weile genug, um wie ein gut situiertes, vermögendes Paar zu leben. »Und wenn wir pleite sind«, hatte Robert zu Anne gesagt, »ziehen wir einfach in die Anderswelt um.« Das war eine tolle Aussicht, fand er. Sie waren beide zwar nicht sonderlich gut gelitten bei den Elfen, galten aber nicht als Verbannte. Was im Reich des Priesterkönigs geschehen war, hatte keine Auswirkungen auf die Elfenreiche, und Fanmór hinderte sie bestimmt nicht, sich bei ihm niederzulassen, nachdem Anne sich von Bandorchu losgesagt hatte.
    In einer Sache allerdings waren sie sich einig: Sie mischten sich nicht mehr in die Ereignisse ein. Sie hatten genug beigetragen und beinahe ihr Leben und ihre Existenz verloren. Alles Weitere lag nicht in ihrer Hand.
    In dicke Mäntel gehüllt, schlenderten sie Hand in Hand über den Viktualienmarkt. Die Stände waren geöffnet und boten Schlemmereien für Advent und Weihnachten feil. In der Luft lag der Duft nach Kräutern, Glühwein, Plätzchen und
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