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Sturmherz

Sturmherz

Titel: Sturmherz
Autoren: Britta Strauß
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deinen schwarzen Haaren und den blauen Augen“, hatte seine Mutter damals frohlockt. „Ja, ihr beide gehört zusammen.“
    Kjell strich über den fadenscheinigen Ärmel und dachte daran, dass er äußerlich nicht nennenswert gealtert war, seit er dieses Kleidungsstück geschenkt bekommen hatte. Dieser Mantel hingegen schon. Vielleicht sog er das Alter an seiner statt in sich auf. Wie das Bildnis des Dorian Gray.
    Ein Unsterblichkeits-Morgenmantel.
    Nachdem Kjell ein paar Mal versonnen am Buch geschnuppert hatte – es roch alt, modrig und verträumt – schlug er es auf und suchte nach dem Anfang.

Kapitel I
    Das Leuchten
    Ein Gedicht leitete die Geschichte ein, geschrieben in hübschen, schnörkeligen Buchstaben. Kjell las es laut vor, wie es seine Angewohnheit war, und während die Worte aus seiner Kehle strömten, wurde ihm eigenartig ums Herz. Eine Unruhe rumorte in ihm. Gefolgt von dem Gefühl, irgendetwas tun zu müssen. Oder nach etwas suchen zu müssen.
    „Und jede Nacht entzünden in den Steinen
Meeresgötter sich ein Feuer mit Gesang,
wo Segel, die im Mondlicht fern erscheinen,
ziehen wie ein Traum am Rand der Flur entlang.“
    Seine Stimme vermischte sich mit dem Wispern des Windes, der sich in den Spalten zwischen den Bruchsteinen fing. Wann hatte seine Mutter das Buch veröffentlicht? Er suchte nach der entsprechenden Information, fand sie ganz am Anfang und stutzte.
    Vor genau zweiundvierzig Jahren. Im Monat seiner Geburt.
    Noch einmal steckte er die Nase zwischen die Seiten.
    Es war, als atmete er Vergangenheit ein.
    Eine verborgene Etappe im Leben seiner Mutter. Ihre Gefühle und Träume. Die Zeit verrann so schnell, wenn man glücklich war. Sie floss wie der Wechsel der Gezeiten.
    Doch im Gegensatz zu Ebbe und Flut kehrte das menschliche Leben nicht ewig wieder.
    Mit seltsam klammem Herzen begann er zu lesen …
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