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Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)

Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
Autoren: Justin C. Skylark
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I

    Kurz bevor der Sonnenaufgang einen erneuten Arbeitstag ankündigte, wurde Josh wach. Ganz automatisch wanderte seine Hand zum Wecker, um die eingestellte Weckfunktion auszuschalten.
    Alles war wie jeden Tag. Alles wie ferngesteuert. Auch als er leise aufstand, den Weg durch den Flur suchte und im Nebenzimmer auf die dunkle Silhouette im Bett blickte und flüsterte:
    „Kevin? Bist du schon wach?"
    Und wie jeden Morgen ertönte nur ein leises Stöhnen, so dass Josh seufzte und ins Bad trat, um dort das warme Wasser in eine Waschschüssel zu füllen.
    Er fuhr sich über das Gesicht. Er konnte Kevin nicht schlafen lassen. Nicht heute und auch an fast keinem anderen Morgen. Diese eine Stunde, vor Dienstbeginn, war meist die einzige, die sie in Ruhe miteinander verbringen konnten. Das war beiden stets bewusst.
    Draußen dämmerte es bereits. Der Schrei eines Pfaus trieb schließlich ein leichtes Lächeln auf Joshs Gesicht. Für die Tiere aufzustehen, lohnte sich eigentlich immer - und für Kevin irgendwie auch.
    „Und jetzt mal Augen auf, junger Mann!", tönte Josh eindringlich, nachdem er die Schüssel mit Wasser abgestellt und die kleine Nachttischleuchte angeschaltet hatte. „Du kannst nachher noch genug pennen."
    „Dass du immer so grausam sein musst", erwiderte Kevin.
    Die Bettdecke hatte er bis zum Hals hochgezogen. Seine Augen waren geschlossen, so dass sich seine dichten, dunklen Wimpern von der hellen Haut kontrastreich und beeindruckend abzeichneten.
    „Beeil dich, ich bin spät dran!"
    Josh ließ den nassen Lappen direkt auf Kevins Gesicht fallen. Ein Gesicht, das ihm ähnelte. Josh empfand es fast als eine unheimliche Begebenheit, doch er konnte sie nicht ändern. Sie waren Brüder und ihre Gene gespiegelt, quasi geklont.
    Josh sah zu, wie Kevin sich mit dem Lappen über die Wangen fuhr. Sein Bruder war schmaler, blasser. Ein kleiner Unterschied zwischen ihnen.
    „Lass dir doch mal einen Bart stehen", schlug Josh zum wiederholten Male vor. „Du würdest deinem Namen Ehre machen und damit aussehen wie Kevin Kuranyi."
    „Sehr witzig!"
    Kevin schmiss den Lappen gezielt in die Waschschüssel, so dass ein paar Spritzer ihren Weg über den Rand fanden.
    „Ich bin echt spät dran", stellte Josh erneut fest. Im nächsten Moment übernahm er die Aktionen. Mit einem Handgriff hatte er die Decke von Kevins Körper gezerrt.
    „Hey!" Kevin protestierte.
    „Ausziehen!", forderte Josh. In seiner Hand lag der nasse Lappen bedrohlich und zu neuen Schandtaten bereit.
    „Du bist unmöglich!", fauchte Kevin. Mit einiger Mühe zog er sein T-Shirt aus. Dabei hob er den Oberkörper nur wenige Zentimeter von der Matratze. Sofort kam er ins Schwitzen, seine Atmung beschleunigte sich.
    Kaum war seine Brust freigelegt, fuhr Josh mit dem Lappen darüber, schnell und ungestüm, fast herzlos.
    „Creme?"
    „Heute nicht." Kevin sah zur Seite an die Wand. Eincremen würde noch mehr Zeit in Anspruch nehmen, und das hektische Vorgehen seines Bruders machte ihn jetzt schon ganz bedrückt.
    „Hör einfach auf, wenn die Zeit nicht reicht", sagte er leise.
    „Kommt nicht in Frage", zischte Josh. „Will doch keinen Dreckspatz als Bruder."
    Schnell zog er die Hose von Kevins Beinen. Der Lappen wanderte tiefer. Kevin schloss die Augen. „Hast du vielleicht noch Zeit, um ..."
    „Nein!" Josh konterte sofort. Er wusste, worauf Kevin hinauswollte, und ab und zu erfüllte er ihm diesen Wunsch sogar, auch wenn der Gedanke daran abstoßend war. Irgendwann hatte das zwischen ihnen angefangen, und es schien, als wolle es nicht wieder aufhören.
    Vielleicht aber irgendwann, wenn dieser Zustand enden würde. Würde er enden? Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht, hatten die Ärzte gesagt.
    Und plötzlich tat er ihm wieder leid. Als Josh die schlaffen Beine seines Bruders griff, sie wusch und sie ihm wie Gummistangen durch die Finger glitten, tat er ihm einfach nur leid.
    „Morgen steh ich früher auf, dann haben wir mehr Zeit, okay?"
    Josh setzte ein Lächeln auf. Kevin erwiderte es zuversichtlich.
    Als er schließlich um 7 Uhr am Frühstückstisch saß und den heißen Kaffee genoss, war die Sonne schon längst aufgegangen. Im Sommer war diese frühe Uhrzeit noch zu ertragen. Aber er wollte sich gar nicht vorstellen, wie schwer ihm wieder alles im Winter fallen würde.
    Tierpfleger - das war tatsächlich kein Traumberuf, so wie es im Fernsehen häufig dargestellt wurde. Dieser Job war Schwerstarbeit, und die begann früh am Morgen und
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