Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm

Sturm

Titel: Sturm
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Balderick mit ihren Leibern und fingen die Angriffe, die ihm galten, ab.
    Die Nachtschatten hatten einen Kreis um sie gebildet. Sie griffen nicht gemeinsam an. Abwechselnd sprang einer von ihnen nach vorne und warf sich auf einen Soldaten. Sie spielten mit ihnen. Zwei Nachtschatten hatte das bereits das Leben gekostet, doch während Gerit hinsah, gelang es einem dritten, einem Offizier die Kehle durchzubeißen. Der Mann fiel lautlos vom Pferd.
    Der andere drehte sich zu ihm um, dann zu Balderick. Durch den Helm konnte Gerit sein Gesicht nicht erkennen.
    »Verzeiht, Herr«, sagte der Offizier. Er drehte das Schwert um und rammte es sich in den Hals. Einige Nachtschatten grölten.
    Balderick nahm seinen Helm ab. Sein Gesicht war rot, die Haare klebten an seinem Kopf. Das Schwert, das er in seiner Hand trug, war abgebrochen.
    »Wo ist er?«, schrie er heiser.
    Für einen Moment dachte Gerit, er sei gemeint, doch dann trat Korvellan aus dem Kreis der Nachtschatten heraus.
    »Ich bin hier«, sagte er. Seine Kleidung war blutig. Er wirkte erschöpft.
    Balderick warf ihm sein Schwert entgegen. Es fiel vor Korvellan in den Schlamm.
    »Hast du jetzt endlich, was du wolltest, du verdammtes Tier?«
    »Nein.« Korvellan zog das Schwert des toten Offiziers aus dessen Hals und hielt es Balderick hin. »Willst du es zu Ende bringen, oder soll ich es tun?«
    Der Fürst schlug die Klinge beiseite. »Niemand bringt hier etwas zu Ende. Sag mir, was du willst.«
    Korvellan reagierte so schnell, dass Gerit kaum folgen konnte. Er stieß Balderick vom Pferd, setzte ihm den Fuß auf die Brust und die Schwertspitze an die Kehle.
    »Alles«, sagte er.
    Mit einem Schlag trennte er Balderick den Kopf ab.

 
    Kapitel 28
     
    Selbst in der Trauer zeigt sich Westfall pompös. Reichtum und Farbenpracht werden an solchen Tagen mehr zur Schau gestellt als an jedem anderen. Mancher Reisende ist bereits zu dem Schluss gekommen, der Schleier, mit dem die Trauernden ihr Gesicht verhüllen, diene nur dazu, den Neid zu verbergen, den die Reichen beim Anblick der noch Reicheren verspüren.
    Jonaddyn Flerr, Die Fürstentümer und Provinzen der vier Königreiche, Band 2
     
     
    Die Nachricht von Fürst Baldericks Tod erreichte Craymorus, als er vor der Zelle des Nachtschattens saß. Seit er seinen Sturz überwunden hatte, kam er jeden Morgen dorthin. Die Gardisten sorgten dafür. Jedes Mal, wenn der Folterknecht seine Werkzeuge ansetzte, spürte Craymorus das Ungeheuer in seinem Inneren, aber er behielt es unter Kontrolle. Nie ließ er zu, dass andere es sahen. Methodisch untersuchte er den Nachtschatten. Er hatte bereits widerlegt, dass eine Krähenfeder sich bei Berührung weiß färbte, und unter der Haut schien es auch kein Fell zu geben. Zumindest in seinem Rücken hatten sie keines gefunden. Gesprochen hatte der Nachtschatten noch kein Wort. Nur seine Augen drückten den Hass aus, den er empfinden musste.
    Craymorus sah von seinen Notizen auf, als die Tür geöffnet wurde und einer der Soldaten eintrat. Er war blass. Seine Wangen waren nass, als hätte er geweint. Er beugte sich zu Craymorus hinunter. »Der Fürst ist tot, die Armee Westfalls geschlagen.«
    Er hatte geflüstert, aber der Nachtschatten begann zu lachen, ein heiseres, meckerndes Geräusch, das von Husten unterbrochen wurde.
    Craymorus ließ sich von seinen Gardisten aufhelfen. Der Schock raubte ihm die Sprache. Er hatte Balderick nicht gemocht, trauerte nicht um den Mann, nur um den Fürsten und um die mächtige Armee, an deren Spitze er geritten war.
    »Was ist geschehen?«, fragte er den Soldaten, als sie die Kerker verließen.
    »Ein paar Bogenschützen sind vor kurzem in der Burg eingetroffen. Die Nachtschatten haben sie gehen lassen, damit sie uns von ihrem Sieg berichten. Man wird sie natürlich wegen Verrats hängen.«
    »Die Nachtschatten haben zwanzigtausend Mann vernichtet?« Die Zahl erschien ihm lächerlich groß.
    »Es war eine Falle, Herr.« Der Soldat zog die Nase hoch. »Rickard und seine Reiter sollen auch gefallen sein. Es heißt, sie seien in Somerstorm erfroren.«
    Craymorus blieb stehen, blinzelte die Tränen in seinen Augen weg. »Ist das sicher?«
    »Nein, Herr.«
    »Weiß die Fürstin schon Bescheid?«
    »Alle wissen es, Herr. Die ganze Stadt trauert.« Der Soldat zog die Tür zum Wohntrakt auf. Craymorus hörte Sklaven heulen wie Hunde. Sie gingen durch die Gänge und löschten die Fackeln. Jeder einzelne trug einen schwarzen Schleier über dem Kopf. Er hob und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher