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Sturm

Sturm

Titel: Sturm
Autoren: Claudia Kern
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kaum.
    Schwarzklaue verschränkte die Arme vor der Brust. Er sagte nichts, aber sein Blick verriet seine Ablehnung. Gerit fragte sich, was Korvellan gesagt hatte, dass er sich darauf eingelassen hatte.
    Er steckte den Schal in die Satteltasche und saß auf. »Ich werde euch nicht enttäuschen.«
    Korvellan nickte, Schwarzklaue reagierte nicht. Gerit wendete das Pferd und trieb es an, der Straße entgegen.
    Er ritt den Tag durch bis tief in die Nacht hinein. Die Zwillingsmonde standen am Himmel und wiesen ihm den Weg. Er schlief bis zum Morgengrauen, dann ritt er weiter. Gegen Abend des zweiten Tages stieß er auf das Ende der Armee.
    Gerit zügelte sein Pferd, als er die gewaltigen Belagerungstürme auf ihren hölzernen Rädern sah. Jeder Turm wurde von zehn Ochsen gezogen, die Soldaten mit Peitschen antrieben. Trotzdem kamen sie nur langsam voran. Immer wieder gerieten die Reihen ins Stocken, wenn es weiter vorne, dort wo Trebuchets und Katapulte die Straße entlanggezogen wurden, nicht mehr weiterging.
    Gerit ritt auf einen Offizier zu, der neben den Wagen herging. »Verzeiht, ich habe dringende Nachricht für Fürst Balderick. Wo kann ich ihn finden?«
    Der Mann sah ihn aus roten Augen an. Er wirkte krank. »An der Spitze natürlich, wo denn sonst?«
    Gerit bedankte sich und ritt weiter. Wie ein riesiger Wurm schlängelte sich die Armee aus Fleisch und Holz und Metall durch die Landschaft. Es gab kaum Reiterei, nur Infanterie und Belagerungsmaschinen. Die Reiter hatte Rickard bekommen.
    Es wurde bereits dunkel, als Gerit die Spitze des Trosses erreichte. Er schätzte, dass er über eine Stunde an der Armee entlanggeritten war. Fahnen und Banner in Westfalls Farben verrieten ihm, dass er sein Ziel erreicht hatte. Er entdeckte eine Gruppe von Reitern in voller Rüstung auf Kriegsrössern und ritt darauf zu. »Ich habe dringende Nachrichten für Fürst Balderick!«, rief er, als er näher herankam. »Ich habe Nachricht von seinem Sohn.«
    Die Männer auf den Kriegsrössern drehten sich um. Sie schienen einen Schutzwall um einen Reiter in ihrer Mitte zu bilden.
    »Was für Nachrichten?«, rief einer von ihnen zurück.
    »Ich habe Anweisung, nur mit dem Fürsten selbst zu sprechen.« Gerit hatte Rickard nur einmal getroffen, aber es klang wie ein Befehl, den er geben würde.
    Die Männer ritten zur Seite, um die Armee weiterziehen zu lassen. Der Offizier, der Gerit geantwortet hatte, ritt heran und musterte ihn. Es war ein älterer Mann, der unter seinem Helm stark schwitzte.
    »Heb dein Hemd hoch«, sagte er.
    Gerit folgte dem Befehl.
    Der Offizier drehte sich um. »Er ist unbewaffnet.«
    »Dann bringt ihn her.« Die Stimme kam aus der Mitte der Reiter. Gerit stieg ab, nahm sein Pferd am Zügel und ging darauf zu. Die Reiter wichen zurück. Einer nahm ihm die Zügel aus der Hand. Zwischen ihren riesigen gepanzerten Kriegsrössern fühlte sich Gerit hilflos und klein.
    Er wird die Lüge durchschauen, dachte er. Ich weiß es.
    Fürst Baldericks Rüstung glänzte rot in der Abendsonne. Er hatte seinen Helm abgenommen und auf seinen Oberschenkel gesetzt, so als posiere er für einen Porträtmaler. Gerit hatte ihn nicht so dick in Erinnerung.
    »Was behauptest du?«, fragte der Fürst.
    Gerit kniete nieder. »Herr, Euer Sohn Rickard schickt mich mit wichtiger Nachricht. Er hat den Nachtschatten-General besiegt und kontrolliert ganz Somerstorm.«
    Die Reiter johlten und schlugen mit Schwertern auf ihre Schilde. Eines der Pferde tänzelte nervös. Gerit wich seiner gepanzerten Flanke aus, dann kniete er wieder nieder.
    »Ist Korvellan tot?«
    »Nein, Herr, er verschanzt sich feige in seiner Festung. Euer Sohn lagert in der Stadt am Fuße der Hügel und erwartet dringend Eure Ankunft, bevor der Schnee den Pass versperrt.«
    »Der Pass ist noch offen?«
    »Ja, Herr, ich habe ihn selbst genommen.«
    Einen Moment lang hörte Gerit nichts außer dem Schnauben der Pferde.
    »Sieh mich an, Junge«, sagte Balderick dann.
    Gerit hob den Kopf, sah ihm direkt in die Augen.
    Der Fürst musterte ihn. »Du wirkst vertraut, aber du bist keiner von Rickards Reitern. Wer bist du?«
    Er erkennt mich nicht. Der Gedanke erschreckte und erleichterte ihn gleichzeitig. Hatte er sich so sehr verändert?
    »Ich bin nur ein Sklave aus Somerstorm. Mein Name ist Vrenn. Euer Sohn war so gnädig, mich zu seinem Diener zu machen.«
    »Und dich allein mit einer so wichtigen Aufgabe zu betrauen?«
    Gerit schüttelte den Kopf. »Nein, Herr. Er hat drei
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