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Sturm über der Wüste

Sturm über der Wüste

Titel: Sturm über der Wüste
Autoren: Linda Lael Miller
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Winde ver weht .“ Dann vollführte sie auf typisch weibliche Art eine Drehung um hundertachtzig Grad. Gerade hatte sie noch gelacht, jetzt füllten ihre Augen sich mit Tränen. „Warum magst du Mom nicht?“
    Keegan hielt am Straßenrand an. „Darüber haben wir doch schon gesprochen, Dev“, sagte er. „Wenn Menschen sich scheiden lassen, sind sie oft eine Zeitlang sauer aufeinander.“
    „Du und Mom wart aber schon vor der Scheidung sauer aufeinander“, widersprach Devon.
    Natürlich hatte sie recht. Mit vierundzwanzig hatte Keegan geheiratet – weil er dumm und geil gewesen war – und nicht mehr mit Psyche zusammen. Damals musste er sich etwas beweisen – der Herrgott allein wusste, was.
    „Tut mir leid, Dev. Es tut mir wirklich leid, dass du so viel durchmachen musstest.“
    „Man sollte nicht heiraten, wenn man sich nicht mag.“
    „Da hast du recht. Zuerst sollte man sich mögen und miteinander befreundet sein.“
    Auf einmal strahlte Devon. „Du musst nur eine Frau finden, die du magst. Ihr werdet Freunde, und dann kannst du sie heiraten.“
    „So einfach ist das nicht, Dev.“
    „Na klar“, rief sie.
    „Würde dir das denn gefallen? Wenn ich wieder heirate?“
    „Wenn sie nett zu mir ist, so wie Emma zu Rianna und Maeve. Die beiden mögen Emma sehr. Sie dürfen ihr im Buchladen helfen, als wären sie schon erwachsen. Und sie dürfen auch ihre Schuhe anprobieren. Sie hat ganz viele Schuhe.“
    „Deine Mom auch“, bemerkte er hilflos.
    „Aber ich darf sie nicht anprobieren.“
    „Warum trägst du dann nicht einfach deine eigenen?“, fragte Keegan verwirrt.
    „Das macht nicht halb so viel Spaß“, erklärte Devon. „Wie viele zehnjährige Mädchen mit hohen Absätzen kennst du?“
    „Du bist zu jung für hohe Absätze.“
    Seine Tochter verdrehte die Augen. „Dad, du bist vielleicht langweilig.“
    Deutlich entspannter als noch vor ein paar Minuten, startete Keegan den Motor, sah in den Rückspiegel und fuhr zurück auf die Straße. „Hast du Hunger?“
    „Ich verhungere fast. Mom ist eine schreckliche Köchin, und Rory isst nichts außer Studentenfutter.“
    „Ich schätze, ich habe dich gerade vor einem entsetzlichen Schicksal gerettet – jetzt gibt’s Frühstück im Casa de Idiot.“
    Devon kicherte schon wieder, und Keegan fragte sich, warum seine Augen plötzlich feucht wurden.
    Gerade als Molly nach einem Taschentuch suchte, um die klebrigen Fingerabdrücke von Lucas am Schaufenster der Buchhandlung abzuwischen, öffnete sich die Tür, und eine Frau lächelte sie an.
    „Emma Wells“, stellte die fremde Frau sich vor. „Ich habe gerade frischen Kaffee gemacht, und ich verspreche Ihnen, Sie müssen nichts kaufen!“
    Dankbar lächelte Molly zurück. „Ich hätte gern einen Kaffee“, erwiderte sie. „Und womöglich kaufe ich sogar ein Buch.“
    Emma trat lachend zurück, um sie vorbeizulassen. Der Laden war klein, gemütlich und hell erleuchtet. Zwei kleine dunkelhaarige Mädchen stolzierten im Kinderbereich in hohen Schuhen umher, die sie sich aus einem großen Haufen geangelt hatten.
    „Na, du Hübscher. Wie heißt du denn?“, begrüßte Emma nun auch Lucas.
    „Lucas“, sagte Molly.
    Hinter ihr knallte die Tür zu. Ein Mädchen stürmte mit wehendem nussbraunem Haar an ihr vorbei. „Schuhe!“, kreischte es begeistert.
    Molly lächelte – bis sie den Mann erblickte, der hinter dem kleinen Mädchen hereinkam.
    Keegan.
    McKettrick.
    „Ich kann lesen, wissen Sie“, verteidigte Molly sich umgehend.
    Keegans Miene wurde hart, doch er sagte nichts. Wütend über sich selbst, errötete Molly. Dies war ein freies Land, Himmel noch mal. Sie musste keine Erklärung abgeben, warum sie sich in einer Buchhandlung aufhielt.
    Keegan neigte sich über die Karre, genau wie Emma kurz zuvor. „Hey, Kumpel“, begrüßte er Lucas.
    „Hey, Kumpel“, wiederholte Lucas.
    Als Keegan daraufhin lächelte, war Molly wie vom Donner gerührt. Der ganze Mann veränderte sich, sobald er sich nicht wie ein selbstgerechter Idiot benahm. Vielleicht versteckte sich irgendwo hinter dieser Fassade doch ein menschliches Wesen?
    Als ob er ihren Blick gespürt hätte, sah er auf. Und sofort begann eine neue Eiszeit.
    „Weiß Psyche, dass Sie hier sind?“, fragte er und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf.
    „Nein“, zischte sie so leise wie möglich, wegen Lucas und der drei kleinen Mädchen, die um Emmas Schuhe herumtanzten. „Ich habe vor, mit Lucas zu fliehen. Mein Plan ist,
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