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Sturm über der Wüste

Sturm über der Wüste

Titel: Sturm über der Wüste
Autoren: Linda Lael Miller
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bringen“, schimpfte Florence, die sich ihre Rührung nicht anmerken lassen wollte. „Ich habe schließlich den ganzen Morgen in der Küche geschuftet.“
    Das Essen beschäftigte sie eine Weile, obwohl Psyche vermutete, dass Keegan genauso wenig Appetit hatte wie sie. Aber keiner von ihnen wagte es, die Gefühle von Florence zu verletzen.
    „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten“, sagte Psyche, als sie endlich aufgaben und die Teller von sich schoben.
    Keegan wartete.
    „Lucas wird ein beträchtliches Vermögen erben“, begann sie schließlich, richtete sich ein wenig auf und betete, dass Keegan sie nicht unterbrechen würde. Es kostete sie alle Kraft zu sagen, was sie zu sagen hatte. „Von Florence einmal abgesehen, gibt es niemanden auf der Welt, dem ich so vertraue wie dir. Doch Florence wird auch älter, und wenn ich … wenn ich tot bin, wird sie zu ihrer Schwester nach Seattle ziehen. Das musste sie mir versprechen. Molly …“ Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er sich versteifte, und fuhr daher hastig fort: „Molly wird Lucas aufziehen. Aber ich möchte dich als meinen Nachlassverwalter einsetzen. Damit du dafür sorgst, dass das Erbe meines Sohnes erhalten bleibt.“
    „Psyche …“
    Sie hob eine Hand. „Nicht“, bat sie. „Lass mich ausreden, bitte.“
    Er nickte.
    „Bring Lucas das Reiten bei, Keegan. Bring ihm bei, keine Angst zu haben. Und Baseball zu spielen und … nun, eben ein Junge zu sein.“
    „Ich könnte ihn aufziehen“, schlug er vor, und sie wusste, dass er es ernst meinte.
    „Er braucht eine Mutter.“
    „ Du bist seine Mutter. Daran wird sich nichts ändern.“
    Psyche begann zu weinen. Sie griff nach ihrer Serviette und wischte sich über das feuchte Gesicht. „Molly wird ihn adoptieren, sobald ich tot bin. Ich habe bereits die Verträge aufsetzen lassen.“
    „Warum sie? Warum ausgerechnet sie, Psyche?“
    Jetzt konnte Psyche ihn nicht länger ansehen. Die Serviette segelte zu Boden, sie faltete die Hände in ihrem Schoß. „Dann wusstest du es also? Das mit Thayer und Molly?“
    „Ja, ich wusste es“, nickte Keegan leise.
    „Aus dieser Affäre ist etwas Gutes entstanden, Keegan.“ Psyche wünschte inständig, er würde sie verstehen. Denn Lucas brauchte ihn in den kommenden Jahren. Ihr Junge brauchte einen Mann in seinem Leben, und Keegan McKettrick war der beste Mann, den sie kannte.
    An seinem Blick sah sie, dass er zu begreifen begann.
    „Mein Gott! Sie ist seine biologische Mutter“, stieß er hervor.
    „Thayer gestand mir alles wenige Stunden nach Lucas’ Geburt. Er flehte mich an, mich nicht scheiden zu lassen. Er sagte, wir könnten Lucas gemeinsam als unseren Sohn großziehen und dass Molly bereit wäre, ihn wegzugeben. Die schlichte Wahrheit ist: Ich sehnte mich so sehr nach einem Kind, dass ich zustimmte.“
    „Du lieber Gott“, stöhnte Keegan.
    „Ich habe Lucas von der ersten Sekunde an geliebt“, fuhr Psyche fort. „Und ich habe es nie bereut. Ich möchte, dass er ein gutes Leben bekommt, Keegan. Wir beide wissen, dass Geld allein nicht reicht. Bitte … versprich mir, dass du dich um ihn kümmerst …“
    „Ich gebe dir mein Wort, Psyche.“ Lange sah er sie einfach nur an.
    Durch Tränen hindurch lächelte Psyche und streichelte sein kastanienbraunes Haar. „McKettrick-Ehrenwort?“
    „McKettrick-Ehrenwort“, versprach er.
    „Ich danke dir“, murmelte sie schluchzend.
    In diesem Moment betrat Florence die Veranda. „Sie sind müde, Miss Psyche. Es ist an der Zeit, dass Sie sich etwas ausruhen.“
    Als Psyche nickte, stand Keegan auf, hob sie wieder auf die Arme und trug sie die gewundene Treppe hinauf. Oben angekommen stand Molly vor ihnen und betrachtete sie mit riesigen, traurigen Augen.
    Molly trat zur Seite, und Keegan trug Psyche in ihr Zimmer, legte sie behutsam auf das Bett und küsste sie auf die Stirn.
    „Vergiss dein Versprechen nicht“, murmelte Psyche.
    „McKettrick-Ehrenwort.“ Er hob die Hand zum Schwur.
    Lächelnd schloss sie die Augen und schlief ein.
    Molly wartete vor Psyches Zimmer. Am liebsten wäre sie zwar weglaufen, doch gleichzeitig war sie zu eigensinnig, um das zu tun.
    Nach ein paar Minuten kam Keegan wieder heraus und blieb wie angewurzelt stehen, als er sie sah. Er kniff die Augen zusammen.
    „Ist sie … ist Psyche in Ordnung?“, fragte sie.
    Er zögerte, machte einen Schritt auf sie zu, zögerte erneut.
    „Schlechte Nachrichten für Sie“, sagte er dann in beißendem Ton. „Sie lebt
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