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Sturm über der Wüste

Sturm über der Wüste

Titel: Sturm über der Wüste
Autoren: Linda Lael Miller
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weiß“, sagte Psyche, und ihr Herz wollte zerreißen. „Ich weiß.“
    „Ach, sehen Sie mich nur an!“, rief Florence laut, streckte den Rücken durch, schnappte sich eine Serviette und tupfte sich die Augen ab. „Ich sollte Ihretwillen stark sein und falle in mich zusammen wie ein altes Gemäuer.“
    „Ist schon gut“, sagte Psyche noch einmal.
    Unabhängigkeitstag
    Was für eine Ironie, dachte Molly, als sie sich zu Psyche auf die Veranda setzte. Sie stand kurz davor, für ihren kleinen Jungen ihre Freiheit aufzugeben, ihr Leben in Los Angeles und ihre Karriere.
    War es das wert?
    Obwohl Molly nicht eine Sekunde daran zweifelte, machte sie sich keine Illusionen darüber, wie schwierig und schmerzhaft dieser Prozess werden konnte.
    Sie zog einen Stuhl zurück. „Ich habe Keegan getroffen. Er hat nach Ihnen gefragt.“
    „Keegan“, murmelte Psyche lächelnd und ein wenig wehmütig, als ob sie ihn allein durch seinen Namen heraufbeschwören könnte.
    „Lieben Sie ihn?“, fragte Molly, dann zuckte sie erschrocken zusammen, weil sie diese Frage nicht hatte stellen wollen. Trotzdem wartete sie beinahe furchtsam auf Psyches Antwort.
    Nach einem langen Schweigen schüttelte Psyche den Kopf. „Nein“, antwortete sie.
    Und Molly wunderte sich, wie sehr sie diese Antwort erleichterte.
    „Keegan und ich … das war eine Sandkastenliebe.“ Sie seufzte. „Was für ein altmodischer Ausdruck, finden Sie nicht? Sandkastenliebe. Keegan und ich sind Freunde“, fuhr sie sanft fort. „Mehr nicht.“
    „Das glaubte ich nicht. Psyche, ich …“
    „Was?“
    „Es tut mir so leid – was zwischen Thayer und mir passiert ist, meine ich.“
    „Schnee von gestern. Als Thayer starb, war ich irgendwie erleichtert. Es ist schrecklich, so etwas zu sagen, und vielleicht werde ich jetzt dafür bestraft. Vielleicht ist das der Grund, warum ich gehen und Lucas allein lassen muss.“
    „Nein“, protestierte Molly schwach. So sehr sie sich auch wünschte, Lucas als ihren Sohn aufzuziehen, der Preis dafür war viel zu hoch.
    Psyche lächelte mit feuchten Augen, ihr Kinn zitterte ein wenig. „Ist es nicht erstaunlich, Molly? Dass Sie hier sind? Ich glaube wirklich, dass wir unter anderen Umständen gute Freundinnen hätten sein können.“
    „Was würde ich dafür geben, wenn ich die Zeit zurückdrehen und alles anders machen könnte“, erwiderte Molly mit belegter Stimme.
    „Wirklich? Aber dann gäbe es Lucas nicht.“
    Molly konnte nichts sagen.
    „Sie haben mit meinem Mann geschlafen und sein Kind geboren. Der Konvention nach müsste ich Sie dafür hassen, aber das kann ich nicht. Sie haben Lucas das Leben geschenkt, Molly. Ich kann nichts anderes empfinden als Dankbarkeit.“
    Tränen brannten in Mollys Augen. „Sie sind der erstaunlichste Mensch, den ich je kennengelernt habe, Psyche Ryan.“ Beinahe erstickte sie an ihren Worten. „Zehnmal mehr wert als ich, und hundertmal mehr wert als Thayer. Er hatte sie nicht verdient.“
    „Nun, was Thayer betrifft, stimme ich Ihnen zu. Der Mann war nicht gut genug, mir die Füße zu küssen. Aber Sie, Molly Shields, Sie sind ein ganz anderer Fall. Sie sind ein viel besserer Mensch, als Sie denken.“
    Unglücklich schüttelte Molly den Kopf. „Ich war so blind …“
    „Hören Sie auf“, unterbrach Psyche sie. „Ja, Sie haben einen Fehler gemacht. Aber daraus ist etwas sehr, sehr Schönes entstanden. Und nun werde ich sterben.“ Psyche rang um Fassung. „Ich habe keine Zeit, Fehler zu bedauern, weder Ihre noch meine. Also hören Sie auf damit. In dem Moment, in dem ich Lucas das erste Mal in den Armen hielt, habe ich Ihnen alles verziehen. Ich war Ihnen dankbar . Jetzt müssen Sie sich selbst vergeben, um Lucas’ willen. Meinen Sie, das könnte Ihnen gelingen?“
    Lange dachte Molly über diese Frage nach, dann nickte sie. „Ja. Aber es wird nicht leicht.“
    „Niemand hat behauptet, dass es leicht wird. Lucas wird sich die Knie aufschlagen, Fieber bekommen und und und. Mit Keegan auszukommen, ist auch nicht gerade ein Spaziergang. Aber ich vermute, das haben Sie bereits selbst herausgefunden. Ich habe Keegan gebeten, die Nachlassverwaltung zu übernehmen. Er wollte Lucas selbst adoptieren und Sie ganz und gar raushalten. Aber damit bin ich nicht einverstanden, weil ich glaube, dass ein Kind seine Mutter braucht.“
    „Wie …“ Wieder verschluckte Molly sich fast. „Wie können Sie mir vertrauen, nach allem, was geschehen ist?“
    Psyche lächelte. „Das war
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