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Wenn Kinder um sich schlagen

Titel: Wenn Kinder um sich schlagen
Autoren: Ruediger Penthin
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    Einleitung
    Schwieriges, aggressives oder gar gewalttätiges Verhalten bei Kindern und Jugendlichen kann vielgestaltig sein. Die heftigen Trotzanfälle des Dreijährigen und die Widerspenstigkeit mancher Kinder in der Vorpubertät sind Beispiele normalen aggressiven Aufbegehrens. Der Fünfjährige, der seine Mutter schlägt und tritt, der Achtjährige, der klaut und seine Mitschüler bedroht, oder der Zwölfjährige, der seine Mutter mit dem Messer angreift, zeigen jedoch aggressive Verhaltensformen, die als Störung des Sozialverhaltens bezeichnet werden müssen. Hier besteht die Gefahr einer kriminellen Entwicklung.
    Für Sie als Eltern und für alle Erziehenden ist dieses Buch geschrieben, damit es Ihnen gelingt, solche problematischen Entwicklungen besser zu verstehen und Ihren Teil an elterlicher und erzieherischer Verantwortlichkeit für solche Entwicklungen zu erkennen. Vielleicht kann dieses Buch auch dazu ermutigen, etwas dafür zu tun, bei den eigenen Kindern solche Entwicklungen zu verhindern, und dazu beitragen, dass aus »schwierigen« Kindern keine Jugendlichen mit einem »gestörten Sozialverhalten« werden.
    Als »schwierig« oder »verhaltensauffällig« können Kinder bezeichnet werden, wenn sie auffallend unruhig oder gar hyperaktiv sind, wenn sie nie zuzuhören scheinen, wenn sie ungehorsam sind oder frech, zu Wutausbrüchen neigen oder signifikant aggressiv in ihrem Handeln sind. Eine »Störung
des Sozialverhaltens« hingegen ist eine medizinisch-psychologische Diagnose, die dann gestellt wird, wenn diese genannten Auffälligkeiten ein gewisses Maß überschreiten und immer wieder oder dauerhaft auftreten oder gar kriminelle Verhaltensweisen hinzukommen. Bei vielen Kindern und Jugendlichen mit einer Störung des Sozialverhaltens liegt gleichzeitig eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung vor, mit Neigung zu körperlicher Unruhe, Unachtsamkeit, Impulsivität und mitunter auch überschießenden Wutausbrüchen, aber eben nicht bei allen dieser Kinder und Jugendlichen. Dieses Buch will die verschiedensten Facetten und Ursachengefüge auffälligen Sozialverhalten verstehbar machen.
    Fehler im Umgang mit Kindern machen wir alle, immer mal wieder. Dadurch nehmen Kinder keinen Schaden, solange sie sich geliebt, angenommen und geachtet fühlen - so wie sie sind. Schaden nehmen Kinder aber dann, wenn elterliches Fehlverhalten immerwährend auf sie einwirkt, wenn sie in einer dauerhaften Atmosphäre der Spannung, der Angst oder des »Nicht-beachtet-Werdens« aufwachsen. Das Buch soll dazu beitragen, Ihren Blick für solche Fehlentwicklungen zu schärfen, und Sie ermutigen, sich lieber früher als zu spät beratende Hilfe oder therapeutische Begleitung zu holen. In diesem Buch sind im Kapitel 6 Besonderheiten für die verschiedenen Entwicklungsphasen aufgeführt. Sie profitieren am meisten, wenn Sie auch dieses Kapitel komplett lesen und sich nicht nur die Informationen über die Altersstufe, in der sich Ihr Kind aktuell befindet, ansehen.
    In den Medien wird immer wieder das Bild von zunehmender Kinder- und Jugendgewalt verbreitet. In der Tat zeigt sich in der polizeilichen Kriminalstatistik, dass bei rückläufiger Gesamtkriminalität Gewaltdelikte - vor allem die gemeinschaftlich begangene Körperverletzung durch Jugendliche und Heranwachsende - in den letzten zehn Jahren zunahmen (Bericht zur Innenministerkonferenz, Herbstsitzung
2007). Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren traten 2007 doppelt so häufig als Gewalttäter im Rahmen der polizeilichen Kriminalstatistik in Erscheinung als noch 1993 (Baier 2009). Es ist jedoch zu beachten, dass die Daten aus derartigen polizeilichen Kriminalstatistiken mit Vorbehalt zu interpretieren sind. Die Zahl der Straftatverdächtigen, die in polizeilichen Kriminalstatistiken erfasst wird, hängt davon ab, welche Aufklärungsbemühungen seitens der Polizei, der Bevölkerung und der Öffentlichkeit existieren. Außerdem werden in der polizeilichen Kriminalstatistik Tatverdächtige registriert und nicht rechtskräftig vom Gericht für schuldig befundene Täter. In der Gruppe der Tatverdächtigen können sich somit auch Unschuldige befinden.
    Schülerbefragungen in der 9. Schulklasse durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen ergaben bezüglich der Entwicklung von Gewaltbereitschaft in
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