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Strengstens verboten

Strengstens verboten

Titel: Strengstens verboten
Autoren: Patrick Carman
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einer gesehen hat.
    Von Anfang an war das Whippet von dunklen Geheimnissen umhüllt. Es ist ein erstaunlich kleines Hotel auf einer riesigen Fläche in der Innenstadt, von der man weiß, dass sonst jeder Quadratzentimeter ausgenutzt wird. Es gibt nur neun Etagen, so sieht es von außen zumindest aus, und jedes Stockwerk hat eine unbekannte Anzahl von Zimmern. Auf dem Dach befindet sich ein Teich, denn Merganzer D. Whippet ist besessen von Enten. Man munkelt von zahllosen Gängen und geheimen Zimmern, die nur wenigen bekannt sind.
    Die Konstruktion des Whippet ist erschreckend krumm – es scheint beim leisesten Windhauch zu wackeln. Manch einer sagt, ein Kind könne darauf spucken und es würde umkippen, wenn das auch höchst unwahrscheinlich klingt. Dann gibt es noch die Gartenanlagen um das Hotel, weitläufig und ungenutzt, eine kolossale Verschwendung von Baugelände. Riesige Büsche, die zu Enten in Form geschnitten sind, erheben sich über die gewundenen Gartenwege, die das Hotel umgeben und das Hotel noch kleiner erscheinen lassen, als es wirklich ist. Am Rand zum Trottoir verläuft ein hoher Eisenzaun mit einem Tor, das nur von Lieferanten und Gästen mit speziellen gelben oder grünen Schlüsselkarten geöffnet werden kann.
    Wenn Fußgänger draußen vor dem Whippet das alles für merkwürdig halten, erwartet sie eine noch viel größere Überraschung, falls sie dort jemals übernachten sollten. Nicht viele tun es. Das Whippet ist haarsträubend exklusiv und in der ganzen Stadt verbreitet sich das Gerücht über den tatsächlichen Preis eines Zimmers und was einen darin erwartet. Sich einen Aufenthalt dort zu wünschen, ist schön und gut; es sich leisten zu können hat mehr damit zu tun, wie unglaublich reich man dafür sein muss. Einige sagen, Merganzer habe das so geplant, weil er eigentlich nicht wollte, dass Gäste kämen. Er beschäftigt sich damit, herumzubasteln, Dinge zu erfinden, mit den Enten zu spielen und (wie Sie inzwischen wohl wissen) ganz zu verschwinden.
    Es sieht so aus, als ob Merganzer D. Whippet die Stadt verlassen hat.
    Womöglich befindet er sich am Südpol und heult den Mond an.
    Mit einem Funkeln in den Augen trat Bernard wieder ans Fenster und reichte Milton den Bericht zurück.
    Â»Es ist an der Zeit, unseren Plan umzusetzen«, verkündete er. Er war ein großer Mann, schlank, aber robust, und seine scharfe Nase kräuselte sich vor Unternehmungslust.
    Milton war kleiner, rundlicher und leichter erregbar. Seine Finger zappelten vor Erwartung, als er mit dem Schlüsselbund für die schwarze Limousine klimperte, die unten auf sie wartete.
    Â»Wie Sie wünschen, Sir. Wie Sie wünschen!«

Die violette Kiste
    Betty starrte Leo an. Ihr Schnabel war nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt und sie quakte ihn leise an. Ihr Atem roch nach Narzissen.
    Â»Du hast wieder die Blumen da oben gefressen, stimmt’s?«, fragte Leo. »Mr Phipps fällt in Ohnmacht, wenn er das rausfindet. Ich habe es bisher immer auf die Krähen geschoben, aber jetzt musst du Farbe bekennen.«
    Betty schien fast zu verstehen, was Leo sagte. Sie ließ den Kopf hängen und stieß einen Laut aus, den man nur als Stoßseufzer einer sterbenden Ente beschreiben konnte.
    Â»Ich hab doch nur Spaß gemacht. Ich sag schon nichts.«
    Betty sah erleichtert aus, kam etwas näher und bohrte ihren orangefarbenen Schnabel in die Brusttasche von Leos Overall.
    Â»Ihr werdet auf Diät gesetzt. Sieh nur, wie ich mich in diese kleine Ecke drücken muss!«
    Betty sah Leo wieder an, und wenn es der Junge nicht besser gewusst hätte, hätte er gesagt, dass sie ein finsteres Gesicht machte. Keine Ente möchte auf Diät gesetzt werden.
    Doch es stimmte, dass der Entenaufzug ungewöhnlich beengt wirkte. Die lange Fahrt nach unten schien gar nicht aufhören zu wollen. Die Enten waren unruhig, watschelten auf ihren Entenfüßen mit den Schwimmhäuten hin und her und trampelten auf der Suche nach Pumpernickel auf Leo herum.
    Als der Entenaufzug endlich unten in der Lobby aufging, befahl Leo Betty, zu warten, was sie auch tat. Wenn Betty wartete, blieben alle Enten stehen, was Leo ermöglichte, herauszukriechen und Merganzers Spazierstock zu holen. Er war aus einem langen, knotigen Ast und hatte einen glatten, runden Griff. Ohne ihn kamen die Enten nicht mit. Es schien eine Art
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