Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Strengstens verboten

Strengstens verboten

Titel: Strengstens verboten
Autoren: Patrick Carman
Vom Netzwerk:
Zauberstab zu sein. Leo nahm ihn aus einem Wandschrank, kehrte zu den Enten zurück, stellte sich vor sie hin und zog den Stock über den Boden. Die sechs Enten marschierten heraus, allen voran Betty.
    Erst als sie alle aus dem Aufzug waren, sah Leo die violette Kiste.
    Â»Was ist das denn?«, flüsterte er so leise, dass er es selbst kaum hören konnte. Die Enten waren wohl doch nicht dicker geworden; sie hatten einfach nur weniger Fläche zum Stehen gehabt. Leo beugte sich in den Aufzug, um einen besseren Blick auf die Kiste werfen zu können, und sah, dass sie ungefähr zwanzig Zentimeter hoch und dreißig breit war. Auf dem Deckel war ein Siegel, ein eindeutiges Siegel.
    Â»Merganzer!«, sagte Leo und kroch zurück in den engen Raum, um die geheimnisvolle Kiste zu berühren.
    Â»Bring diese Enten aus der Lobby, und zwar sofort!«, kreischte Mrs Sparks. »Los, los, los!«
    Die Enten erschraken bei ihrer Stimme und die Situation schien Leo allmählich zu entgleiten. Der neue Hotelpage hatte anscheinend Mut gefasst und kam langsam auf den Entenaufzug zu. Leo konnte keinen sehen lassen, was er gefunden hatte, aber Betty sah aus, als würde sie gleich sagen: Ich bin kurz davor, jemand in den Knöchel zu beißen.
    Leo schlug die Tür vom Entenaufzug mit lautem Knall zu, ehe jemand die violette Kiste sehen konnte. Dann zog er an dem AUFWÄRTS-Hebel und schickte das Ding wieder auf seine fünfminütige Fahrt nach oben. Das gab Betty und ihren Freundinnen den Rest. Sie flatterte hinauf auf Mrs Sparks’ Tresen und stieß fast mit ihrer Bienenkorbfrisur zusammen. Die anderen Enten drehten durch und flatterten wie Sturzbomber durch den gesamten Raum.
    Â»Mach die Tür auf!«, kreischte Mrs Sparks und wedelte mit den Armen, als würden sich tausend wild gewordene Fledermäuse auf sie stürzen. Der Hotelpage schoss zum Eingang zurück und stemmte sich gegen die riesige Glastür.
    Die Lobby war in Aufruhr, als Leos Vater aus dem Keller kam. Er sah Leo an, dann griff er nach dem Spazierstock.
    Clarence Fillmore war eine aufragende Gestalt und hatte eine beruhigende Ausstrahlung. Er pfiff dreimal kurz, stieß dann mit dem Spazierstock auf den Marmorboden und ging zur Tür hinaus. Die Enten flatterten hinterher und landeten in einem Vogelbad, das viel zu klein war für so viele große Vögel. Dort kauerten sie sich zusammen, um auf den versprochenen Spaziergang durch die Gartenanlagen zu warten.
    Â»Remi, die Federn, sofort!«, sagte Mrs Sparks. Auf der Stelle fing der Hotelpage an, durch die Lobby zu rennen und alle Federn aufzusammeln, die ausgefallen waren. Es blieb keine Zeit für eine förmliche Vorstellung, der Neue rannte nur an ihm vorbei und die Stufen hinunter.
    Mr Fillmore musste sich einiges anhören von Mrs Sparks, was die unzulänglichen Fähigkeiten seines Sohnes beim Entenaufpassen betraf, aber das war Leo egal. Er konnte an nichts anderes als an die violette Kiste denken, die in Sicherheit war, zumindest vorerst.
    Was hatte sie zu bedeuten? Woher war sie gekommen? Und warum war der Kopf von Merganzer D. Whippet auf dem Deckel abgebildet?

    Leo konnte an nichts anderes mehr denken, als er über den langen, gewundenen Weg durch den Hotelpark ging. Betty und die anderen Enten watschelten zufrieden im Gänsemarsch hinter ihm her, immer dem Spazierstock von Merganzer nach, bis in die letzte Ecke des Grundstücks. Am entferntesten Ende gab es einen kleinen Teich, auf dem die Enten herumschwammen und nach wer weiß was den Kopf ins Wasser tauchten. Währenddessen saß Leo auf einer Steinbank und verwünschte seine ganze Arbeit, die ihm noch im Hotel bevorstand.
    Â»Warum so niedergeschlagen?«
    Leo erschrak beim Klang des trägen texanischen Akzents hinter sich. Das war LillyAnn Pompadore, die seit fast drei Monaten im Hotel wohnte. Sie war sagenhaft reich, so hieß es zumindest, und versteckte sich vor dem texanischen Gesellschaftsleben, dessen sie überdrüssig geworden war.
    Â»Ach, ich bin nicht niedergeschlagen«, sagte Leo, »ich geh nur mit den Enten spazieren.«
    LillyAnn Pompadore hatte einen undefinierbaren Tierpelz um den Hals gewickelt, trug eine dicke Schicht Make-up und hatte einen winzigen Hund unter dem Arm. Leo konnte nicht umhin, sich zu fragen, was der Hund wohl von dem Fell hielt, das sich sein Frauchen umgewickelt hatte, aber er hielt den Mund und starrte auf den Teich, in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher