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Romana Exklusiv 0186

Romana Exklusiv 0186

Titel: Romana Exklusiv 0186
Autoren: Anne Mather , Michelle Reid , Violet Winspear
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1. KAPITEL
    Enrique bekam eine leichte Gänsehaut, als er frühmorgens um sechs auf den Balkon hinaustrat. Es hatte in der Nacht geregnet, und die Luft war noch kühl.
    In London war es kalt und bedeckt gewesen, und er war gern nach Andalusien zurückgeflogen, wo er zu Hause war und wo im Juni der Himmel meist blau war und die Sonne warm schien. Und dann hatte er diesen Brief vorgefunden.
    Ich sollte noch im Bett liegen, statt hier zu stehen und zu grübeln, überlegte Enrique ärgerlich. Er umfasste das Geländer des Balkons und runzelte die Stirn. Was passiert wäre, wenn sein Vater den Brief gelesen hätte, wollte er sich lieber nicht ausmalen. Er hatte ungeöffnet auf Julio de Montoyas Schreibtisch gelegen, und dort hatte Enrique ihn am Abend entdeckt.
    Mit den Fingerspitzen berührte er die Blüten der Prunkwinde, die sich an den Säulen unterhalb des Balkons in die Höhe rankte. Die Regentropfen, die noch an den weißen Blüten hingen, schimmerten in allen Farben. Dann betrachtete Enrique den Jasmin und die Bougainvilleen, die ihre ganze Pracht und Schönheit im Garten unter ihm entfalteten.
    Er war immer der Meinung gewesen, dass sein Zuhause der schönste Platz der Welt sei. Doch an diesem Morgen konnte er sich über nichts freuen. Er quälte sich mit den lästigen Gedanken, die seine heile Welt zu zerstören drohten. Sogar die ersten zaghaften Sonnenstrahlen, die auf die Kirchturmspitze im Tal unterhalb des Palasts fielen, konnten ihn nicht aufheitern. Frustriert drehte er sich um und ging in sein Schlafzimmer zurück.
    Nachdem er den Brief um drei Uhr in der Nacht zum x-ten Mal gelesen hatte, hatte er ihn neben das Bett auf den Boden geworfen, wo er immer noch lag. Obwohl er ihn am liebsten noch einmal gelesen hätte, tat er es nicht. Stattdessen stellte er sich im angrenzenden Badezimmer unter die Dusche.
    Zuerst ließ er sich heißes Wasser über den Körper rinnen, um warm zu werden. Dann wusch er sich das Haar, seifte sich ein und drehte den Thermostaten auf kalt. Das eiskalte Wasser wirkte erfrischend und schärfte seine Sinne. Jetzt war er bereit, sich mit allem, was der neue Tag ihm brachte, auseinanderzusetzen.
    Er nahm ein großes Handtuch vom Regal neben der Dusche und schlang es um seine Hüften. Mit einem anderen rieb er sich das glatte schwarze Haar trocken. Schließlich betrachtete er sich kritisch im Spiegel über dem Waschbecken, während er sich mit der Hand über die Bartstoppeln fuhr.
    Seine gebräunte Haut wirkte weniger strahlend als sonst, und er hatte dunkle Ränder unter den Augen. Die Lippen hatte er zu einem dünnen Strich zusammengepresst, und seine feindselige Miene fand er selbst abstoßend. Warum die meisten Frauen ihn attraktiv fanden, war ihm ein Rätsel.
    Ich habe mich überanstrengt, gestand er sich ein. Nach seiner Rückkehr aus London hatte er den ganzen Nachmittag an geschäftlichen Besprechungen teilgenommen. Obwohl er sehr erschöpft gewesen war, hatte Sanchia erwartet, dass er den Abend mit ihr verbrachte. Und nicht nur den Abend, wie sich herausstellte. Zu ihrer Enttäuschung hatte er es abgelehnt, bei ihr zu übernachten. Dennoch war er erst weit nach Mitternacht ins Bett gegangen und hatte wegen des Briefes nicht schlafen können.
    In den nächsten Tagen würde sein Vater aus dem Krankenhaus entlassen. Bis dahin musste die Sache geregelt sein. Seine Mutter hatte ihm am Abend zuvor am Telefon überglücklich berichtet, sein Vater erhole sich nach der Operation gut. Julio de Montoya war jedoch noch längst nicht wieder gesund, und sie mussten jede Aufregung von ihm fernhalten.
    Enrique presste die Lippen zusammen und fing an, sich zu rasieren. Verdammt, was verspricht sich diese kleine Hexe davon?, fragte er sich. Und wer war das Kind, das den Brief geschrieben hatte? Mit ihm oder Antonio war es bestimmt nicht verwandt, dessen war er sich sicher. Cassandra hatte die ganze Sache wahrscheinlich erfunden. Aber warum?
    Cassandra …
    Was, zum Teufel, war mit ihm los? Weshalb war er plötzlich so beunruhigt? Diese Frau durfte sein Leben nicht noch einmal zerstören. Auch wenn sie Antonios Witwe war, gehörte sie nicht zu seiner Familie.
    Nachdem Enrique sich rasiert hatte, zog er eine leichte Baumwollhose und ein schwarzes T-Shirt an. Dann schlüpfte er in die Schuhe aus weichem Leder, ehe er den Brief aufhob und ihn noch einmal las.
    Er war nur kurz, und ein Kind schien ihn geschrieben zu haben. Hatte Cassandra etwa ihre Schrift verstellt? Es war nicht auszuschließen.
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