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Strengstens verboten

Strengstens verboten

Titel: Strengstens verboten
Autoren: Patrick Carman
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aufgezogenen Blitzstrahl nach oben. Sein Gesicht fühlte sich an, als ob es schmelzen würde, während die Doppelhelix nach oben flog, dabei die leuchtenden Stangen umrundete und in genau fünf Sekunden auf dem Dach ankam. Das Anhalten machte fast genauso viel Spaß wie das Losfahren, und es war auch der Hauptgrund, warum es ratsam war, einen Sicherheitsgurt anzulegen.
    Ich glaube, das wird mir niemals langweilig, nicht mal, wenn ich hundert Jahre alt werde, dachte Leo. Auf dem Dach war er direkt neben dem Teich angekommen, aus dem ihn drei Enten neugierig beäugten. Sie hatten alle die gleichen schillernd grünen Köpfe, leuchtend orangefarbene Schnäbel und ein schwarz-weißes Federkleid.
    Â»Runter von der Brüstung, Betty«, sagte Leo, als er aus der Doppelhelix ausstieg und langsam ans andere Ufer des Teiches ging. Das Dach war nicht überdeckt, und Betty, die größte der sechs Enten und die einzige mit rein schwarzen Federn, hatte zwei weitere Enten angestiftet, mit ihr auf die Brüstung zu kommen.
    Â»Ich hab euch was mitgebracht«, sagte Leo, kramte in seiner Brusttasche und zog drei Scheiben Pumpernickel hervor. Betty verließ die Brüstung wie der Blitz, gefolgt von den beiden anderen, und schon kamen die drei restlichen aus dem Teich angewatschelt. Jetzt war Leo von allen sechs Enten umgeben. Jede schnatterte und quakte um etwas Pumpernickel.
    Â»Was ihr wirklich braucht, ist ein schön langer Spaziergang durch den Garten«, sagte Leo. Er riss kleine Stücke Brot ab, während er langsam zum Entenaufzug ging. Betty und die anderen Enten waren eigentlich eher wie Hunde – wenn sie jeden Tag einen schönen langen Spaziergang machten und gefüttert wurden, waren sie auf dem Dach ganz zufrieden. Aber wenn man sie zu lange allein ließ, wurden sie unruhig und unwirsch. Dann flogen sie bisweilen zur Lobby hinunter und fingen an, die Leute zu beißen.
    Leo riss die Holztür zu dem Entenaufzug auf und der Gestank nach Federn quoll ihm entgegen. Er sah zu, wie alle Betty im Gänsemarsch folgten und hineindrängten, dabei fast den gesamten Raum ausfüllten, ehe sich Leo selbst noch hineinquetschte, die Tür schloss und mit sechs lauten Quakern eingesperrt war. Er stellte den Hebel auf ABWÄRTS und wusste, dass ihm eine langsame Reise nach unten bevorstand, ganz anders als die Fahrt in der Doppelhelix. Doch gleich würde er mit den Enten spazieren gehen, etwas, das er und Merganzer D. Whippet immer gemacht hatten, ehe der Erbauer des Hotels so unerwartet verschwunden war.
    Leo seufzte tief auf und starrte auf seine Füße. Es gab nicht viel Licht im Entenaufzug und er kam sich noch beengter vor als sonst.
    Â»Ihr fresst zu viel Pumpernickel. Ich passe ja kaum noch mit rein.«
    Er hätte sich das Innere des kleinen Aufzugs mal besser genau angesehen, denn darin war etwas Neues versteckt.
    Leos Leben sollte sich ein für alle Mal verändern.

    Aus dem fünfzehnten Stock eines New Yorker Hotels starrten zwei Männer aus einem Fenster. Der eine trug einen teuer aussehenden grauen Filzhut mit einem schwarzen Band über der Krempe. Genau genommen sah alles, was Bernard Frescobaldi trug, teuer aus: der dreiteilige Anzug, die schimmernden Manschettenknöpfe, die goldseidene Krawatte – alles angemessen für einen italienischen Landbaron, der hinter einem guten Geschäft her war.
    Â»Lass mich dein neuestes Gutachten noch einmal sehen«, forderte Bernard, der durch ein Hochleistungsfernglas spähte und verzweifelt versuchte, das Whippet Hotel besser erkennen zu können.
    Â»Wie Sie wünschen, Sir.«
    Bernard Frescobaldis Assistent Milton ließ einen silbernen Aktenkoffer aufschnappen und entnahm ihm einen braunen Umschlag mit der Aufschrift Privat: Für Unbefugte verboten!.
    Darin befanden sich Gutachten, Überwachungsberichte, Dutzende Fotografien vom Whippet Hotel und eine Sammlung privater Unterlagen. Milton nahm das oberste Blatt und reichte es Bernard zur Ansicht.
    Bernard betrachtete das Dokument zum hundertsten Mal.
    Zustandsbericht Whippet Hotel – 21. Juni
    Nach seinem vorzeitigen Tod hinterließ der Milliardär Walter E. Whippet sein gesamtes Vermögen seinem Sohn Merganzer. Jahre später erwarb Merganzer D. Whippet einen ganzen Straßenblock, ließ jedes Gebäude abreißen und brachte die folgenden sechs Jahre damit zu, das seltsamste Hotel zu errichten, das je
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