Sträfliche Neugier
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I n den letzten Kriegstagen
1945 wird Schloss Hohenburg auf der Schwäbischen Alb durch französische
Panzergranaten zerstört. Die Schlossbesitzer versteckten noch den kostbaren Familienschmuck
in einer alten Kommode im Kellergewölbe, bevor sie das Schicksal ereilte.
Jahrzehnte später will der vom Schuldienst suspendierte
Biologielehrer Doktor Martin Curtius einen Wirkstoff zur vorübergehenden
Verkleinerung von Menschen bis auf Ameisengröße entwickelt haben. Der skurrile
Erfinder schwärmt vor einem Geschwisterpaar aus der Nachbarschaft von seinen
erfolgreichen Expeditionen in den Mikrokosmos und lädt sie zum künftigen
Mitmachen ein. Dabei erfahren sie, wo er die für die Realisierung seines
Vorhabens benötigten und in Glasfläschchen abgefüllten Mixturen aufbewahrt,
nämlich in einer silbernen Schatulle, einem alten Erbstück, wo niemand sie
vermuten würde.
Nach dem überraschenden Tod des Doktor Curtius gelingt es
beiden Jugendlichen, sich diese Schatulle anzueignen. Aus purem Leichtsinn
kosten sie von dem angeblichen Schrumpfungsmittel und verstecken das Diebesgut
auf dem Dachboden ihres Elternhauses. Doch anstatt des erwarteten Ergebnisses
erkranken beide einige Wochen darauf an verunstaltenden Ekzemen. Um deren
Ursache herauszufinden müsste der Inhalt der Glasfläschchen chemisch analysiert
werden. Aber als sie die Schatulle wieder hervorholen wollen, ist sie nicht
mehr vorhanden. Folglich hatte sich noch jemand anders dafür interessiert.
Unerbittlich schlägt nun das Schicksal zu.
Bei der Fahndung nach dem vermeintlichen Dieb geraten seine
Verfolger auf eine falsche Fährte. Sie tappen in eine tödliche Falle, denn
unwissentlich setzen sie einem entflohenen Strafgefangenen nach. Dieser hatte
zuvor im Kellergewölbe der Ruine von Schloss Hohenburg einen ansehnlichen
Juwelenfund gemacht.
Dann überschlagen sich die Ereignisse: In einer verrufenen
Kneipe wechselt wertvoller Schmuck den Besitzer. Zwei Männer werden erschossen.
Ein Schüler verschwindet spurlos während einer Achterbahnfahrt auf dem Münchner
Oktoberfest. Waldarbeiter entdecken eine nackte Knabenleiche. Am Donau-Ufer bei
Passau wird ein junger Bursche schwer verletzt und mit totalem
Gedächtnisausfall aufgefunden.
Ist die sonderbare Erfindung des Doktor Curtius der
Schlüssel zu den dramatischen Ereignissen? Besteht eine Beziehung zwischen
seinen Experimenten, dem Juwelenfund in der Schlossruine und den Mordfällen?
Die Antwort darauf findet der Leser erst am Schluss dieses außergewöhnlichen,
realistischen Thrillers.
ERSTES BUCH
Kriegs- und Nachkriegszeit 1944/45
Die Ruine von Schloss Hohenburg
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1
Liebe bis in den Tod
N ördlich von Burgstadt, einer Kleinstadt am Rande der
Schwäbischen Alb, erhebt sich ein von Mischwald bedeckter Bergrücken, der
allmählich in eine Hochebene übergeht. An deren Südhang befindet sich die Ruine
von Schloss Hohenburg. Dieser einstmals prachtvolle Herrensitz mit seinen
Erkern und Türmchen wurde im Jahr 1842 errichtet und blieb über fünf
Generationen in Familienbesitz. Schloss Hohenburg überstand unbeschadet viele
Krisenzeiten, doch nach gut hundert Jahren beendete der Wahnsinn des Zweiten
Weltkriegs diese friedliche Idylle:
In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 hatte sich in
dem Hauptgebäude des Schlosses eine versprengte Gruppe deutscher Soldaten
verschanzt und den nachrückenden französischen Truppen einen Hinterhalt gelegt.
Der Gegner setzte daraufhin mit Panzerhaubitzen zum Angriff an, das
herrschaftliche Anwesen mit sämtlichen Nebengebäuden wurde dabei total
zerstört. Auf deutscher Seite waren viele Tote zu beklagen, die wenigen
Überlebenden gerieten in Gefangenschaft. Doch das liegt nun schon weit mehr als
ein halbes Jahrhundert zurück, und nur noch das von üppigem Strauchwerk
überwucherte Ruinenareal gibt Zeugnis von den schlimmen Ereignissen der letzten
Tage des Zweiten Weltkriegs.
Die letzten Bewohner und Eigentümer des Schlosses, Rüdiger
Freiherr von Hohenburg und seine Frau Gerlinde, hatten noch knapp acht Monate
vor Kriegsende am 21. September 1944 geheiratet. Rüdiger war als Oberleutnant
der Reserve im Frühjahr 1944 in Russland schwer verwundet worden, ein
Granatsplitter hatte seinen rechten Unterschenkel zerfetzt, sodass dieser
amputiert werden musste. Er hatte Gerlinde im Feldlazarett kennen gelernt, wo
sie als Krankenschwester im Pflichteinsatz tätig war. Für Rüdiger war es
wortwörtlich Liebe
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