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Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Titel: Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne
Autoren: Gerry Haynaly & Dennis Mathiak
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ihren Augen.
    Langsam beugte sich Nautia zurück, und die wohltuenden Strahlen der Brause sparten ihren Kopf aus, perlten nur noch über ihren Körper, prasselten auf die Farne an der Wand und verschwanden im Abfluss neben ihren Beinen. Wie winzige Kügelchen rollten die Tropfen über ihre Arme und vereinigten sich zu kleinen Rinnsalen, die jede Faser ihres Körpers benetzten.
    Hatte sie es sich nur eingebildet? Was immer es gewesen war, es musste etwas Wichtiges gewesen sein. Aber was? Resignierend ließ sie die Arme sinken. Ihr Atem, der sich gerade noch beschleunigt hatte, beruhigte sich wieder. Das Grün der ausgerollten Blätter tat ein Übriges: Es entspannte ihre aufgewühlten Sinne, die noch vom morgendlichen Weckritual in Aufruhr waren.
    Nautias Augen genossen das Halbdunkel des Duschraums, wo zwischen den Fugen der moosbewachsenen Steine die wasserfressenden Pflanzen wurzelten, die sie vor allzu neugierigen Blicken abschirmten.
    Sie bemerkte die bauchige Vase aus Kupfer, auf deren Deckel die Flasche mit Casonne-Öl auf ihren Einsatz wartete. Das Kupferungetüm hatte in den Wochen, seit Mutter fort war, grüne Patina angesetzt, die stellenweise in Schwarz überging. Dennoch wagte es Nautia nicht, das alte Erbstück mit der Scheuermilch zu entweihen. Obwohl das Fläschchen fest verschlossen war, konnte sie den süßlichen Duft der Schlingpflanzen förmlich riechen. Zu wertvoll war das Öl, als dass es sich in der Wärme der Sonne verflüchtigen durfte. Das hatte ihr Mutter bereits eingebläut, als sie ein kleines Ding von drei Jahren gewesen war.
    Mutter!
    Siedendheiß fiel es ihr wieder ein. Heute war der Tag, an dem Mutter spätestens wieder zurück sein wollte!
    Nautia stellte das Wasser ab und spähte erwartungsvoll durch die Lücke zwischen den Farnen, die auf die Lichtung zwischen den Bäumen hinabwies. Doch dort unten regte sich nichts – weder eine Spur von Mutter noch von einem anderen Mitglied ihrer Expedition. Nicht einmal ein Bote war zu sehen, der vielleicht die frohe Kunde der baldigen Rückkehr ihrer Mutter überbrachte. Aus dem Sumpf auf der anderen Seite der Lichtung drangen schwach die Laute von zwei miteinander kämpfenden Dornvögeln an ihr Ohr. Sollten sie sich doch gegenseitig umbringen! So konnten sie wenigstens niemandem aus Nautias Dorf auflauern, obwohl sie hier in ihrem Baumhaus vor den armlangen Schnäbeln der Tiere geschützt war. Gegen die Gitter aus schnell wachsendem Sumpfgras kam auch der kräftigste Dornvogelschnabel nicht an. Warum auch? Die Vögel hatten längst gelernt, dass sie gegen Nautias Sippe nichts ausrichten konnten. Die Fallen vor den Terrassen der Baumhäuser hatten den Rest erledigt. Hunderte Dornvögel waren in den Kupferkesseln des Dorfes gelandet, ehe die dummen und aggressiven Tiere begriffen, wen sie sich da zum Feind gemacht hatten.
    Hier, am Rande der Siedlung der Gyaan, tat sich seither selten etwas. Dazu lag das Baumhaus von Nautia und ihrer Mutter zu weit abseits von Daruas Wohnbaum, der ihrer Stellung als Dorfältesten gemäß im Zentrum der Siedlung stand. Und das war auch gut so. Nautia konnte ziemlich unbehelligt von den anderen heranwachsen. Vor allem brauchte sie keine Angst zu haben vor den wilden Jungen und ihren männlichen Lehrern. Und auch Darua hatte sie – abgesehen von dem alljährlichen Fest der Tatkas – kaum zu Gesicht bekommen.
    Doch heute war dies anders. Sie musste zu Darua, auch wenn es bedeutete, dass sie dabei Ulesi, Nawati und Co begegnete.
    »Wenn ich bis zum achten Oktagon nicht zurück bin«, hatte Mutter ihr eingeprägt, ehe sie Nautia im Baumhaus allein zurückließ, »bringst du diese Karte zu Darua. Sie wird entscheiden, was zu tun ist, hörst du?«
    Die Karte!
    Nautia hatte genickt und Mutter zugesehen, wie sie die Karte in eine Lade der Kommode aus Wurzelholz legte. Sie liebte das Möbelstück, dem man noch immer ansah, wie das Holz einst in dieser Form gewachsen war. Die einzelnen Fächer ließen sich in alle Richtungen herausziehen. Doch in welchem Fach lag die Karte?
    Hektisch zog Nautia eine Lade nach der anderen aus dem glänzenden Holzblock. Dabei umrundete sie die Kommode, die frei im Raum stand, damit sie an die Fächer auf der Rückseite herankam. Aber da war nichts!
    Nautia umkreiste den Block ein zweites Mal, strich über das glatte gemaserte Holz, als wolle sie sich dadurch an das richtige Fach erinnern. Doch sie konnte die Karte nicht finden.
    Schließlich ließ sich Nautia auf dem Boden nieder und
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