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Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Titel: Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne
Autoren: Gerry Haynaly & Dennis Mathiak
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    Joelle erwachte unter einer fremden Sonne. Das Gestirn war blau. Sie spürte instinktiv, dass sie hier noch nie zuvor gewesen war. Woher sie das wusste?
    Sie hatte keine Ahnung.
    Joelle blinzelte ins Licht und erhob sich von ihrem Bett. Mit der rechten Hand beschattete sie die Augen, mit der linken riss sie sich die Decke von den Beinen, schwang sich aus dem Bett und stand auf. Schotter knirschte unter ihren nackten Füßen und bohrte sich in ihre Sohlen. Sie spürte ein leichtes Pieksen. Es war nicht schmerzhaft, nur etwas unangenehm.
    Tief atmete sie ein und roch heiße, sandige Luft. Langsam aber sicher gewöhnten sich ihre Augen an den hellen Schein. Allmählich wichen die schwarzen Flecken, die durch ihr Blickfeld getanzt waren.
    Joelle ging ein paar Schritte nach vorne und blickte sich um; da war nichts als weites Land vor und neben ihr. Als sie sich umdrehte, war ihr Bett verschwunden. Einsam stand sie in einer steinigen, elfenbeinfarbenen Wüste. Felsen ragten hier und da meterweit aus dem schrundigen Boden in den klaren, blassblauen Himmel. Gerölllawinen bedeckten steil aufragende Hänge. Durch einige Ritzen kämpften sich graue, dornige Zweige.
    Wind kam auf. Er wirbelte Joelles Haare durcheinander und blies ihr den Staub ins Gesicht. Sie kniff die Augen zu. Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln die Wangen hinab. Sie trockneten bereits auf den leicht hervorstehenden Wangenknochen, die Max so an ihr liebte. Joelle leckte über die spröden Lippen und schmeckte dennoch staubiges Salz.
    Eine Salzwüste , dachte sie. Naja. Warum auch nicht?
    Einen Fuß vor den anderen setzend schlenderte sie durch die Wüstenei und wunderte sich, dass ihre Füße nicht schmerzten. Die Sonne brannte so sehr, dass ihr der Schweiß von der Stirn tropfte. Hätte da der Boden nicht furchtbar heiß sein müssen?
    Ich träume , schlussfolgerte Joelle. Anders kann es nicht sein. Der Schotter piekst, aber die Hitze brennt nicht. Was für ein Schwachsinn.
    Nach einigen Schritten verlor sie den Boden unter den Füßen. Die Landschaft glitt unter ihr hinweg, es war, als würde sie auf einem Antigravfeld schweben, das sie vorwärts transportierte.
    Mit großer Geschwindigkeit raste Joelle auf einen Bergkamm zu und flog durch die Schlucht eines Canyon. Ein wenig Wasser plätscherte in einem steinigen Flussbett. Ein ausgetrockneter Sack mit mehreren Auswüchsen lag am Ufer des Bachlaufs.
    Schon war sie daran vorbei und verlor ihn aus den Augen. Immer weiter ging es über die Wüste. Der Fahrtwind wirbelte ihr die Mähne durcheinander, die sie vor dem Schlafengehen erst mühsam gebändigt hatte, damit sie morgens nicht Ewigkeiten vor dem Spiegel verbringen musste. Die Luft flirrte am Horizont.
    Joelle flog und flog.
    Beinahe hätte sie die Ruine übersehen, die inmitten eines Hains knochenbleicher Baumstämme lag. Sie war aus den Felsen der Umgebung erbaut worden und deshalb kaum zu erkennen. Grobporige Quader türmten sich zu hohen Mauern, in den Stein geschlagene Muster schmückten das Gemäuer. Schmale Scharten bildeten lange Fensterreihen auf der sonnenabgewandten Seite. Felsblöcke in derselben Größe wie die Zinnen der Burg lagen über den Untergrund verteilt. Die Luftwurzeln eines bleichen Baumes überzogen die Säulen seitlings des Eingangs wie altes Tauwerk.
    Sachte landete sie und spürte erneut den rissigen Boden unter den Füßen. Ein, zwei Schritte weiter und sie stand vor einem Tor.
    »Hallo?«, rief sie hinein und lugte in das schattige Innere. »Ist da wer?«
    Niemand antworte ihr, also betrat sie die Halle. Eine tintenschwarze Decke überspannte den Boden, getragen von mächtigen, eckigen Säulen. Sofort machte sich die Kühle bemerkbar.
    Joelle fröstelte. Während sie die Wände entlang schritt, rieb sie sich die Arme. Auf beiden Seiten schimmerten Zeichnungen, die bizarre Wesen zeigten. Die Wesen erinnerten sie an ein irdisches Tier, auf dessen Name sie jedoch beim besten Willen nicht kommen wollte. Es waren in den Fels eingefügte Edelsteine und ein blauer, verwaschener Fleck, umgeben von weiteren farbigen Mustern.
    Der Hauch eines Luftzugs ließ Joelle verharren und in die Höhe blicken. Ein Loch klaffte in der Mitte der Decke, doch nicht die blaue Sonne strahlte hindurch, sondern der Nachthimmel mit seinen unendlich vielen, funkelnden Sternen. Sie reihten sich aneinander und bildeten eine stellare Perlenkette. Ein spiralförmiger Anhänger baumelte daran. Und ein azurfarbener Nebel formte einen schlanken
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