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Rescue me - Niemand wird dich schützen

Rescue me - Niemand wird dich schützen

Titel: Rescue me - Niemand wird dich schützen
Autoren: C Reece
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Prolog
    Das Kinn in die Hand gestützt, zerkrümelte Devon Winters den Rest ihres Blaubeermuffins mit den Fingern. Sonnenschein flutete den Bereich um den glitzernden blauen Pool, an dem Louisa jeden Morgen um halb sieben den Frühstückstisch deckte, sofern es das Wetter zuließ. Und mit Ausnahme von wenigen Wintermonaten ließ es fast immer ein Frühstück im Freien zu. Devon vermutete, dass ihre Mutter das Wetter von Washington D.C. genauso kontrollierte wie alles andere in ihrem Leben. Der Himmel würde es nicht wagen, Alise Stevens’ Paradies zu verregnen – oder ihr Frühstück.
    Das eine Mal, als Louisa die Allmacht ihrer Mutter anzweifelte, indem sie glaubte, es könnte regnen, und das Frühstück im Esszimmer zu decken wagte, war jener Tag gewesen, an den Devon lieber nicht mehr denken wollte. Damals hatte Louisa auf schmerzliche Weise gelernt, dass sie sich besser anstrengte, Devons Mutter nie wieder derartig in Rage zu versetzen. Auch Devon selbst hatte aus leidvoller Erfahrung schließen dürfen, dass man ihre Mutter tunlichst nicht verärgerte, wenngleich sie selbst wesentlich härter bestraft wurde als Louisa. Angeschrien zu werden war nicht annähernd so übel, wie in einem dunklen Wandschrank eingesperrt zu sein.

    »Devon, musst du wie ein Neandertaler am Tisch hocken? Wenn du so weitermachst, hast du bis zum Schulabschluss einen Buckel.«
    Ohne ihre Mutter anzusehen, setzte Devon sich automatisch gerade hin.
    »Henry, denk bitte dran, dass wir morgen Abend bei den Tollivers zum Dinner eingeladen sind. Am liebsten hätte ich abgesagt. Seit dem peinlichen Vorfall mit ihrer Tochter ist die Atmosphäre bei ihnen immer so seltsam angespannt. Aber sie sind nun einmal eine der ältesten Familien in D.C., und nicht zu erscheinen wäre undenkbar.«
    Henry Stevens ließ seine Zeitung ein kleines Stück sinken, sodass sein schmales Gesicht dahinter zum Vorschein kam. »Der Vorfall, auf den du anspielst, war tragisch, nicht peinlich. Ihre Tochter starb an einer Überdosis Drogen.«
    Alise ignorierte die Bemerkung ihres Ehemannes, wie sie es schon zu tun pflegte, solange Devon sich erinnerte. »Ach ja, und vergiss nicht, dass Senator Mallards Sponsorenveranstaltung Dienstag in einer Woche ist. Ich habe Louisa schon dreimal gesagt, dass dein neuer Smoking bis dahin unbedingt gereinigt sein muss. Hoffentlich denkt sie dran. Anscheinend wird sie immer vergesslicher, je älter sie wird. Vielleicht sollten wir uns nach einer neuen Hilfe umsehen.«
    Nun sackte die Zeitung ganz herunter. Ihr Stiefvater verlor äußerst selten die Beherrschung, aber Devon spürte deutlich, dass sich etwas zusammenbraute, und hielt den Atem an.
    »Louisa ist seit Jahren bei mir. Denk nicht einmal im Traum daran, sie zu entlassen. Hast du mich verstanden?«
    Vollkommen unbeeindruckt von seiner offensichtlichen Wut, winkte Alise mit ihrer dünnen, eleganten Hand ab.
»Also wirklich, Henry, du benimmst dich, als wollte ich sie umbringen. Ich glaube lediglich, dass …«
    Henry wandte sich Devon zu. »Wenn du mit deinem Frühstück fertig bist, pack schon mal deine Sachen für die Schule, Liebes, ja?«
    Wenig erpicht darauf, das Gewitter mitzuerleben, das nun unweigerlich folgen würde, sprang Devon auf. Leider lenkte sie damit Alises Aufmerksamkeit auf sich, die stets etwas an ihrer Tochter auszusetzen hatte.
    Kritisch musterte sie Devon. »Mir ist gestern aufgefallen, dass deine Schuluniform zu eng wird. Dir ist hoffentlich bewusst, dass du in diesem Jahr keine neue bekommst.«
    »Ja, Mutter.«
    »Dann schlage ich vor, dass du aufhörst, dich bei jeder Mahlzeit vollzustopfen wie ein Schwein, sonst siehst du demnächst auch wie eines aus. Was für ein Segen, dass in deiner neuen Schule keine Uniformen verlangt werden. Die kosten ein Vermögen.«
    Der Muffin, den Devon gerade gegessen hatte, verwandelte sich in ihrem Magen zu einem Bleiklumpen. »Meine neue Schule?«
    Ihre Mutter lüpfte eine Braue. »Richtig. Ab dem nächsten Schuljahr besuchst du ein Internat in Boston.«
    Wie aus weiter Ferne hörte Devon das Rascheln, als Henry seine Zeitung zusammenfaltete. Sie schickten sie fort?
    Sie sah in das besorgte Gesicht ihres Stiefvaters. »Wir wollten es dir an diesem Wochenende sagen.« Er warf seiner Frau einen angewiderten Blick zu, bevor er sich wieder an Devon wandte. »Dir wird es dort sicher gefallen. Du findest neue Freundinnen, lernst neue Orte kennen.«

    Devon konnte ihn nur entgeistert anstarren, während sie das Gefühl hatte,
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