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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
Autoren: Eleanor Prescott
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Vorstellungsrunde

    W o sind denn die ganzen Männer?«, flüsterte Kate, klammerte sich hilfesuchend an ihren Orangensaft und schaute sich nervös im Saal um, bemüht, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    »Im Pub, so wie alle normalen Menschen«, schnaubte Lou unüberhörbar. Obwohl sie schon ein volles Weinglas in der Hand hatte, ließ sie sich die Gelegenheit nicht entgehen, dem Kellner, der gerade mit einem neuen Tablett an ihnen vorbeiging, noch ein weiteres zu stibitzen. »Herrgott, Kate, was machen wir hier?«
    Das fragte Kate sich allmählich auch. Eigentlich hatte sie das Ganze für eine geniale Idee gehalten, aber jetzt, wo sie hier waren, im überheizten Veranstaltungssaal des Holly Bush Hotels, war sie sich da plötzlich nicht mehr so sicher.
    »Ich bin immer für einen Lacher zu haben, aber das ist so sehr ein Witz, dass es schon nicht mehr komisch ist«, erklärte Lou harsch. »Das sind doch alles Freaks, jeder Einzelne von denen!«
    »Pssst! … Du hast mir versprochen, nett zu sein!« Hektisch versuchte Kate, ihre Freundin zum Schweigen zu bringen und der ganzen Sache doch noch etwas Gutes abzugewinnen; schließlich erwartete sie ja nicht, heute Abend den Mann fürs Leben zu finden. »Das sind ganz normale Leute«, erklärte sie leichthin. »Menschen wie du und ich. Wir sitzen alle im selben Boot.«
    »Wir sitzen überhaupt nicht im selben Boot«, widersprach Lou entschieden. »Wir beide, wir gehören auf eine Luxus-Yacht, Kate. Auf ein Rennboot, einen Katamaran. Diese armseligen Gestalten dagegen sehen aus, als seien sie auf einem angerosteten Ausflugsdampfer mit Schlagseite hierhergetuckert. Himmel Herrgott, kein Wunder, dass die keine Frau ins Bett bekommen. Guck dir den doch bloß mal an!«
    Womit Lou auf einen der wenigen anwesenden Männer im Saal zeigte. Kate war er bisher noch gar nicht aufgefallen. Klein, dünn und Mitte fünfzig, hielt er sich an seinem Weinglas fest, als sei es das letzte Rettungsboot der untergehenden Titanic. Er war von Kopf bis Fuß beige; sogar sein Teint erinnerte frappierend an Haferbrei. Das einzig Bemerkenswerte an ihm waren die Schweißperlen auf seiner Oberlippe. Während Kate ihn noch musterte, drehte er sich zu ihnen um und schaute sie gerade lange genug an, um zu signalisieren, dass er ihre gehässige Bemerkung gehört hatte. Kate schlug das Herz bis zum Hals, und ihre Wangen brannten vor Scham. Schnell lenkte sie Lou von ihm weg in eine Ecke des Raums. Sie hätte sich denken können, dass es keine gute Idee war, ihre Freundin mitzunehmen. Aber sie machten harte Zeiten durch, und harte Zeiten verlangten harte Maßnahmen.
    Lou tat, als sei sie damit beschäftigt, ihr Glas in einem Zug leer zu trinken, und es kam auch keiner, der ihnen von hinten auf die Schulter tippte und sie diskret dazu aufforderte, den Raum zu verlassen, also entspannte Kate sich langsam wieder. Verstohlen schaute sie sich im Saal um. Was waren das für Menschen, die zu einem Vortrag mit dem Titel »Den Mann/die Frau fürs Leben finden« kamen? Neugierig schweifte ihr Blick über die Köpfe der Anwesenden, die sich um die Tische mit dem Knabbergebäck drängten. Die meisten schienen Ende dreißig, Anfang vierzig zu sein, beruflich erfolgreich, mit dezenten Strähnchen oder einem teuer aussehenden herbstlichen Farbton in den Haaren. Daneben gab es aber auch die ausgelaugten Kurz-vor-dem-Aufgeben-Köpfe, die sich allem Anschein nach die Haare zuletzt am Morgen vor dem Badezimmerspiegel gekämmt und sie dann vergessen hatten. Diese trugen das Gewuschel hinter die Ohren geklemmt oder zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden. Und dann die Damen mit den Helmfrisuren; zu allem entschlossene, dick geschminkte Ü-Fünfzigerinnen mit betonierter Fönwelle. Hier und dort stachen im harschen Deckenlicht vereinzelte Kahlstellen in dem Meer aus Haaren hervor, was hieß, dass der Männeranteil auf eine magere Handvoll beziffert werden konnte. Und mitten hindurch schnaufte wie ein Dampfschiff eine Frau mit hochroten Wangen und einem wilden Vogelnest aus krisseligen orangeroten Haaren, die sämtliche Anwesenden lautstark ermahnte, noch schnell für kleine Jungs und Mädchen zu gehen, »und zwar dalli«, da in fünf Minuten der Vortrag anfinge.
    Kates Blick folgte einigen fast entschuldigend gebeugten Rücken, die auf der Suche nach den Toiletten rasch zur Tür hinauswieselten. Sie spähte in den angrenzenden Korridor. Wie diese kleine Versammlung wohl auf Außenstehende wirken
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