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In den Armen des Spions

Titel: In den Armen des Spions
Autoren: Stephanie Laurens
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Prolog
    2. September 1822
    Auf der Straße von Poona nach Bombay
    » Ul-ul- ul-ul-ul!«
    Das Kriegsgeheul ihrer Verfolger wurde vorübergehend leiser, während Emily Elphinstone und ihre Eskorte um die nächste Kurve preschten. Den Blick fest vor sich auf die Straße aus gestampfter Erde gerichtet, konzentrierte sie sich ganz darauf, ihre Stute zu einem schnelleren Tempo anzutreiben - den Bergpfad hinabzustürmen, als hinge ihr Leben davon ab.
    Denn vermutlich tat es das.
    Sie befanden sich auf halber Strecke den Berg hinab nach Bombay von der Zweithauptstadt, in die die oberen Schichten der auf dem Subkontinent herrschenden Briten sich vor dem Monsun zurückzogen. Die eigentliche Hauptstadt war noch mehrere Stunden zu Pferde entfernt. Um sie herum wurde die erhabene Schönheit der Berge mit ihren majestätischen Tannen und der kühlen frischen Luft immer wieder zerrissen von dem Geheul der Reiter, die ihnen auf den Fersen waren.
    Sie hatte vorhin einen längeren Blick auf ihre Verfolger werfen können. Sie trugen die traditionelle Kleidung der Einheimischen; ihr Erkennungszeichen war ein schwarzer Seidenschal, den sie sich um den Kopf gewickelt hatten, sodass die Enden wild flatterten, während sie ihr und ihren Begleitern wütend mit gezückten Säbeln nachsetzten.
    Ihre Verfolger waren Anhänger des Kultes der Schwarzen Kobra. Sie hatte die entsetzlichen Geschichten gehört und verspürte nicht den Wunsch, in der nächsten grässlichen Folge eine Rolle zu spielen.
    Sie und ihre Eskorte, die von dem jungen Captain MacFarlane angeführt wurde, waren in gestrecktem Galopp geflohen, aber irgendwie war es den Anhängern der Sekte gelungen, den Abstand zu verringern. Ursprünglich war sie zuversichtlich gewesen, dass sie und ihr Trupp ihnen würden entkommen können; jetzt hingegen war sie sich dessen nicht mehr so sicher.
    Captain MacFarlane ritt neben ihr. Sie hielt ihren Blick weiter fest nach vorne gerichtet und spürte, dass er hinter sich schaute, ehe er einen Augenblick später sie ansah. Sie wollte ihn gerade scharf zurechtweisen, dass sie eine erfahrene Reiterin war, wie er inzwischen bemerkt haben sollte, da blickte er wieder geradeaus und deutete auf etwas.
    »Dort!« MacFarlane winkte seinem Leutnant. »Bei den beiden Felsblöcken dort drüben. Mit zwei weiteren Männern kann ich sie lang genug aufhalten, dass Miss Elphinstone und der Rest von euch in Sicherheit sind.«
    »Ich werde bei Ihnen bleiben«, rief der Leutnant über Emilys Kopf hinweg. »Binta und die anderen können mit der Memsahib weiterreiten.«
    Die Memsahib - Emily - schaute zu der Stelle. Zwei große massive Felsbrocken fassten die Straße ein, auf der einen Seite blanker Felsen, auf der anderen ein gähnender Abgrund. Sie war kein General, aber sie wusste, dass drei Männer die Verfolger zwar vielleicht eine Weile aufzuhalten vermochten, sie aber nie endgültig würden stoppen können.
    »Nein!« Sie blickte zu MacFarlane, während sie weiter vorwärtsstürmten. »Entweder wir bleiben alle hier, oder wir reiten alle gemeinsam weiter.«
    Er richtete seine blauen Augen auf ihr Gesicht und schob sein Kinn vor.
    »Miss Elphinstone, ich habe keine Zeit für Diskussionen. Sie werden mit dem Rest des Trupps weiterreiten.«
    Natürlich widersprach sie, aber er weigerte sich, auf sie zu hören.
    Er schenkte ihren Worten so hartnäckig keine Beachtung, dass sie plötzlich begriff, er wusste selbst genau, er würde es nicht überleben. Er würde hier - auf dieser Straße - sterben, und es würde kein schöner Tod sein.
    Damit hatte er sich abgefunden.
    Sein Mut verwunderte sie und machte sie sprachlos, als sie die Felsblöcke erreichten, die Pferde zügelten und ihre Position bezogen, während MacFarlane ihnen Anweisungen zurief.
    Dann griff er um sie herum, fasste die Zügel ihres Pferdes und zog sie wieder auf die Straße.
    »Hier.« Er holte ein zusammengefaltetes Bündel Pergament aus seinem Rock und drückte es ihr in die Hand. »Nehmen Sie das hier - bringen Sie es zu Colonel Derek Delborough. Er ist im Fort in Bombay.« Er schaute ihr in die Augen. »Es ist lebenswichtig, dass sie es ihm persönlich übergeben - nur ihm und niemand anderem. Verstehen Sie?«
    Benommen nickte sie.
    »Colonel Delborough im Fort.«
    »Richtig. Und jetzt reiten Sie!« Er versetzte ihrer Stute einen Klaps auf das Hinterteil.
    Das Tier machte einen Satz nach vorne. Emily steckte sich das Päckchen in die Jacke ihres Reitkostüms und fasste die Zügel fester. Hinter
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