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Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Titel: Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne
Autoren: Gerry Haynaly & Dennis Mathiak
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anderen Planeten kamen so selten, dass außer Darua, der Dorfältesten, niemand von einem Kontakt berichten konnte, bei dem er selbst dabei gewesen wäre. Alle anderen Erzählungen waren Geschichten von Großeltern oder von Freunden der Großeltern. Oder womöglich noch älter und vielfach weitererzählt, fast wie die Legenden aus einer tiefen Vergangenheit, in der die Gyaan noch nicht in den Bäumen gewohnt hatten.
    Auch Mutter hatte noch nie einen Fremden gesehen, obwohl sie als Forscherin am ehesten die Chance dazu gehabt hätte. Darua war es auch gewesen, die vor acht mal acht Oktagonen hoch oben im Norden einen Eponen entdeckt hatte.
    Nautia seufzte leise bei der Erinnerung an den Eponen, in den Mutter so viele Hoffnungen gesetzt hatte. Sie hatte zwar nicht zu träumen gewagt, dass ihr Findling ein Heros-Epone sein könnte, aber dass er so schwach war, dass er starb, bevor Mutter mit ihm auch nur einen einzigen Sprung auf Gya ausführen konnte, schmerzte doch sehr. Da war es für Mutter und damit auch für Nautia ein großer Trost, dass der Epone in seinem Sterben drei Jungen zur Welt gebracht hatte, die sich seither in der Nähe von Nautias Wohnbaum herumtrieben.
    Nautia versuchte, die drei mit ihren Gedanken zu rufen, aber wie so oft reagierten sie nicht. Bis heute hatte Nautia nicht herausgefunden, ob die drei sie nicht verstanden oder nur nicht verstehen wollten – es waren eben junge Eponen, die noch chaotischer waren als Gyaan-Babys.
    Sie sah hinüber zu Mutters »Schatzkiste«, in der die Erinnerungsstücke ihrer Großmutter aufbewahrt wurden. Es war zugleich der Lieblingsort der Eponen, nachdem sie auf Mutters Ruf ins Baumhaus gekommen waren. Aber der Platz über dem Deckel der Kiste war leer – keiner der drei war gekommen.
    Auch gut.
    Nautia wiegte den Kopf nach links und nach rechts, drehte sich um und kletterte über die Strickleiter dem Boden entgegen. Kurz folgten ihre Blicke einem blauen Lomolo, der an ihr vorbeiflatterte. Die Seile schwankten unter der Last, und mehr als einmal schlugen die Quersprossen gegen die Luftwurzeln des Heimatbaums, was bei den dicksten Wurzeln einen hohlen Klang wie vom Blasen einer Hornschnecke hervorrief.
    Die letzten Sprossen sprang sie hinunter, um nicht an der Statue des Hausgeists anzustoßen, der sie aus großen Augen ansah, so als wollte er sie tadeln, weil sie nicht schneller zu Darua aufgebrochen war.
    »Hallo, Nautia«, schallte eine Stimme durch das Unterholz.
    Nautia brauchte sich erst gar nicht umzudrehen, um zu wissen, wem die Stimme gehörte. Es war Ulesi!
    »Hast du dich endlich für mich entschieden?«, stellte er die Frage, die wie ein böses Feuer in ihrem Haupthirn brannte.
    Sie wandte den Kopf. Er musste sich angeschlichen haben, denn er stand keine zwei Armlängen von ihr entfernt, nur durch die Luftwurzeln von ihr getrennt. Nautia hatte sich nicht geirrt, es war unzweifelhaft Ulesi, wie er da breitbeinig vor ihr stand, die Arme mit den blauen Flecken in einer Geste ausgebreitet, als wollte er sie umarmen.
    »Das würde dir so passen«, rief sie ihm durch die Lücken in den Wurzeln zu. »Sicher nicht!«
    Aber das schien ihn nur noch mehr anzustacheln, denn er machte Anstalten, den Stamm zu umrunden.
    »Du sollst mich in Ruhe lassen!«, giftete sie ihn an. Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog.
    Ulesis Augen blitzten. Er streckte die Arme in ihre Richtung aus und …
    Nautia glaubte, ihre Herzen würden einen Schlag aussetzen. Der Gedanke, Ulesi könnte gegen ihren Willen in sie eindringen, kroch in ihr hoch wie ein Pfeilwurm, der sie von innen her auffraß.
    »Niemals!«, schrie sie.
    Panisch drehte sie sich um und floh.
     
    *
     
    Erst an der Treppe, die zu den Muschelteichen hinunterführte, wagte Nautia, langsamer zu laufen.
    Sie blickte sich nach ihrem Verfolger um, doch von Ulesi war nichts mehr zu sehen. Entweder hatte er aufgegeben, oder er vermied es, ihr in aller Öffentlichkeit nachzustellen.
    Erleichtert atmete sie auf. Sie straffte ihren Körper und versuchte, betont langsam die Stufen hinunterzuschreiten. Die Muschelzüchter brauchten nicht zu sehen, dass sie auf der Flucht gewesen war.
    Nautia öffnete das Gatter und zog es hinter sich wieder zu. Über das gesamte Areal waren Netze gespannt, um die gefräßigen Dornvögel mit ihren zahnbewehrten Schnäbeln davon abzuhalten, sich den Bauch an der Lieblingsspeise der Gyaan vollzufressen. Das hätte den Raubvögeln so gepasst, dass die Gyaan für sie schufteten. Die Netze
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