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Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Titel: Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne
Autoren: Gerry Haynaly & Dennis Mathiak
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wischte sich mit einem Arm über die Augen.
    Konzentriere dich! Wo ist die Karte?
    Sie schloss die Augen. Sie hatte doch … die Karte aus weißer Weidenrinde … sie hatte sie angesehen und … Erinnerungsfetzen blitzten auf. Ein Arm, die Lade, die Karte … wie sie die Karte wie einen Schatz in der Hand wog …
    Jetzt erinnerte sie sich wieder. Zwei Wochen nach Mutters Aufbruch war Nautia das Versteck nicht gut genug erschienen. Sie hatte die Karte aus der Lade herausgenommen und woanders versteckt.
    Nur wo?
    Sie ärgerte sich über ihr schlechter werdendes Gedächtnis. Ob das mit dem Erwachsenwerden zu tun hatte?
    Nautia blickte durch den Hauptraum des Baumhauses. In der Mitte wuchs der knorpelige Stamm des Baumriesen durch ein riesiges Loch im Fußboden in die Höhe und verschwand in einer Öffnung in der Decke. Seine raue Haut erinnerte an die der Tatkas, aber die Farbe war anders. Sie war brauner, und der Stamm strahlte Kraft und Stärke aus. Wo Luftwurzeln aus dem Stamm traten und sich wieder mit ihm vereinigten, klammerten sich die feinen Ästchen der rosafarbenen Schnabelblüten, die Nautia so sehr gefielen. Gerade jetzt zu Beginn der Regenzeit bildeten sich Unmengen der kunstvollen Blüten, mit denen Nautia am liebsten alles im Haus dekoriert hätte. Aber dann wären die zarten Gebilde schnell vertrocknet, also beließ sie es bei einem frischen Strauß am Haupteingang.
    Zwei Kisten und weitere bauchige Bodenvasen standen am anderen Ende des Raumes, aber Nautia war sich sicher, dass sie keinen dieser Behälter als neues Versteck für die Karte gewählt hatte. Warum war sie auch so vergesslich?
    Wahrscheinlich war sie einfach mit zu vielen Dingen beschäftigt.
    Missmutig stapfte sie durch das Zimmer. Im angrenzenden Essraum hing ein Wasserbecken an der Wand. Von oben konnte Nautia sehen, wie ihr Frühstück, zwei Hornschnecken und eine Plattmuschel, darum kämpfte, wer von ihnen sich unter den Steinen verstecken durfte. Belustigt sah Nautia ihnen eine Weile zu, ehe sie sich erinnerte, warum sie hierher gekommen war. Über dem Becken hing das schüsselförmige Netz, mit dem entweder sie oder Mutter die Schalentiere von den Versorgungsteichen nach Hause trugen. Und neben dem Netz …
    Nautia sprang über die Kissen, auf denen sie üblicherweise beim Essen saß, und hangelte sich zu dem Balken hoch, an dem das Netz hing. Mit schnellen Armbewegungen griff sie in den Hohlraum dahinter und bekam etwas mit einer harten Kante zu fassen – Mutters Karte!
    Erleichtert ließ sie sich nach hinten fallen und landete auf den weichen Polstern.
     
    *
     
    Nautia zog die Vorhänge aus geflochtenem Sumpfgras hoch, und ließ damit die ersten Strahlen von Gy ins Esszimmer scheinen, die ihren Weg durch das Blätterdach der Wohnbäume gefunden hatten. Die Muschelschalen vom Frühstück flogen in hohem Bogen durch das Fenster und landeten zwanzig Meter tiefer neben dem Stamm eines zweiten Baums. Irgendwann heute Nachmittag würde sie dort aufräumen müssen, aber jetzt war es wichtiger, dass sie Mutters Karte zu Darua brachte.
    Mit Schwung schob Nautia die Umhängetasche über den Kopf und steckte die Karte hinein. Die Rinde raschelte beim Zusammenfalten leise, ein Geräusch, das Nautia mochte, erinnerte es sie doch an ihre Mutter.
    Nautias Mutter gehörte zu einer Gruppe von Vergangenheitsforschern, was bei den Gyaan äußerst ungewöhnlich war. Es gab zwar spezielle Gruppen, die für alles Mögliche zuständig waren – für die Nahrungsmittel, für die Verteidigung, für die Wasserversorgung –, aber Forscher?
    Welchen Sinn machte es, alte Steine umzudrehen? Nautia schüttelte langsam den Kopf. Steine konnte man nicht essen.
    Gut, wenn einem ein Dornvogel gegenüberstand, konnte man den Stein vielleicht werfen, aber sicher nicht so riesige Blöcke, wie ihre Mutter zusammen mit den zehn anderen aus ihrer Forschergruppe schon ins Dorf geschleppt hatte. Wenn da nicht die hübschen blauen Symbole auf einer Seite der Steine gewesen wären, hätte man sie vielleicht als gewöhnliche Mauern rund um die Teiche verwenden können. Aber Mutter hatte nur gelacht, als Nautia ihr diesen Vorschlag machte. Mutter hatte ihr dann ihre Mutmaßungen über die Informationen in den Zeichen erzählt. Dass es Wasserlöcher sein könnten, oder Augen, oder ein Planet so wie Gya, oder womöglich eine Sonne wie Gy, deren Sonnenstrahlen Nautias Haut erwärmten.
    Die Gyaan wussten, dass es noch andere Welten wie Gya gab, aber die wenigen Besucher von
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