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Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Titel: Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)
Autoren: Thomas Höhl
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funkelten Vince nur wütend an.
    »Oder ist Ihr Verstand zu klein, um sich das Ausmaß eines solchen Verbrechens auszumalen? Zu erkennen, was es heißt, wenn Leben vernichtet werden? Wenn alles, was ein Mensch war oder je sein würde, von einer Sekunde auf die andere aufhört zu existieren?«
    »Ich fürchte mich nicht vor dem Tod«, sagte Luke Fuller entschlossen.
    »Dann fehlt Ihnen eine Grundvoraussetzung, die jedes Lebewesen ausmacht!«, sagte Vince. »Denn erst die Angst vor dem Tod lässt uns das Leben wertschätzen. Unser eigenes und das von anderen. Aber vielleicht haben Sie recht. Sie sollten wirklich nicht den Tod, sondern das Leben fürchten, das vor Ihnen liegt. Sie werden nämlich den Rest Ihrer Tage in einem Sicherheitsgefängnis verbringen.«
    »Für ein Verbrechen, das ich gar nicht begangen habe?«, rief Luke Fuller.
    »Nicht begangen?«, erwiderte Vince fast belustigt. »Wir sprechen hier von tausendfachem versuchten Mord! Sie und der Evangelist sind schuldig. Und dass ich Ihre Pläne nutze, um eine noch größere Gefahr für die Menschheit abzuwenden, erfüllt mich mit Abscheu. Doch leider sehe ich mich dazu gezwungen. Denn was Sie und der Evangelist nicht begreifen: Die Wanagi sind eine ungeheuerliche Gefahr. Sie könnten uns mit einem Augenzwinkern auslöschen.«
    Vince wandte sich ab. Er hatte dem jungen Mann nichts mehr zu sagen.
    »Weshalb hatten Sie mich sprechen wollen?«, fragte Luke Fuller.
    Vince nickte. Er hatte sich inzwischen die gleiche Frage gestellt. »Ich nutze Ihre Bombe. Ich arbeite wie Sie mit Lügen. Ich rechtfertige mein Vorgehen mit dem alten Argument, dass ich damit einer guten Sache diene, dass der Zweck die Mittel heilige. Das stellt mich mit Ihnen auf eine Stufe. Doch eines, eines wollte ich nicht tun.« Vince ging einen Schritt auf Luke Fuller zu und sagte: »Ich wollte nicht zu denen gehören, die Ihrem Opfer nicht ins Gesicht sehen können. Ich wollte nicht die Augen vor dem verschließen, was ich im Begriff bin zu tun.«
    Erneut drehte er sich um, und ohne Luke Fuller noch einmal anzusehen sagte er: »Überlegen Sie es sich. Arbeiten Sie mit Commander al Khaled zusammen, und wir bringen Sie zu einer geheimen Kolonie, wo sie zumindest annähernd so etwas wie Freiheit und Komfort genießen können. Oder aber sie kooperieren nicht, dann werden es kahle Zellwände auf irgendeinem Gefangenenlager eines unwirtlichen Methanplaneten sein, die Sie künftig zu sehen kriegen.«
    »Eines Tages wird die Wahrheit herauskommen!«, rief Luke Fuller.
    Das wäre sogar wünschenswert , dachte Vince. An nichts zweifeln die Menschen so sehr wie an der Wahrheit. Vielleicht streuen wir die Gerüchte sogar selbst in die öffentlichen Datenstreams und Clouds.
     
    *
     
    Überwachungsstation LAILA 1,
    Orbit der Erde, 3. April 2273,
    16.52 Uhr New Yorker Zeit
     
    Als Sebastian Weeds in der Überwachungsstation LAILA 1 seinen Arbeitsplatz aufsuchte, sich mit einem genervten Augenrollen auf seinem angeblich ergonomisch angepassten – aber wie immer höllisch unbequemen – Individualstuhl zurücklehnte und missmutig auf seinen heißen, seit einigen Wochen stets koffeinfreien Synthodrink pustete, ahnte er nicht, dass er nur noch wenige Minuten zu leben haben würde.
    Mechanisch aktivierte er die unterschiedlichen Operator-Terminals und dreidimensionalen Monitore, um mit den obligatorischen System-Checks zu beginnen.
    Da war er also wieder einmal. Mies bezahlter, langweiliger Job. Nur diesmal anders als vor zwei Jahren. Damals hatte er noch seine zivilen Grundzahlungen aufbessern wollen, um sich eines Tages den Traum eines großen Luxus-Bungalows auf den Fidschi-Inseln zu erfüllen.
    Jetzt arbeitete er nur noch, um seinen Schuldenberg zu verkleinern. Und um die freie Kost und Unterkunft zu genießen.
    Noch immer fragte er sich, wie es so weit hatte kommen können. Nach dem 19. April 2271 war er der ganz große Held gewesen.
    Er war es gewesen, der als erstes die Meteore der Orphanen entdeckt hatte. Er war es gewesen, der den rapiden Anstieg von Valenz-Elektronen gescannt hatte.
    Das war seine große Heldenleistung gewesen; die Entdeckung des Anstiegs der Valenzelektronen. War natürlich lächerlich! Das System scannte diesen Anstieg standardmäßig.
    Aber das hatte niemanden interessiert.
    Die Medien hatten sich auf ihn gestürzt. Dort brauchte man immer das Größte, das Schlimmste … irgendein Superlativ.
    Oder eben den ersten. Und das war er für die Medien: Der erste, der die Informationen
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