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Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Titel: Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)
Autoren: Thomas Höhl
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Körper ein, erfolglos. Der Hund hatte sich in seinem Hals verbissen.
    Temudschin spürte, wie seine Kehle zerquetscht wurde. Nicht einmal schreien konnte er mehr.
    Dampfendes Blut schoss aus der Wunde, ein stechender Schmerz breitete sich über seinen ganzen Körper aus, und die Konturen der Nacht, die vom Halbmond beschienen wurde, verblassten und wandelten sich in dumpfes Schwarz.
    Als Temudschin mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug, spürte er es noch nicht einmal.
     
    *
     
    »Ich hatte dir gesagt, es hat keinen Sinn«, hörte Temudschin eine Stimme.
    Mit zitternden Fingern betastete Temudschin seinen Hals und fand weder einen Verband noch eine Wunde. Wie war das möglich?
    Temudschin fühlte die Wärme einer Schafswolldecke auf seinem Leib. Es roch nach Hammelfett und Qualm. Allmählich konnte er im schwachen Licht einer Fackel einige Konturen ausmachen.
    Da war der Hirte. Und er war der Gefangene des Hirten.
    »Meine Brüder werden mich befreien«, keuchte er. Es war eine lächerliche Drohung, und sie schien bei seinem Gegenüber auch keinerlei Eindruck zu hinterlassen.
    Temudschin blickte an sich herunter und sah das viele Blut. Doch er spürte keine Schmerzen.
    Langsam betastete er erneut seinen Hals. Er konnte keine Wunden entdecken. Er schluckte.
    Es war ihm problemlos möglich, zu schlucken.
    Hatte er sich nur eingebildet, der Hund hätte seine Kehle zerfetzt? Unmöglich. Also gab es nur eine Erklärung.
    Der Fremde war ein Hexer!
    »Du hättest meinen Freund nicht töten müssen, Temudschin«, sagte der Hirte.
    Woher kannte der Fremde seinen Namen? »Wer bist du?«, keuchte Temudschin.
    »Ich heiße Yesüg.«
    Der Fremde hielt ein seltsames Kästchen in der Hand. Es war so glatt wie eine Perle, zugleich aber kantig wie ein Stein. Vielleicht war es eine Täuschung des Lichts, aber das Kästchen schien leicht violett zu glimmen.
    »Ich kann viel bewirken«, sagte Yesüg. »Aber Hunde tun manchmal, was sie wollen. Was natürlich nicht heißen soll, dass sie über einen eigenen Willen verfügen.«
    Temudschin verstand kein Wort. Warum hatte der Fremde ihn nicht schon längst getötet? Wenn er glaubte, mit seiner Gefangenschaft Lösegeld erpressen zu können, würde er eine bittere Enttäuschung erleben.
    »Was willst du?«, fragte er schließlich.
    »Ich möchte dir helfen, mein Junge!«, sagte Yesüg.
    Mein Junge! Was hieß da mein Junge? Er war ein ausgewachsener Mann, ein vollwertiger Krieger! Immerhin war er bereits elf Jahre alt. »Ich brauche deine Hilfe nicht«, erwiderte Temudschin stolz.
    Yesüg nickte. »Ich weiß, ich weiß«, sagte er schließlich. »Du überlegst jetzt schon, wie du mich auch noch töten kannst. Dann gehören die Ziegen und Pferde dir. Doch was wird dir diese Beute nutzen? Wird sie deine Mutter und deine Brüder durch den Winter bringen? Wird sie dir gegen den Klan der Wölfe helfen?«
    Woher wusste dieser Yesüg das alles?
    »Ich aber kann dir helfen«, fügte Yesüg hinzu.
    »Wobei kannst du mir schon helfen?«, spottete Temudschin.
    »Ich kann dir helfen, der mächtigste Mann auf Erden zu werden. Ich kann dir helfen, den größten aller Stämme zu errichten. Weder vor noch nach dir wird es jemals wieder einem Krieger gelingen, so mächtig zu werden und so viele Ländereien zu erobern.«
    »Du bist verrückt!« Temudschin verlor jegliche Angst. Er hatte es mit einem Irren zu tun. Vielleicht hatte ihm der Tod seines Freundes den Verstand vernebelt.
    »Verrückt mag ich sein. Und doch lebst du, obwohl mein Hund deinen Hals zerfleischt hat«, widersprach Yesüg. »Und doch bist du unverletzt, obwohl deine Kleidung noch von deinem eigenen Blut benetzt ist.«
    »Deine Zauberei ist beeindruckend. Doch sie kann keine Klane unterwerfen.«
    »Da hast du durchaus recht«, gab Yesüg freimütig zu. »Dieses Kästchen beinhaltet Prana-Energie.« Das war ein Wort, mit dem Temudschin nichts anzufangen wusste. »Sie wird nicht ewig reichen. Ich und meine Nachfahren werden weise damit umgehen müssen. Bis das Ende kommt!«
    »Das Ende?«
    »Ja. Doch das braucht dich nicht zu kümmern. Das Ende kommt erst in über tausend Jahren.«
    »Du redest so närrisch wie ein altes Weib! Die behaupten auch oft, die Zukunft zu kennen.«
    »Jeder kennt einen Teil der Zukunft. Du weißt zum Beispiel, dass es am Abend dunkel und am Morgen wieder hell wird. Du weißt, dass du eines Tages sterben wirst.«
    »Meine Hebamme sagte, ich hätte bei meiner Geburt einen Blutklumpen in der Hand gehalten. Ein Zeichen
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