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Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Titel: Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)
Autoren: Thomas Höhl
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letzte Male gegeben. Das letzte Mal zu Bett gehen. Das letzte Mal einen Sonnenuntergang sehen. Das letzte Mal ein Videofile seiner Lieblingsserie sehen, ohne jemals zu erfahren, wie es in der nächsten Episode weiter ging.
    Und nun lag er zum letzten Mal in seinem Bett, fuhr mit der rechten Hand über seinen Hüftknochen und versuchte, das technische Gerüst darunter zu erspüren.
    Mühselig schluckte er die erneut aufsteigende Angst herunter.
    In der Nacht hatte er alles Mögliche geträumt, allerdings konnte er sich nicht erinnern, von seinen Eltern geträumt zu haben. Dabei musste er in der letzten Zeit sehr häufig an seine Eltern denken.
    Erneut hatte Luke die Bilder vor Augen. Die Bilder von damals, als am 19. September. 2271 Lukes Eltern von einer Sicherheitsdrohne getötet worden waren. { * }
    Luke wälzte sich langsam aus dem Bett und schleppte sich in die Nasszelle.
    Auch das ein letztes Mal , dachte er dabei.
    Als er in den Holospiegel sah, erkannte er, dass heute kaum noch etwas an den Luke Fuller erinnerte, der am 19. September 2271 sehnsüchtig den nächsten Tag herbeigefiebert hatte. Der nächste Tag, an dem er seinen 18. Geburtstag hätte feiern wollen.
    Stattdessen hatte er seine Eltern beerdigen müssen.
    Das war eineinhalb Jahre her. Inzwischen war er neunzehn. Eine Zahl, die zugleich wichtig und bedeutungslos war. Denn Luke wusste, dass er seinen zwanzigsten Geburtstag nicht mehr erleben würde.
    Luke starrte in den Spiegel. Seine Augen waren kalt und hart. Das gefiel ihm. Es war genau das, was er sein wollte. Es war das, was bei jenem Luke Fuller vor diesem verhängnisvollen 19. September noch nicht der Fall gewesen war.
    Die Haare, die er damals mithilfe einer Hair-Spider in allen möglichen Farben schimmern ließ, waren nur noch wenige Millimeter lang. All die Mantiden-Anhänger hatte er weggeworfen.
    Seit dem 19. September wollte er nichts mehr mit Aliens zu tun haben.
    Luke hörte, wie die Wohnungstür aufging. Das konnte nur Mike sein.
    »Luke?«, hörte er die Stimme des Freundes.
    »Bin im Bad«, antwortete Luke und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Er wusste, dass Mike dies als Aufforderung ansehen würde, hereinzukommen.
    Die Schiebetür zur Nasszelle glitt zurück, und Mike sagte: »Wie geht’s, Luke?«
    Luke grinste. Niemand sollte sehen, wie es in ihm aussah. Schon gar nicht Mike. Sie alle sollten denken, dass er hart wie E-Titan war. »Gut«, sagte er und grinste boshaft. »Ging mir nie besser!«
    »Du bist ein Held, Luke«, sagte Mike anerkennend. Das ging Luke runter wie Öl, auch wenn er so tat, als hätte er es gar nicht gehört.
    »Da will dich jemand sprechen«, fügte Mike hinzu.
    »Wer?«
    »Ist eine Überraschung! Eine echt große!«
    »Überraschung?«, erwiderte Luke spöttisch, so als würde er zu einem Kind reden, dabei war Mike zehn Jahre älter. In diesem Moment fühlte sich Luke unglaublich stark und überlegen.
    »Nun zieh dich endlich an«, sagte Mike und verschwand aus der Tür.
    »Nur nicht nervös werden«, rief ihm Luke hinterher und überlegte einen Moment, ob er noch einmal unter die Dusche steigen sollte.
    Ein letztes Mal.
    Andererseits … Welchen Sinn hatte es jetzt noch, zu duschen?
    Er nahm daher nur etwas Pflegeschaum und rieb ihn sich über das Gesicht und die Haare. Dann ging er zum Badezimmerschrank, zog die elastische Wegwerf-Unterwäsche heraus und streifte sie über.
    »Nun sag schon, wer es ist!«, murmelte Luke gleichgültig, als er die Nasszelle verließ. Er hatte es so beiläufig und uninteressiert wie möglich gesagt.
    Mike musterte ihn kurz. »Es ist jedenfalls niemand, den du in Unterhose empfangen willst.«
    Luke schüttelte den Kopf und verdrehte leicht die Augen. Er wartete für einen Moment, dann ging er doch zum Kleiderschrank und holte sich einen grauen Baumwoll-Overall heraus. Als er ihn angezogen hatte, streifte er noch eine beige, dünne Weste darüber.
    »Bin ich nun gut genug angezogen, um deinen hohen Besuch zu empfangen?«, spottete Luke. Er sprach, als wäre dies ein gewöhnlicher Tag, und für einen Moment glaubte er sogar selbst, dass dieser Tag wie jeder andere war.
    Ein Tag wie jeder andere , ging es ihm durch den Kopf. Mit »Tagen wie jeder andere« kannte sich Luke aus. Der 19. September 2271 war so ein »Tag« gewesen. Und der 3. April würde wieder »ein Tag wie jeder andere« werden.
    Nur ein entscheidendes Element war diesmal anders. Diesmal hielt er die Fäden in der Hand. Diesmal entschied er über Leben und
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