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Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)

Titel: Die Dämonenwache. Kampf um Port Fayt (German Edition)
Autoren: Conrad Mason
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Prolog
    D ie alte Frau blickt lächelnd in die Dunkelheit.
    Ihr Mantel ist bereits durchnässt, doch der Regen trommelt unaufhörlich auf ihren Rücken, tropft von der Kapuze und läuft über ihre Hände, die sich an die kalten Dachschindeln klammern.
    Port Fayt. Endlich.
    Sie schließt die Augen und atmet tief ein, nimmt genussvoll den vertrauten Geruch von Salz, Schweiß und fauligem Fisch auf, der in den verwinkelten Kopfsteingassen hängt.
    Zehn Jahre. Ist es wirklich so lange her?
    Port Fayt.
    Im Licht eines Blitzes zeigt sich ihr die Stadt: das schaukelnde Gewirr der Masten in der Bucht, wo Galeonen neben Klippern dümpeln, Klabauter-Dschunken und verkleinerte Daus für die Wichtelbesatzungen; die wild durcheinandergewürfelten Gebäude, die sich vom Hafen ausbreiten und zu beiden Seiten an die Landspitzen klammern, ihre Silhouette ein Wirrwarr aus roten Ziegeldächern, Schornsteinen und Holzkränen; mitten darin die graue Kuppel und der Turm des Rathauses auf dem Thalinplatz und hoch oben auf der Klippe der Leuchtturm, rot-weiß gestreift wie ein Dauerlutscher für Kinder.
    Der Wind heult, und der Regen trommelt auf die Ziegel. Die Frau lächelt immer noch.
    Port Fayt.
    Die Perle der Mittleren Inseln , wie die Stadt auch genannt wird, ist ein sicherer Hafen in der Unermesslichkeit des Elfenbeinmeers. Jeden Tag wagen mehr Kreaturen die lange Reise von der Alten Welt hierher, und jede einzelne von ihnen weiß sich willkommen: Mensch oder Troll, Kobold oder Elf. Hier sind sie alle einfach nur Fayter. Hier sind sie alle gleich – jedenfalls so gleich, wie ihr Grips es zulässt.
    Port Fayt.
    Zusammengekauert auf dem Dach, nimmt die alte Frau alles in sich auf, und die kleinsten Einzelheiten fallen ihr wieder ein: das Geplapper auf dem Feenmarkt im Marlinspike-Viertel, die Prahlerei der Kaufleute im Rathaus und das Gewimmel auf dem Seekorso, Port Fayts Lebensader, der sich von den Docks über mehr als zwei Kilometer bis zum Thalinplatz erstreckt. Die Frau leckt sich einen Regentropfen von den Lippen und lächelt weiter.
    Port Fayt.
    Wie sehr sie diese Stadt hasst.
    Bald wird es damit vorbei sein – endlich.

ERSTER TEIL Schmuggelgut

1. Kapitel
    M it einem wackligen Stapel schmutziger Teller in der einen Hand und einem Tablett leerer Humpen in der anderen, versuchte Joseph Grubb sich durch die mittägliche Flut betrunkener Seeleute zu schlängeln. Er wich einem torkelnden Zwerg aus, zog den Kopf ein, als ein Teller über ihn hinwegflog, und bückte sich, um einen heruntergefallenen Becher aufzuheben, wobei er einem einbeinigen Mann zunickte, der – nach dem Totenkopf auf seiner Augenklappe zu urteilen – nicht unbedingt ein ehrbarer Fischer war.
    In der
Beinlosen Nixe
, dem Treffpunkt der übelsten Schurken, Gauner und Halunken von Port Fayt, herrschte der übliche Trubel. Aber Grubb beklagte sich nicht. Er war, wie sein Onkel Mr. Lightly, der Besitzer der Schänke, ihn gern erinnerte, nicht besser als die Kundschaft.
    Joseph Grubb war ein Halb-und-Halber, weder ein richtiger Kobold noch ein richtiger Mensch. Was bedeutete, dass er klein und flink genug war, um sich auch im dicksten Gedränge durch die Schänke zu schlängeln. Es bedeutete aber auch, dass seine Haut rosa-gräulich gesprenkelt und seine Ohren spitz waren und dass er von Faytern tagtäglich «Bastard» genannt wurde.
    Seinem Onkel zufolge hatte Grubb großes Glück, überhaupt eine Arbeit bekommen zu haben – ganz besonders in einem so vornehmen Etablissement wie der
Beinlosen Nixe
.
    Jemand packte Grubb an der Schürze und riss ihn fast von den Beinen.
    «Mehr Grog, mein Freund», lallte der Gast, der allein an einem Ecktisch saß; es war ein rundlicher Mann, mit langen, fettigen Haaren, einem goldenen Ohrring und einem Schielauge – auch wenn das mehr mit dem Grog zusammenhängen mochte, den er bereits getrunken hatte. Auf dem ganzen Tisch war nicht ein Fleckchen mehr frei, auf dem kein ausgetrunkener Humpen stand.
    Grubb zog die Nase kraus und versuchte nicht zu atmen.
    «Jawohl, Sir. Mehr Grog. Ist schon unterwegs.»
    «Und einen schönen großen Teller mit gedünstetem Aal.»
    Grubb seufzte und zwängte sich wieder durch die Menge. Wie immer in solchen Momenten dachte er darüber nach, sich nachts auf Nimmerwiedersehen aus dem Haus zu schleichen. Doch das wäre, wie sein Onkel es ausdrücken würde, einfach nur dämlich. Wohin sollte er schon gehen? Er war ein Mischling und hatte weder Eltern noch Freunde. Auch wenn er es nicht gern
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