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Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Titel: Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)
Autoren: Thomas Höhl
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unmittelbare Befehlskette. Niemand, der einem dreinredete. Kein Vorgesetzter, der einem an der Konsole über die Schulter sah. Man war sein eigener Herr, konnte nach Lust und Laune in den Media-Streams surfen oder auch mal die Schuhe ausziehen und die Füße einfach auf die Konsole legen.
    Doch in einem System, in dem nichts los war, fiel einem bald – wie es unter Raumfahrern hieß – das »Vakuum auf den Kopf«. Denn natürlich hatten die Verantwortlichen recht: Es gab keinen Grund für Invasoren, ausgerechnet hier anzugreifen. Was sollten sie auch im Sirius-System wollen? Etwa die Eisenvorkommen von Fe, die noch immer nach Sirius III und hin und wieder sogar in benachbarte Systeme transportiert wurden? Für weitere Transporte war der Abbau des Eisens bereits jetzt unrentabel.
    Und Sirius III war wahrscheinlich ohnehin bald Geschichte. Denn auch wenn die Bewohner von Dog Star widersprachen und der Systemgouverneur Taseer wahrscheinlich rot sah, wenn man es in seiner Gegenwart laut aussprach; die Brüderschule der Christophorer war stets die Hauptattraktion im Sirius-System gewesen. Hier wurde geforscht und gelehrt, hier gab es Seminare, zu denen sogar die Koryphäen von Far Horizon oder TR-Tec angereist kamen.
    Doch das alles würde bald an Bedeutung verlieren. Nun gab es nur noch Mayen Thule. Ein Drittel der Studenten der Brüderschule hatte sich bereits erfolgreich für einen Wechsel an die Mayen-Thule-Universität auf der Erde beworben.
    Darunter auch Sam. Peters Sohn.
    Oder Bruder Samuel, wie er sich nun nannte.
    Du musst doch so stolz auf ihn sein!
    Peter konnte diesen Satz nicht mehr hören. Sein Sohn, der Wunderknabe, der seinen Vater in so vielem überflügelte. Ständig durfte er sich anhören, was Sam in seinem kurzen Leben bereits alles erreicht hatte.
    Die Musik brach ab, und Peter hörte eine männlich Stimme »DOG STAR A-17, hier Station Fe Point!«, sagen.
    »Hier DOG STAR A-17«, antwortete Peter.
    »Wir scannen ungewöhnliche Strahlungswerte auf Position 13-23-4.«
    »Verstanden! Programmiere Kurs und erstatte Bericht! DOG STAR A-17 Ende.«
    Peter überspielte die Koordinaten der Nachricht in den Navigationscomputer, ließ eine Route um die Asteroiden und Zwergplaneten berechnen, ermittelte die Möglichkeiten für zeitsparende Beschleunigungs- und Bremsstrecken und fand heraus, dass er bei optimalem Kurs 107 Minuten bis zum Zielort brauchen würde. Der Scan würde dann wohl nur wenige Minuten in Anspruch nehmen, der Rückflug nach Fort Aschere, der Orbitalstation von Sirius III, noch einmal 230 Minuten … Unterwegs konnte Peter den Bericht schreiben, was wahrscheinlich auf das Ausfüllen von Scanwerten ins Standard-Formular hinauslief. Ebenfalls eine Sache von Minuten …
    Insgesamt lagen also etwa sechs endlos langweilige Stunden vor ihm, in denen er kaum etwas zu tun hatte.
    Immerhin würde es seinem Gleitzeitkonto gut tun. Auch wenn Peter mit seinen freien Tagen so wenig anzufangen wusste wie mit seiner Arbeitszeit – an freien Tagen war man wenigstens zu Hause und konnte sich ungestört von den Videostreams berieseln lassen oder sich in einem der Virto-Games austoben.
    Peter berührte eine grüne Touchscreen-Fläche und aktivierte den Autopiloten. Leise sirrend fuhr das Triebwerk des Raumgleiters hoch – noch so ein einschläferndes Geräusch …
    Womit hatte er dieses triste Leben verdient? Gut, er hatte in der Vergangenheit Fehler gemacht. Fehler, die sich ab einem bestimmten Punkt im Leben nicht mehr korrigieren ließen.
    Wahrscheinlich war er einfach nicht egoistisch genug gewesen. Wäre er selbstsüchtiger gewesen, dann ginge es ihm heute ganz bestimmt besser.
    Aber er war eben zu naiv gewesen. Vor allem damals, als er Merril kennengelernt hatte. Sie war ein ganz raffiniertes Luder gewesen, er hingegen blauäugig und gutgläubig. Er hatte tatsächlich geglaubt, von nun an müsse alles wunderbar werden.
    Und dann war sie schwanger geworden.
    Weil er – wie sie nicht müde wurde zu betonen – seine Dosis Progesto-N vergessen hatte. Wie kann man nur vergessen, Progesto-N zu nehmen? Er erinnerte sich genau an den Klang ihrer Stimme, wenn er an diesen Satz dachte.
    Er hatte damals viel mit Merril gestritten, und als das Kind da war, zerbröselte die Beziehung wie ein Mehlklumpen.
    Es hieß ja immer, ein Baby schweiße eine Beziehung zusammen. Peter fragte sich, wer dieses lachhafte Märchen in die Welt gesetzt hatte. Es kam wahrscheinlich von Leuten, die glaubten, das Aufziehen von
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