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1496 - Keltenzauber

1496 - Keltenzauber

Titel: 1496 - Keltenzauber
Autoren: Jason Dark
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Sheila Conolly sagte zunächst nichts. Sie war völlig konsterniert. Sie schaute ihren Sohn nur an, der auf dem Stuhl saß und sich einen Kaffee einschenkte.
    »Was hast du, Johnny?«
    »Eine Tote mitgenommen. Du hast schon richtig gehört.« Er stellte die Kanne zur Seite.
    Sheila schluckte. Sie wollte ebenfalls einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse nehmen, doch der würde ihr jetzt nicht schmecken, das wusste sie genau. »Du hast also eine Leiche in deinen Kofferraum gepackt und sie transportiert?«
    »Nein…«
    »Moment mal, Johnny, du hast von einer toten Frau oder einem toten Mädchen gesprochen.«
    »Genau.«
    »Aber.«
    Johnny hob die rechte Hand. »Sie hat mir nur gesagt, dass sie eigentlich tot ist.«
    »Aha. Hat sie auch einen Namen?«
    »Sie heißt Myrna.«
    Sheila sagte nichts. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf.
    »Das kann ich einfach nicht glauben, Junge. So etwas passt nicht. Das gibt es nicht.«
    »Es ist aber so. Sie hat behauptet, dass sie tot ist.«
    »Und was hast du getan?«
    »Sie abgesetzt, weil sie es so wollte.«
    »Aha.« Sheila überlegte, bevor sie weitersprach. »Und das ist auf der Rückfahrt von diesem Seminar passiert?«
    »Genau.«
    Sheila Conolly schüttelte den Kopf. »Unglaublich ist das, Johnny, unglaublich.«
    »Ich kann daran nichts ändern. Aber so war das nun mal. Sie hat gesagt, dass sie tot ist.«
    »Und sie heißt Myrna.«
    »Stimmt.«
    »Nein, das gibt es nicht. Das kann ich einfach nicht glauben. Du musst dich irren…«
    Johnny widersprach. »Bitte, Ma, das sagst ausgerechnet du. Geh die letzten Jahre mal durch. Was haben wir nicht alles erlebt und erleben wir noch. Da passt doch die Tote ganz gut ins Bild. Du solltest das nicht so abtun.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie räusperte sich und runzelte die Stirn. »Ich kann es trotzdem nicht fassen.« Sie hob die Schultern. »Klar, du hast recht, wenn du die Vergangenheit ansprichst. Trotzdem, das will mir einfach nicht in den Kopf.«
    »Ich habe mich ja auch gewundert.«
    »Und du hast sie einsteigen lassen und das einfach alles so hingenommen?«
    »Irgendwie schon.«
    »Johnny, das ist mir zu wenig. Und dein Vater würde ebenso reagieren. Ich meine, du bist kein Kind mehr, du studierst, du warst bei einem Seminar, du hast auch verdammt viel erlebt, und ich habe mich damit abgefunden, dass dies solange wir leben nie ein Ende haben wird. Es wird uns immer wieder treffen.«
    »Das weiß ich auch.«
    Sheila lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und sah ihren Sohn an, der lächelte und die Schultern hob. Er sagte nichts mehr.
    Das passte seiner Mutter auch nicht. »Okay, ich weiß, was dir passiert ist, aber ich denke, dass du etwas mehr sagen könntest.«
    »Was willst du denn wissen?«
    »Alles.«
    »Hm.« Johnnys Stirn legte sich in Falten. »Wir haben ja Zeit«, sagte er und malte dabei mit der Fingerspitze Kreise auf die Tischdecke.
    »Ja, die haben wir.«
    »Gut, dann fange ich mal an…«
    ***
    Rückblende
    Nach fünf Tagen Seminar hatten alle die Nase voll. Die Lust auf weiteres Lernen war auf ein Minimum gesunken, und jeder der Studenten sehnte das Ende herbei.
    Das sollte der Mittag an einem Freitag sein. Die Professoren hielten sich auch daran, obwohl sie keine Erschöpfung zeigten. Es handelte sich um ein Medienseminar, das vor allen Dingen juristische Punkte berücksichtigte, und diese Paragrafen waren für viele der zwanzig Studenten langweilig gewesen. Aber sie gehörten zum Thema, und deshalb hatten sie in den sauren Apfel beißen müssen.
    Der letzte Beifall war verklungen, die Koffer waren bereits gepackt, und ein letztes Mal gingen die Studenten auf ihre Zimmer, um das Gepäck zu holen.
    Johnny teilte sich den Raum mit einem jungen Mann, der aus einem Kaff in der Nähe von Bristol stammte. Er war nicht mit dem Auto da, sondern mit dem Zug gekommen und musste quer von Ost nach West nach Hause fahren.
    »Wenn ich an die verdammte Fahrt denke, wird mir schlecht. Das zieht sich, kann ich dir sagen.« Peter Graves verdrehte die Augen.
    »Warum bist du nicht mit dem Auto gekommen?«
    »Zu weit. Man kann auch nie wissen, wie das Wetter wird. Nun ja, der Orkan ist vorbei. Er hat genügend Schaden angerichtet, und wie ich hörte, fahren die meisten Züge wieder. Du musst ja nur bis London. Von Dover hier ist das fast ein Katzensprung.«
    »Wenn du es so siehst, stimmt das.«
    Peter Graves nahm seine Segeltuchtasche hoch. »Kann ja sein, dass man sich mal wiedersieht.«
    »Das denke ich auch. Und wenn du nach
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