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0672 - Schwingen des Todes

0672 - Schwingen des Todes

Titel: 0672 - Schwingen des Todes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Es dröhnte und donnerte ohrenbetäubend. Calderone sah, wie die Pyro-Geschosse von einer unsichtbaren Sperre abgefangen wurden. Grell sprühten Flammen und Funken, verbrannten die Energie der Projektile. Unter normalen Umständen hätten die Geschosse den Eindringling treffen und verbrennen müssen. Feuer war für Dämonen kaum weniger tödlich als für Menschen, und die Ladungen, die beim Einschlag zündeten, hätten ausgereicht, mit einem Lucifuge Rofocale fertig zu werden.
    Nur gab's den nicht mehr; der war vom Dunklen Lord umgebracht worden.
    Und jetzt trafen die Geschosse ihr Ziel nicht, sondern wurden vorher abgefangen.
    Das hatte Calderone bisher auch noch nicht erlebt.
    Als die Feuerflut verebbte, verlosch, erkannte der Halbdämon, wer ihn besuchte: Stygia, die Fürstin der Finsternis!
    »Narr!« fauchte sie. »Warum verursachst du einen solchen Lärm? In ein paar Minuten ist die Polizei im Hotel! Wir müssen verschwinden, wenn wir in Ruhe reden wollen!«
    Er hielt die Waffe immer noch beidhändig auf sie gerichtet, zielte auf ihre Stirn.
    »Ich bin nicht sicher, ob wir beide mit reden dasselbe meinen«, gab er frostig zurück.
    Auf dem Korridor wurden Stimmen laut.
    Stygia schloß die Tür mit einer Handbewegung. Ungerührt sah sie Calderone an.
    »Ich will, daß du etwas für mich erledigst«, sagte sie.
    Calderone trat auf sie zu, blieb dicht vor ihr stehen. Er konnte die magische Sperre nicht fühlen, mit der Stygia seine Pyro-Geschosse aufgefangen und unschädlich gemacht hatte. Er setzte ihr die Mündung der Pistole direkt an die Stirn.
    »Ich bin nicht interessiert«, sagte er. »Und ich glaube dir kein Wort.«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, drückte er ab.
    ***
    Es klickte. Magie schob den Sicherungshebel herum; der Hammer der Waffe traf nicht auf die Zündfläche der Patrone. Magie erfaßte Calderone und riß ihn zusammen mit Stygia in einen Teleport. Von einem Moment zum anderen wechselte seine Umgebung.
    »Verdammt!« brüllte er und schlug zu. Die Fürstin der Finsternis ließ ihn los und sprang zurück. Sie lachte auf.
    »Ich will, daß du etwas für mich erledigst!« wiederholte sie. »Also wirst du es tun!«
    Calderone zielte immer noch auf sie. Er entsicherte die Waffe wieder. Ein kalter Windhauch streifte ihn. Innerhalb weniger Augenblicke sank die Temperatur merklich ab. Jetzt erst widmete Calderone sein Augenmerk der fremden Umgebung.
    Eben noch in seinem Hotelzimmer, befand er sich jetzt unter freiem Himmel in einer bizarren Landschaft. Düstere Wolken jagten über ihm dahin, brachten Kälte mit sich. Riesige, schwarze Vögel kreisten. Aus einem schier unendlichen Ozean ragten schroffe Felsen empor. Auf einem dieser gewaltigen Felsen stand Stygia.
    Auf einem anderen er selbst.
    Die Lücke, die zwischen beiden klaffte, vergrößerte sich zusehends. Es war, als trieben die hochragenden Felszacken voneinander fort. Die gischtende Wasserfläche zwischen ihnen verbreiterte sich rasch.
    Dabei waren sie beide, Stygia und er, gerade eben noch dicht beieinander gewesen! So dicht, daß sie sich berührt hatten!
    Und jetzt - wuchs die Entfernung!
    Wie machte Stygia das?
    Er sah, wie die Kleidung von ihr abfiel, die sie bisher getragen hatte.
    Falls es sich dabei nicht um eine magische Projektion handelte…
    Sie zeigte sich ihm in ihrer dämonischen Gestalt. Zumindest teilweise, denn auf die Stirnhörner verzichtete sie, aber aus ihrem Rücken wuchsen die Schwingen hervor, diese Lederhäute, die an Fledermäuse erinnerten. Calderone sah, daß die Schwingen zum Teil zerfetzt waren.
    So wie damals, als Nicole Duval mit ihrer Laserwaffe auf Stygia schoß! durchzuckte es Calderone.
    Er ließ seine Pistole sinken. Wenn er auf Stygia schoß, erreichte er trotzdem nichts. Sie hatte es ihm eben bewiesen. Sie war ihm immer noch überlegen; er konnte sie nicht töten. Nicht mit den Pyro-Geschossen. Die konnte sie abwehren. Und Laser besaß er nicht.
    Er war noch nicht firm genug, was seine eigenen Fähigkeiten anging. Und es würde auch noch eine Weile dauern. Sein Umwandlungsprozeß vom Menschen zum Dämon war längst noch nicht abgeschlossen.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    Im gleichen Moment, als er die Frage aussprach, begriff er, wie dumm sie war. Stygia hatte tausende von Möglichkeiten, ihn zu finden. Er konnte sich auf Dauer nicht vor ihr verbergen. Er hatte es versucht, weil er fürchtete, sie würde ihn dafür zur Rechenschaft ziehen, daß er sich bemüht hatte, den legendären Amun-Re aus dem
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