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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen
Autoren: Tania Kraetschmar
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1. Kapitel
    Alternde Frauen sollten bedenken,
    dass ein Apfel nichts von seinem Wohlgeschmack verliert,
    wenn ein paar Fältchen die Schale kräuseln.
    Auguste Brizeux
    Â» Kommt, Mädels, lasst uns auf Julika anstoßen! «
    Eva Wedekind griff nach dem Sektglas, das der Kellner soeben mit eiskaltem Champagner gefüllt hatte. Sie hob es feierlich in Julikas Richtung, die anderen taten es ihr nach.
    Â» Bergfest, Julika! Auf dein Wohl. «
    Â» Ach herrje! Noch mal fünfzig Jahre? Ich glaube kaum, dass ich das will. « Julika schaute lächelnd in die Runde. Zu fünft saßen sie um den eingedeckten Tisch. Im sanften Kerzenschein glänzten Silberbesteck, Porzellan und Cooler, besonders aber Julikas hellblaue Augen. » Aber wenn schon hundert, dann nur mit euch. Das ist ja wohl klar. «
    Schon vor einem Monat hatte sie im Mirror’s, einem trendig-teuren Restaurant hoch über dem Potsdamer Platz, reserviert. Nur das Beste war gut genug, um mit ihren Freundinnen ihren Fünfzigsten zu feiern, fand sie.
    Â» Natürlich mit uns! Wie denn sonst? « Eva lächelte.
    Â» Manchmal denke ich, es hat was mit dem Alter zu tun, dass ich die Freundschaft mit euch so sehr schätze « , sagte Julika und prostete einer nach der anderen zu. » Mit fünfzig ist der große Männerhype vorbei… «
    Â» …auch wenn man die stille Hoffnung auf den richtigen Kerl noch nicht ganz aufgegeben hat… « , meinte Nele, die erst fünfundvierzig war.
    Â» …oder die Kinder sind endlich groß… « , sagte Dorothee.
    Â» …oder man hat keine, wollte nie welche und kann das Thema gelassen aus der Lebensplanung streichen… « , warf Marion ein.
    Â» …oder es hat nie richtig gepasst… « , schloss Eva.
    Â» Genau das meine ich. Es ist die Zeit der großen Freiheit! Selten habe ich mich wohler gefühlt als heute. Mit euch. Danke, dass es euch gibt. « Julika wollte endlich anstoßen, aber Dorothee war noch nicht so weit.
    Â» Ich muss euch mal was sagen: Ich finde es herrlich, dass wir uns regelmäßig treffen « , erklärte sie und drehte den Stiel des Glases in ihrer Hand. Sie klang gerührt, und in ihren schokoladenbraunen Augen schimmerte es plötzlich verdächtig. » Ich wüsste nicht, wo ich ohne euch wäre! «
    Â» Alles okay mit dir? « , fragte Marion leise.
    Dorothee nickte, aber schaute sie nicht an.
    Â» Das geht mir nicht anders « , sagte Eva, die Marions Frage nicht gehört hatte. » Mit euch kann ich immer wunderbar die Seele baumeln lassen. «
    Â» Fünf Geburtstage heißt fünf Lichtblicke im Jahr, egal, wie dicke es sonst kommt « , fügte Nele resolut hinzu.
    Â» Das meine ich nicht nur, ich meine… ach, einfach alles « , widersprach Dorothee. » Dass ich euch jederzeit anrufen kann. Dass wir uns haben. In jeder Lebenssituation! «
    Ein Wochenendseminar mit dem selbsterklärenden Titel » Selbstverteidigung für Frauen « war vier Jahre zuvor der Beginn ihrer wunderbaren Freundschaft gewesen. Erst hatte ihnen eine Rhetoriktrainerin beigebracht, wie man auf blöde Sprüche verbal reagierte– und zwar spontan, nicht erst mit zwei Stunden Verspätung, sodass man sich maßlos ärgerte, dass einem nicht gleich die richtige Antwort eingefallen war. Dann hatte ihnen ein kräftiger Trainer namens Sven verschiedene Griffe beigebracht, mit denen sie sich erfolgreich zur Wehr setzen konnten. Falls es mit der verbalen Abwehr nicht mehr klappte. Und schließlich hatten sie gemeinsam das große Finale des Seminars gestaltet– mithilfe von Brettern, die jede von ihnen mit einem Befreiungsschrei zertrümmerte. Seitdem feierten sie ihre Geburtstage grundsätzlich zusammen.
    Â» Der Champagner wird warm « , erinnerte Julika eine Spur ungeduldig. » Was ein Jammer wäre! Also, cinque amiche per sempre – salute ! « Julika war mit einem Italiener namens Lorenzo Montecurri verheiratet gewesen. Nicht alle ihrer italienischen Ausdrücke verstanden die anderen, aber salute schon.
    Ein fünffaches » Pling « erklang. Sie tranken, und einen Moment lang herrschte Stille, abgesehen von der leisen Loungemusik und den gedämpften Unterhaltungen um sie herum.
    Â» Ahhh… « Marion stellte genüsslich seufzend ihr Glas ab. Sie lehnte sich so weit im Stuhl zurück, wie es weißes Leder und Stahl zuließen. » Nichts
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