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Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)

Titel: Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)
Autoren: Stephen Baxter
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P ROLOG
A RCHEV
    Ausdauer. Andenken. Aufbau.
    Eines Tages würde man ihr in den verstaubten Bibliotheken Gallifreys einen Namen geben:
Archev
. In den Bibliotheken Gallifreys werden alle Dinge benannt.
    Doch sie brauchte keinen Namen. Sie brauchte nur ihre Mission: Ausdauer. Andenken. Aufbau.
    Alles, was sie war, alles, was von ihr überlebte – und sie war alles, was von Heimat überlebt hatte –, war in einen Eismond eingebettet. Einen Mond, der einen Planeten umkreiste, eine Kugel aus trübem Gas, die selbst eine matte Sonne umkreiste.
    Das eigentliche Sonnensystem war wertlos für sie, uninteressant. Das galt auch für die Lebensformen, die auf den Planetenoberflächen umher krochen und starben. Eine Skulptur aus Trümmern und Müll, das war dieses System, und seine Existenz verdankte es der Zerstörung von Heimat.
    In diesem System des Abfalls überlebte sie seit Milliarden Jahren. Überlebte, obwohl sie beschädigt war. Die Explosion des Sterns, der Heimat zerstört hatte, war zu gewaltig gewesen. Sie war hineingeraten, und die ausgeklügelten Überlebensmechanismen, mit denen ihre Erschaffer sie versehen hatten, waren überwältigt worden.
    Sie hatte keine Ausdauer gezeigt. Sie war sich nicht sicher, wie wahrhaftig ihr Andenken war. Und sie war sich nicht sicher, ob sie ihr endgültiges Ziel des Aufbaus erreichen würde. Sie konnte ihre Mission nicht erfüllen.
    Daher hatte sie einen Plan ersonnen. Eine Strategie. Wenn sie sich nicht reparieren konnte, wenn sie ihre Mission nicht erfüllen konnte, dann würde sie in die Arme derer zurückkehren, die sie erschaffen hatten. Die Milliarden Jahre zuvor untergegangen waren. Die ihr alles, was sie waren, alles, was sie hätten werden können, anvertraut hatten. Die ihr vergeben würden.
    Das Licht einer längst vergangenen Sonne würde sie wärmen. Und sie würde es noch einmal probieren.
    Sie würde die Zeit überwinden, selbst wenn sie dafür diesen kleinen, sinnlosen Mond opfern musste.
    Es gab sogar einen Ausweichplan. Auf einer der Abfallwelten war eine Intelligenz entstanden, niedrig, aber gerissen und nützlich. Eine Intelligenz, deren Schicksal darin bestehen würde, für ihre Zwecke geopfert zu werden, sollte sie bei ihrem Erwachen entdecken, dass sie immer noch in den Tiefen dieses Eisklumpens gefangen war.
    Tief im Inneren des Mondes gab es eine Art Bombe.
    Licht, das verbrannte.
    Eine Explosion, die neugierige Augen von der Erde aus sehen konnten.
    Sie kauerte sich in den Überresten des Mondes zusammen.
    Fragmente der zertrümmerten Mondlandschaft bildeten ein glitzerndes Band um den Hauptplaneten.
    Und durch einen Riss in Raum und Zeit, der sich knirschend ausdehnte, fiel ein winziges Artefakt weit in die Vergangenheit …

1
    Durch den Strudel jenseits von Raum und Zeit trudelte eine Polizei-Notrufzelle, die keine Polizei-Notrufzelle war.
    Der geräumige, hell erleuchtete Kontrollraum war leer. Er war so groß, dass er eigentlich nicht in das ramponierte Äußere der Notrufzelle hätte passen dürfen. Wie die Gänge und Türen suggerierten, die von ihm wegführten, lagen unerklärlicherweise noch weitere Räumlichkeiten hinter ihm. Mehrfarbige, runde Fenster verschönerten die Wände. Eine Mittelkonsole beherrschte den Raum. Sie bestand aus einer sechseckigen Plattform mit Schaltern, Messgeräten, Monitoren und Hebeln. In ihrer Mitte befand sich ein durchsichtiger, stillstehender Zylinder. Abgesehen von dem Summen verborgener Maschinen war es still in dem Raum.
    In einer Ecke lagen zwei einfache Musikinstrumente auf dem glänzenden Boden, eine hölzerne Blockflöte und die Übungsspielpfeife eines Dudelsacks. In dem abgegriffenen, gebundenen Buch, das daneben lag, steckte ein dünnes Stück Plastik als Lesezeichen. Der Titel lautete
Schöne neue Welt
, der Autor hieß Aldous Huxley.
    Plötzlich erwachte der Zylinder in der Mitte der Konsole zum Leben. Er hob und senkte sich. Ein seltsames Geräusch, ein rhythmisches metallisches Keuchen zerriss die Stille.
    Die dreiköpfige Besatzung des Schiffs wurde aus ihren unterschiedlichen Tätigkeiten gerissen und eilte zum Kontrollraum.
    Zoe Heriot traf als erste ein. Sie war eine kleine, kompakt wirkende junge Frau, die ihre Haare zu einem praktischen Pagenkopf geschnitten hatte. Sie hatte ein offenes, koboldhaftes Gesicht, und, wenn sie wollte, ein ansteckendes Lächeln. Sie trug einen pastellfarbenen Overall aus ihrer eigenen Zeit, der zweiten Hälfte des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Trotz seines engen
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