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Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Titel: Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)
Autoren: Thomas Höhl
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vorhaben, ist etwas, das Verschwörungstheoretiker über Jahrhunderte den Regierungen unterstellt haben: Heimlich und im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Um mir in den Spiegel blicken zu können, muss ich dem jungen Mann selbst gegenübertreten, den wir für unser Spiel missbrauchen.«
    Commander al Khaled nickte und aktivierte die Sicherungsverriegelung.
    Vince holte tief Luft und trat durch die schalldicht isolierte Schleuse.
    Der Raum war kahl. Es überwogen die Blautöne. Am Rand befand sich eine Liege. Auf der anderen Seite konnte über ein Touchfeld die Nasszelle aktiviert werden, die dann aus der Wand klappte.
    Die Luft war klar und frisch, und sicher war auch die Temperatur angenehm. Dennoch fröstelte Vince, als er einen Blick auf den schlaksigen jungen Mann namens Luke Fuller warf.
    Er wirkte auf Vince jünger als neunzehn Jahre. Aber in meinem Alter sehen sie alle wie Kinder aus, selbst Kadetten Anfang Zwanzig.
    »Ratspräsident Taglieri«, sagte Luke Fuller, und Vince konnte beobachten, dass sich der Junge beinahe erhoben hätte, es sich dann aber offenbar anders überlegte und sitzen blieb. Doch die Angst in den Augen des Jungen war nicht zu übersehen.
    Vince rückte sich einen Stuhl zurecht und nahm Platz.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, und Luke Fuller wich seinem Blick aus.
    Vince griff zu einer einfachen Taktik: »Ich bin nicht hier, um Sie zu verhören, Mister Fuller. Wir wissen bereits alles. Von dem tragischen Tod Ihrer Eltern, von Ihren Aktivitäten bei Pro Humanity , von der Splittergruppe, die sich die Jünger des Evangelisten nennen, bis hin zum Evangelisten selbst, den Sie heute früh noch gesprochen haben.«
    In diesem Moment konnte Luke Fuller ein Zusammenzucken nicht unterdrücken.
    »Oh ja, wir haben den Evangelisten. Und er hat uns alles über Sie erzählt.«
    »Das würde er nie …«, platzte es aus Luke Fuller heraus.
    Vince nickte.
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Ich kannte bis vor Kurzem einen Jungen – wobei Junge vielleicht nicht das richtige Wort ist.«
    Luke lächelte kalt. »Sie meinen Adric. Den siebten Orphanen, der ein halbes Jahr an Ihrer Seite lebte. Den Sie am Ende getötet haben.«
    Vince musste schlucken. Er unterschätzte immer wieder, dass alles, was an jenem unseligen 19. September auf der STERNENFAUST geschehen war, Allgemeinwissen in den Solaren Welten war.
    »Damals waren Sie mein Held!«, bekannte Luke Fuller. »Ich glaubte, Sie würden die Dinge ändern. Sie würden dafür sorgen, dass uns die Aliens nicht länger bedrohen. Doch Sie sind genauso wie die anderen.«
    Wenn du wüsstest , dachte Vince. »Adric sagte damals, dass Menschen über keinen freien Willen verfügen. Dass jede Entscheidung die zwangsläufige Folge eines festgelegten kausalen Verlaufs ist. Ich habe bis heute meine Probleme, das zu glauben. Ich glaube, dass wir in der Lage sind, unsere Entscheidungen zu steuern. Und ich denke, auch Sie können eine Entscheidung treffen, Mister Fuller.«
    »Ich werde Ihnen niemals helfen!«, widersprach Fuller. Da Vince so ruhig mit ihm sprach, hatte er neuen Mut gefunden.
    Vince nickte. »Der Evangelist. Evangelion heißt übersetzt frohe Botschaft.«
    Luke Fuller erwiderte nichts. Er musterte Vince nur misstrauisch.
    »Dann habe ich für Sie und Ihren Evangelisten durchaus eine frohe Botschaft. Eure Bombe wird nämlich hochgehen.«
    Der junge Mann zog verwirrt die Stirn in Falten. Er glaubte an ein Spiel.
    »Sie haben durchaus richtig gehört, Mister Fuller!«, sagte Vince. »Die Bombe wird hochgehen, und Mayen Thule wird im Erdboden versinken. Und die Täter werden die Jünger des Evangelisten sein.«
    »Sie lügen!«, rief Luke Fuller.
    »Oh, keineswegs. Natürlich werden wir vorher Mayen Thule evakuieren, schließlich bin ich kein Mörder. Im Gegensatz zu Ihnen und dem Evangelisten.«
    »Das … das ist absurd.«
    »Sie und Ihr Evangelist haben uns genau das geliefert, was wir brauchten. Einen Sündenbock.«
    »Weil Sie zu feige sind, den Wanagi selbst die Stirn zu bieten«, rief Luke Fuller. »Sie sind noch schlimmer, als ich geglaubt habe. Sie misstrauen den Wanagi. Und doch wollen Sie nicht die Verantwortung übernehmen.«
    »Das von jemandem zu hören, der beinahe Tausende von Menschen getötet hätte, ist interessant. Ich frage mich, wie fühlt es sich an, von Menschen umgeben zu sein, ihnen vielleicht sogar zuzulächeln, und im gleichen Augenblick zu wissen, dass man ihr Mörder sein wird?«
    Luke Fuller sagte nichts, seine Augen
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