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Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen
Autoren: Hubert Haensel
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verheißungsvoll begonnen hatte.
    Ein letztes Mal bäumte Mythor sich gegen das gnadenlose Schicksal auf. Mit erschreckender Deutlichkeit erkannte er, dass es sein Ende bedeutete, wenn er mit dem Meteor in Berührung kam.
    War er gar als Kind in dieser Einöde ausgesetzt worden, um von dem fallenden Stein vernichtet zu werden, und waren seine Zieheltern überhaupt erst durch den Schrei des Bitterwolfs auf ihn aufmerksam geworden und hatten ihn gerettet?
    Vor Mythors Augen tanzten blutige Schleier. Während schauriges Gelächter von den Kraterwänden widerhallte, schwanden ihm die Sinne.
    War es Traum oder Wirklichkeit? Der Kämpfer des Lichtes starb viele Tode, bevor der Stein sein Schicksal endgültig und für alle Zeit besiegelte.
    *
    Niemand hatte die Hufe ihrer Pferde gehört. Wie von einem magischen Zauber herbeigetragen, standen sie plötzlich am Kraterrand.
    Drei Reiter, denen der Hauch des Verderbens voraneilte. Ihr Ruf war Befehl, und ihre Waffen blitzten im Licht der Sonne wie pures Gold.
    Erschrocken starrten die Besessenen zu ihnen hinauf. Dann ließen sie Mythor fallen und stoben in wilder Hast davon.
    Einer der Reiter, ein schwarzporiger Hüne, saß ab und stieg in den Krater hinunter. Sein Schwert funkelte, als er es auf den Meteor schmetterte. Die Klinge spaltete ein mehr als faustgroßes Stück des Steines ab.
    Dann erst wandte Oburus sich dem reglos daliegenden Mythor zu. Über sein Gesicht huschte das Lächeln des Triumphes; der Dämon in der Schlangenhaut gab ihm die Worte ein, die hart über seine Lippen kamen: »Mein Schwert könnte dich töten, doch niemals den Nimbus deines Seins. Aber du bist verloren, wenn dieser Stein dich berührt; seine Kraft vermag dich zu bannen. Sie macht dich hilflos, Sohn des Kometen. Darum stirb und gehe ein in das Reich der Schattenzone. Denn diese Welt gehört uns.«
    Langsam schritt er auf Mythor zu. Das Bruchstück in seiner Hand schien dabei dunkel aufzuglühen.
    Doch das Donnern vieler Pferdehufe ließ ihn herumfahren. Im gleichen Moment bohrte sich ein Pfeil unmittelbar vor ihm in den Boden.
    Oburus sah Coerl O’Marn und Herzog Krude fliehen. Ihre Pferde waren schneller als die der Verfolger, die jetzt am Kraterrand auftauchten.
    »Stirb!« Abermals wandte der Hüne sich Mythor zu. Er war dem Sohn des Kometen so nahe, dass niemand es noch wagen würde, auf ihn zu schießen.
    Aber einer der Stummen Großen drängte sein Pferd den Abhang hinunter. Und als das Tier in der Hälfte des Weges stürzte und sich überschlug, sprang er mit einem Satz aus dem Sattel und hastete heran.
    »Vierfaust«, schrie eine sich überschlagende Frauenstimme. »Hilf Mythor!«
    Plötzlich hatte Oburus es mit zwei Gegnern zu tun. Mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze sprang Mistra ihn an. Obwohl er sie mit einer einzigen Bewegung abzuschütteln vermochte, genügte diese kurze Zeitspanne dem Stummen Großen. Er schleuderte den letzten Zapfen vom Baum des Lebens auf den Meteor, der sofort aufglühte. Dann zog er sein Krummschwert.
    Fassungslos starrte der Hüne auf den sich zersetzenden Stein. Er wusste, dass nur Staub zurückbleiben würde. Und er bangte um das Bruchstück, das er in den Händen hielt.
    Vierfaust kam zu spät, um ihn noch aufzuhalten. Oburus verschwand im Dunkel des Höhlensystems.
    Verzweifelt und vorwurfsvoll zugleich blickte Mistra auf den Stummen. Mythor schien tot zu sein. Dass Vierfaust ihn aus dem Krater holen ließ, konnte nicht viel mehr als ein letzter Dienst sein.
    Im Westen neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen. Ihre blutroten Strahlen breiteten ein gespenstisches Leichentuch über dem Land aus.







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