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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Autoren: Tim Weiner
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Vorwort
    Mein Buch ist die Geschichte des Federal Bureau of Investigation, der bundespolizeilichen Ermittlungsbehörde des Justizministeriums der USA. Für uns ist das FBI eine Polizeitruppe, die Verbrecher verhaftet und für die Einhaltung von Recht und Gesetz sorgt. Dabei liegt seine erste und vorrangige Aufgabe in geheimen Ermittlungen gegen Terroristen und Spione, und das gilt heute ebenso wie für den Großteil der vergangenen hundert Jahre. Diese Aufgabe erzeugt zwangsläufig einen Konflikt, den die Väter der amerikanischen Verfassung vor über zweihundert Jahren vorausgesehen haben, nämlich dass eine freiheitliche Gesellschaft Sicherheit ebenso benötigt wie Freiheit. Beide sind sich wechselseitig bedingende Kräfte: die eine ist ohne die andere nicht zu haben. Geheimagenten können Gesetzesbrecher sein; ihr traditionelles Handwerk umfasst Telefonüberwachung, das Installieren von Wanzen und Einbruch.
    Über Jahrzehnte hinweg hat das FBI der nationalen Sicherheit vornehmlich durch Rechtsbeugung und Rechtsbruch gedient. Eine Geheimpolizei hat in einer Demokratie keinen Platz – das Ausmaß der Machtbefugnisse des FBI jedoch macht es zu Amerikas engstem Vertrauten.
    FBI. Die wahre Geschichte einer legendären Organisation ist die Chronik eines hundert Jahre währenden Konflikts um die Führung eines Geheimdiensts in einer offenen Demokratie, des Tauziehens zwischen nationaler Sicherheit und Bürgerrechten, die große Geschichte unseres Ringens um Sicherheit und Freiheit. Sie stützt sich auf Akten und verzichtet auf anonyme Quellen und nicht belegte Zitate. Ihre Grundlage sind unlängst freigegebene Dokumente, insgesamt mehr als 70000 Seiten, darunter eine bemerkenswerte Sammlung von Geheimdossiers J. Edgar Hoovers sowie mehr als 200 Zeitzeugeninterviews, aufgezeichnet von Agenten, die während und nach Hoovers achtundvierzigjähriger Amtszeit als Direktor für das FBI tätig waren.
    Hoover steht im Zentrum des amerikanischen Jahrhunderts wie eine dreckverkrustete Statue. Seine Getreuen sahen ihn als visionäres Genie. Für seine Gegner war er eine »Kloake«, wie Präsident Kennedys nationaler Sicherheitsberater es ausdrückte. Heute kennen ihn Millionen Amerikaner nur noch als Karikatur: ein Tyrann im Ballettröckchen, ein wunderlicher Kauz im Fummel. Nichts davon entspricht der Realität.
    Die Akten, die im Laufe der Jahre freigegeben wurden, räumen mit vielen Mythen und Legenden auf. Sie zeigen Hoover in neuem Licht. Er führte Spionagemissionen aus, die zu ihrer Zeit nahezu unvorstellbar waren, wie das direkte Auskundschaften verschiedener Führer der Sowjetunion und Chinas während der Hochzeit des Kalten Krieges, die Übermittlung detaillierter Warnungen vor Selbstmordanschlägen per Flugzeug auf New York und Washington, die Abwehr eines Anschlags auf einen demokratisch gewählten ausländischen Staatsführer sowie die subtile Beeinflussung der Präsidenten der Vereinigten Staaten.
    Hoover war kein Monster. Er war ein amerikanischer Machiavelli. Er war clever, er war ausgefuchst, und er hat seine Feinde nie aus den Augen gelassen. Er war ein Gründervater des amerikanischen Nachrichtendienstes und der Erfinder des modernen Überwachungsstaats. Auf die Manipulation der öffentlichen Meinung verstand er sich meisterhaft. Politische Kriegsführung und geheime Staatskunst praktizierte er im Dienst der nationalen Sicherheit und allzu oft auf Kosten der Moral. Kommunismus und Terrorismus bekämpfte er 55 Jahre lang mit Leidenschaft. Jeder aktenkundige Fingerabdruck, sämtliche biographischen und biometrischen Daten in den Datenbanken der Regierung verdanken ihm ihren Ursprung. Von den 1940er Jahren bis zu seinem Tod sah er die apokalyptischen Bedrohungen voraus, denen wir heute gegenüberstehen. Jedoch hinterließ er eine Institution, deren Existenz fast mit ihm zu Ende gegangen wäre und die nur aufgrund der nationalen Geheimdienstarbeit der letzten drei Jahre rechtlich fortbesteht. Das FBI besitzt bis heute keine rechtliche Legitimierung, abgesehen vom Eid des Präsidenten, dafür zu sorgen, dass den Gesetzen Genüge getan wird.
    Seit dem Ersten Weltkrieg haben US-amerikanische Präsidenten das FBI gegen ihre politischen Gegner eingesetzt. Pazifisten wurden ebenso verfolgt wie Terroristen, die Helden der Bürgerrechtsbewegung ebenso ins Visier genommen wie die Ritter des Ku-Klux-Klan. Auf höchsten Befehl hat das FBI die durch die Bill of Rights zugesicherten Grundrechte verletzt, um die Machtbefugnisse
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