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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Autoren: Tim Weiner
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des Präsidenten als Oberbefehlshaber durchzusetzen. »Um die Verfassung hat sich noch kein Präsident in Kriegszeiten groß Gedanken gemacht«, schrieb einst Franklin D. Roosevelts Justizminister – und seither hat sich jeder Präsident als Kriegsherr begriffen.
    FBI. Die wahre Geschichte einer legendären Organisation ist ein Protokoll gesetzwidriger Verhaftungen und Internierungen, von Einbrüchen, Einbruchsdiebstahl und Lauschangriffen im Namen des Präsidenten. Aber es ist auch die Geschichte von Amerikas hundertjährigem Krieg gegen Terroristen, Spione, Anarchisten und Attentäter. Die Feldherren in diesem Krieg – Präsidenten und Justizminister ebenso wie FBI-Direktoren – haben ihre Sicherheitsbefugnisse im Namen der nationalen Sicherheit genutzt und missbraucht. Aber auch ihre Befugnisse haben in unserer Demokratie Grenzen. Sogar Hoover selbst sperrte sich in seinem späteren Leben gegen Präsident Nixons eindeutig gesetzwidrige Anordnungen zur Ausforschung von Amerikanern. Robert Mueller, seit dem 4. September 2001 an der Spitze des FBI, widersetzte sich Präsident Bushs Befehl, illegale Geheimüberwachungen durchzuführen, und bot aus Protest seinen Rücktritt an. Er hat gesagt, dass wir den Krieg gegen den Terrorismus nicht gewinnen werden, wenn in der Schlacht unsere Freiheiten auf der Strecke bleiben.
    Die Führungsriege des FBI ist Tag für Tag mit diesem anhaltenden Konflikt konfrontiert. Wir sollten die Geschichte dieses Ringens kennen. Wenn nicht, werden wir unsere Freiheitsrechte dem Versprechen von Sicherheit opfern. Dann wird unsere Welt zwar sicherer sein, aber weniger frei.

I
    Spione und Saboteure

Der Bombenanschlag auf die Wall Street im September 1920: ein Terrorangriff, der niemals aufgeklärt wurde.

3
    Verräter
    Am 1. August 1919 wurde Hoover Leiter der neugeschaffenen Radical Division des Justizministeriums und besaß damit eine in der Regierung der Vereinigten Staaten einzigartige Machtfülle.
    Hunderte von Agenten und Informanten, die für das Bureau of Investigation tätig waren, standen unter seiner Kontrolle. Unter dem Vorwurf des politischen Umsturzes konnte er so gut wie jeden festnehmen lassen. Er initiierte eine landesweite Kampagne der politischen Kriegsführung gegen die Staatsfeinde. Er war immer noch erst vierundzwanzig Jahre alt.
    In den zwei Jahren, seitdem Hoover im Staatsdienst war, hatten die Vereinigten Staaten militärische Schlachten gekämpft und gewonnen. Jetzt führten sie einen politischen Krieg gegen den Feind an der Heimatfront.
    Seit Beginn des Ersten Weltkriegs hatten das Justizministerium und das Bureau of Investigation ihre Macht gegen Amerikaner und gegen Ausländer eingesetzt. Präsident Wilson hatte gewarnt, »nichtswürdige Spione und Verschwörer« hätten »in unserem Land Aufruhr gestiftet«. [23]   Er betonte, »viele aus unserem eigenen Volk« seien von ausländischen Agenten »verführt« worden. Die amerikanischen Staatsbürger, die sich gegen den Krieg stellten, warnte er, seien faktisch feindliche Kombattanten. »Wehe dem, der allein oder im Verein mit anderen uns in den Weg zu treten sucht«, erklärte Wilson.
    Die Vorgehensweise bei Massenfestnahmen und Internierungen hatte sich Hoover in seinen ersten fünf Jahren im Justizministerium angeeignet. Am Tag des Kriegseintritts verfügte das Justizministerium über eine Liste mit 1400 politisch verdächtigen Deutschen, die in den Vereinigten Staaten lebten. 98 Personen wurden sofort ins Gefängnis gesteckt, 1172 wurden als Bedrohung der nationalen Sicherheit betrachtet und konnten jederzeit verhaftet werden. Sie waren die ersten politischen Verdächtigen, für die Hoover im Justizministerium zuständig war.
    Das Bureau hatte unter Berufung auf das Spionagegesetz von 1917 das erste Überwachungsprogramm der amerikanischen Geschichte in Gang gesetzt. Radikale wurden verfolgt, Telefone abgehört und Briefe geöffnet. Nach dem Spionagegesetz konnten der Besitz und die Verbreitung von Informationen, die die Sicherheit Amerikas gefährdeten, mit dem Tod bestraft werden. Eine Gefängnisstrafe hatte zu erwarten, wer illoyale Gedanken »äußerte, druckte, schrieb oder veröffentlichte«. Insgesamt 1055 Personen wurden nach dem Spionagegesetz verurteilt. Unter ihnen befand sich nicht ein einziger Spion. Die meisten waren politisch Andersdenkende, die den Krieg ablehnten. Ihr Verbrechen waren Worte, nicht Taten.
    Rose Pastor Stokes, eine mit einem amerikanischen Millionär und Sozialisten
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