Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Strahlen der hoch stehenden Sonne, damals, vor nunmehr siebzehn Jahren…
    Um Mythor herum versank alles im dröhnenden Stampfen der Yarls. Die Erde erbebte im Rhythmus ihrer Säulenbeine. Eine gewaltige Mauer schob sich auf ihn zu, die gekrönt war von Zinnen und Türmchen, durchbrochen von Fenstern und engen Scharten. Und dazwischen die aufgerissenen Mäuler der riesigen Tiere, die diese Stadt auf ihren Rücken unaufhaltsam nach Norden trugen.
    Mythor schrie, wie ein Kind von fünf Sommern aus Angst schreit, und der Klang seiner eigenen Stimme führte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er begriff, dass er soeben einen Fetzen seiner Erinnerung erlebt hatte. Doch sosehr er sich auch mühte, alles andere blieb ihm auch weiterhin verborgen.
    Die Besessenen stießen Mistra und ihn vorwärts. Etliche von ihnen hielten klobig wirkende Waffen in Händen. Dass sie diese bisher nicht benutzt hatten, schien zu bedeuten, dass sie ihre Gefangenen wenigstens vorerst schonen würden.
    Von irgendwoher erklang das Heulen des Bitterwolfs. Erstaunt stellte Mythor fest, dass die Besessenen diesem Klang folgten. Wie von Sinnen taumelten sie durch das Gras.
    Der Sohn des Kometen konnte Hark nicht sehen, dessen Schrei drängender wurde. Aber er war überzeugt davon, dass der Wolf ihm etwas Wichtiges zeigen wollte.
    Einige der Stummen mit den vernähten Mündern hasteten neben ihm her durch die Steppe. Pfeifend ging ihr Atem.
    »Sie sind erregt«, stellte Mistra, die neben ihm herlief, keuchend fest. »Es ist, als hätten sie ihr Leben lang nur auf diesen Moment gewartet.«
    »Was weißt du von ihnen?« fragte Mythor.
    Das Mädchen schüttelte bedauernd den Kopf. »Nicht sehr viel. Nur dass die Stummen Großen hin und wieder einige der Ihren hierher entsandten, die aber nie zurückkehrten. Offensichtlich verfielen sie dem Bösen.«
    »Sie sehen nicht unbedingt aus, als wären sie besessen«, stellte Mythor fest. »Zumindest nicht alle.« Obwohl ihn immer häufiger Blicke aus verzerrten Gesichtern trafen, hinderte niemand ihn daran, mit Mistra zu sprechen.
    »An diesem Ort wohnen die Schatten, bis der Sohn des Kometen erscheint und sie verdrängt«, erwiderte das Mädchen. »Wir aus Salamos meiden diese Gegend. Es heißt, dass hier die Geister der Verstorbenen des Nachts zu neuem, grässlichem Leben erwachen. Auch die Großen scheinen vor den Kratern zurück zu schrecken; nur selten reiten sie bis auf Sichtweite heran.«
    »Ich spüre nichts von alledem. Und Hark würde mich warnen, wenn Schwarze Magie das Land beherrschte.«
    »Trotzdem könnte es uns ergehen wie diesen bedauernswerten Kreaturen«, gab Mistra zu bedenken.
    Doch Mythor hörte nicht auf sie. Ihre Warnung erschien ihm belanglos angesichts der Tatsache, dass er sein Ziel wohl bald erreicht hatte. Nun würde er nicht mehr aufgeben, selbst wenn Drudin ihm mit einem Flammenschwert entgegentrat.
    Sie näherten sich den Korallenfelsen bis auf wenige Schritte. Düster gähnend lag der Eingang zu einer Höhle vor ihnen. Das Heulen des Bitterwolfs wurde lauter, und als dann die ersten Besessenen in der Dunkelheit verschwanden, hallte das Echo seines Schreis weit über die Straße des Bösen.
    Schwerfällig tappte Mythor hinter den anderen her. Er fühlte, dass etwas nach seinen Gedanken griff.
    Der Ruf des Bitterwolfs erklang jetzt nicht nur von vorne, aus einer Ungewissen Tiefe heraus, er kam auch von hinten, von dort, wo die Krater lagen.
    Das war kein Echo!
    Es fiel Mythor schwer, sich umzuwenden. Er tat es, obwohl einige Besessene ihn plötzlich vorwärts stießen.
    Da war Hark. In weiten Sätzen hetzte er über das schwarze Land, das einst die Churkuuhl-Yarls verwüstet hatten.
    Und wieder ertönte das Heulen des Bitterwolfs auch aus der Höhle. In diesem Augenblick erkannte Mythor, dass er blindlings in eine Falle getappt war. Jemand ahmte den Ruf des Wolfes täuschend nach.
    Aber es war zu spät, sich noch zur Wehr zu setzen. Von allen Seiten stürzten sich die Besessenen auf Mythor und die Frau. Und diesmal zögerten sie nicht, ihre Waffen zu gebrauchen. Ein Schlag mit der flachen Klinge eines Schwertes riss Mythor von den Füßen. Sofort packten sie ihn und schleppten ihn weiter. Hinter ihm schrie Mistra gellend auf.
    Tiefer ging es in den Fels hinein, bis der Stollen sich nach einer Weile zu einer mächtigen Höhle ausweitete. Das spärliche Licht einiger Fackeln zeichnete gespenstische Umrisse.
    Ein jäh aufzuckender Blitz spaltete die Finsternis. Geblendet verhielt Mythor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher