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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition)
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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kleinen Löcher im Holz auf die Lauer. Sie hoben die Säcke und die Seile, die sie irgendwo im Dorf stibitzt hatten, während dieser Dummkopf Aotyé aufstand und in Richtung Getreidespeicher sah, da er wissen wollte, woher dieser ganze Lärm kam.
    Genau wie Ogoibélou es sich gedacht hatte, tauchte jetzt durch die Palisade das spitze, zitternde Schnäuzchen einer Maus auf. Aber das war alles. Denn sobald das Tier ein wenig geschnuppert hatte, machte es kehrt und verschwand im Dorf, was bei den Jägern tiefe Enttäuschung auslöste.
    »Nein! Komm sofort hierher!«, schrie Inogo in höchster Verzweiflung. Und er, der sich bereits für einen erbarmungslosen Jäger gehalten hatte, lief mit seinem Sack und dem Seil an der Palisade entlang, als bestünde noch irgendeine Möglichkeit, die Mäuse zu erwischen.
    »Ha, ha!«, lachte sich Aotyé kaputt und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    »Warum sind sie nicht aus den Löchern gekommen?«, fragte Eléou und sah seinen älteren Bruder mit großen Augen an.
    Serou schüttelte nur den Kopf und erklärte boshaft: »Das musst du Rokia fragen.«
    »Was habe ich denn damit zu tun?«, wehrte sich das Mädchen.
    »Mit dem ganzen Klimperkram, den du trägst, hast du sie erschreckt«, meinte ihr Bruder weiter. »Pling, pling, pling, plang, das klingelt ja bei jedem Schritt, pling, plang, du machst mehr Lärm als der Tablier , wenn er ins Dorf kommt.«
    Der Tablier war der einzige Händler, der alle zwei Monate über die Pfade durch die Brousse zu ihnen kam. Mit seinem merkwürdigen, dreirädrigen Transportmittel brachte er ihnen frisches Brot, Butterkekse, Teeblätter, Töpfe, Kleidung, Schmuck und Batterien für ihre Transistorradios.
    Rokia sprang wütend auf. »Du bist ein Lügner!«, protestierte sie. »Ich kann nichts dafür, dass deine Mäuse geflohen sind!«
    »Und wer dann?«
    Sie steckte einen Finger in den Mund, befeuchtete ihn und hob ihn dann vor ihr Gesicht. »Ihr habt euch in den Wind gestellt. Und die Maus hat euch gewittert!« Dann fuhr sie Eléou mit den Fingern durch die Haare. »Wie lange habt ihr euch nicht mehr gewaschen, na?«
    Doch ihr älterer Bruder teilte ihre Meinung nicht: »Sei jetzt still, Rokia, und lass mich reden.« Dann wandte er sich an seinen jüngeren Bruder: »Eléou, heute hast du begriffen, warum die Männer auf die Jagd gehen und die Frauen zu Hause bleiben. Wenn die Frauen dabei sind, schwirrt die Luft immer von unnützem Geschwätz.«
    »Das ist die gleiche Luft, die dir zum einen Ohr hinein- und zum anderen wieder hinausgeht und dazwischen auf absolute Leere stößt«, erwiderte Rokia, drehte sich auf dem Absatz um und ging.
    »Ja, sehr gut, bring deinen Klimperkram weit weg!«
    »Du hast mir bestimmt nichts zu befehlen!«
    Dann unterbrach sie eine Stimme von der anderen Seite der Palisade. Aotyé zeigte auf das Dach des Kornspeichers und meinte: »Da ist Ogoibélou, er ruft euch.«
    »Sag ihm, sie sind uns entwischt«, befahl ihm Serou.
    »Entwischt, was denn?«
    Serou schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Anscheinend bin ich nur von Frauen und Dummköpfen umgeben.«

    Rokia ballte wütend die Fäuste, während sie zum Eingangstor des Dorfes lief. Ihr Bruder war so überheblich! Überheblich, dick und dumm! Wenn sie ihm doch nur eine Lektion erteilen könnte, nur ein einziges Mal, etwas, was er nie vergessen würde …
    »Ach, wäre ich doch auch ein Mann«, wünschte sie sich neidisch. »Und der da ist einer und hat doch nichts als Luft in diesem hohlen Kürbis auf den Schultern.«
    Dann berichtigte sie sich: Serous Kopf war kein hohler Kürbis. Ein Kürbis war doch nützlich, man konnte ihn bemalen und ein hübsches Gefäß für Hirse aus ihm anfertigen oder ihn beim Tablier gegen ein Päckchen Salz eintauschen.
    Während ihr Bruder nicht einmal dazu taugte.
    Rokia dachte an ihren Vater, der vor einigen Tagen zu einem großen Jagdzug aufgebrochen war. Der war ein richtiger Mann. Von klein auf hatte sie ihm dabei zugesehen, wie er seine Speere schärfte und alles Nötige vorbereitete, um den nächsten Monat fern von zu Hause zu verbringen.
    Rokia hatte ihn immer mit Bewunderung beobachtet und dabei ein wenig Neid empfunden: Sie würde an diesen Jagdzügen niemals teilnehmen können.

    Als sie beim Tor um die Palisade bog, wäre sie beinahe mit Inogo zusammengestoßen, der immer noch den Mäusen nachjagte.
    »Pass doch auf!«, ermahnte ihn Rokia und hielt ihn auf.
    »Entschuldige, Schwester!«, jammerte Inogo so betrübt, das es schon wieder
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