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Spuren im Weltall

Spuren im Weltall

Titel: Spuren im Weltall
Autoren: Stan Weldon
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Planet ist fremdartig in nie geahntem Ausmaß. Wir glaubten zunächst, Berman und Neumann wären entführt worden. Nein, sie waren nur betäubt und berauscht und irrten umher. Warum? Das war die große Frage. Die Meuterei machte die Lage noch verworrener. Aber schon da fiel mir auf, daß die Zwischenfälle stets nur nachts sich ereigneten. Und zwar im Abstand von je zwei Nächten. Ich vermutete, ohne zunächst dafür einen weiteren Anhaltspunkt zu haben, daß in der sechsten Nacht wieder ein Zwischenfall eintreten würde. Es geschah so.
    Doch weiter! Dr. Jongmann tippte auf eine Gasvergiftung, ich mehr auf eine Infektion. Ich beschaffte mir eine Atemmaske mit Sauerstoffreserve und ging in die Nacht hinaus, um meine Beobachtungen zu machen. Mir geschah nichts, wohl aber Hemming und seinen sechs Leuten. Was auch immer unsere Leute angegriffen hatte, es mußte auf dem Atemwege wirksam sein. Und nun bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit für einen Film, den ich in dieser Nacht gedreht habe. Ich hatte unseren Astrogator Bevier gebeten, die Ultrarotscheinwerfer einzustellen, und habe dann mit Spezialfilmmaterial gearbeitet.“
    Der Saal wurde auf einen Wink des Biologen verdunkelt und die vorbereitete Vorführung begann.
    Das erste Bild zeigte das Schiff, aus einiger Entfernung aufgenommen. „Ich hatte mich ins Gras gesetzt“, erläuterte Ruehl den Bildstreifen. „Sie sehen nun Hemming und seine Leute.“
    Das Bild wurde klarer, Ruehl hatte einen kleineren Ausschnitt genommen, der nun Hemming und die Soldaten zeigte. Ein Schnitt. Zwei Soldaten torkelten; dann sah man Hemming, der zusammengesunken am Schiff lehnte, um kurz darauf sich mit müden Bewegungen aufzurichten und ins Dunkle fortzutaumeln. Die Kamera folgte ihm eine Weile.
    Wieder ein Bildschnitt. Hemming kam aus der Ferne zurück. Sein Gesicht war verzerrt. Schweißspuren zeichneten sich deutlich ab. Er wirkte total erschöpft.
    Ruehl ließ Licht machen. „Wir bemühten uns um Hemming, da wir von ihm am ehesten einen Aufschluß erwarten konnten.“
    Der Biologe führte nun Tonaufnahmen der Befragung Hemmings vor.
    „Sie sehen“, folgerte er, „wie unterschiedlich die Erinnerung Hemmings von den wahren Ereignissen ist. Dr. Jongmann und ich stimmen in unserer Betrachtung des Falles inzwischen überein. Doch bitte!“
    Der Mediziner trat langsam an die Spitze des Saales.
    „Sie haben die Aufnahmen gesehen, wir hörten Hemmings Befragung. Welche Diagnose ließe sich nun daraus und aus den Untersuchungen der anderen stellen? Es ist ein Rausch, ein tranceähnlicher Zustand. Hemming und die anderen Männer sind nicht betäubt, sondern berauscht worden mit einer rauschgiftähnlichen Droge.“
    Jongmann setzte sich wieder. Ruehl setzte seinen Bericht fort. „Wenn aber kein Mensch uns angegriffen hat, wer war es dann? – – – Es hätte doch uns allen merkwürdig erscheinen müssen, daß die Vorfälle jeweils im Abstand von zwei Nächten eintrafen. Ich forschte nach.
    Jede Nacht, meine Herren, erhob sich draußen außerhalb des Schiffes der Wind. Alle zwei Nächte aber roch er merkwürdig süßlich. Das brachte mir die Lösung des Problems. Die Pflanzen dieses Planeten sind eigentlich keine Pflanzen im irdischen Sinne. Sie nehmen eine Sonderstellung ein. Sie haben auch keine Blüten, und ihre Vermehrung war mir lange ein Rätsel. Sie geschieht durch einen pollenähnlichen Staub, den der Wind verweht. Die Pollengebilde setzen sich auf anderen Pflanzen – wir wollen einmal bei diesem Ausdruck bleiben – fest und wachsen dort ein. Irgendwie erfolgt so ein Wirkstoffaustausch. Vermutlich wachsen die Pflanzen an den betreffenden Stellen anschließend aus. Doch das mag Sie weiter nicht interessieren. Wichtiger ist folgendes: Ein ziemlich verbreitetes Gewächs dieser Ebene sendet alle zwei Nächte seinen Pollenstaub aus, der süßlich riecht. Unsere Posten atmeten ihn ein, und er wirkte stärker als Opium auf sie. Hemming hat uns gezeigt, wie diese Wirkung ist. Die Welt zeigt sich in den glühendsten Farben. Alles ist gelöst und schön, die Gedanken sind beflügelt.“
    „Unglaublich!“ stöhnte Holm auf.
    „Wir haben es experimentell erprobt!“ schaltete sich Jongmann ein. „Dr. Ruehl hat in der Nacht eine Probe des Pollens entnommen und verschlossen aufbewahrt. Sein Assistent erklärte sich gestern zu einem Experiment bereit. Unter meiner Aufsicht atmete Dr. Matthießen gestern den Pollenstaub ein. Die Wirkung trat wie erwartet ein, wenn allerdings auch
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